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Dieser russische Sänger hasst die westliche Kultur so sehr, dass er sein Auto anzündet

Außerdem zerbeißt der Ex-Totengräber gerne Bierdosen, verbrennt 20.000 Dollar und zettelt Schlägereien in Talkshows an.
Foto: Screenshot von YouTube aus dem Video "Стас Барецкий сжёг свой BMW" von Стас Барецкий

Der westliche Kapitalismus sollte Angst haben. Ein Typ, mit dem du dich nicht anlegen solltest, hat es auf ihn abgesehen: Stas Baretsky, ein 180 Kilo schwerer Glatzkopf mit Narbengesicht, der früher Totengräber und anschließend Sänger war.

Er hasst nicht nur jedes westliche Produkt, er will durch seine Taten auch seine lieben Mitbürger von ihrem Laster für importierte Autos, Technik, Kleidung und US-Dollar befreien.

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Baretsky, 43, stammt aus Lomonossow in der Nähe von Sankt Petersburg. Er hat einen Großteil der 1990er—oder wie sie in Russland oft bezeichnet werden, „die räuberischen 1990er“—damit verbracht, als Totengräber und Security auf einem Markt zu arbeiten und später—erfolglos—versucht, ein Café sowie ein Lebensmittelgeschäft zu betreiben. In den frühen 2000ern hat er zwei Alben mit seinen Songs aufgenommen und das Genre „Turbo Chanson“ genannt.

Er hat nie erklärt, was „Turbo Chanson“ genau bedeutet, aber sein Material ist anscheinend eine Mischung aus kitschiger Discomusik und Texten über Wodka, Frauen und kriminelle Machenschaften, gespickt mit Profanitäten. Die Titel seiner ersten beiden Alben, Zensur und Zensur 2, sollten anscheinend andeuten, dass sein Material nie durch die Zensur gekommen wäre—wenn es denn welche geben würde.

Durch die Platten wurde Baretsky nicht zum Star, aber in der Indie-Szene Sankt Petersburgs haben sie ihn bekannt gemacht. Ein paar lokale Acts—von der berüchtigten Band Leningrad bis zum Underground-Elektro-Duo Yolochnye Igrushky (Weihnachtsbaumdekoration)—haben ihn als Gastsänger oder, noch lieber, zu den Shows eingeladen. Baretskys Lieblingsaktion auf der Bühne war, eine Bierdose mit seinen Zähnen (manche davon sind aus Metall) zu zerbeißen und sich selbst mit Bier zu übergießen. Später wurde das Zerbeißen von Bierdosen zu Baretskys Markenzeichen und er hat es für diverse Zwecke vorgeführt. In diesem Video macht er es, wie er erklärt, um einen Sexshop namens Rozovy Krolik (Pinkes Kaninchen) zu unterstützen.

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Ein anderes Hobby von ihm ist, bei Talkshows Schlägereien anzuzetteln, zu denen er anscheinend oft nur aus diesem Grund eingeladen wird. Bei einer Talkshow, in der es darum ging, wie schlechte Musik den Geschmack der Leute verdirbt, hat Baretsky den ehemaligen Rapper Bogdan Titomir als „Scheiße“ bezeichnet. Sein Versuch, ihn zu verprügeln, war allerdings nicht gerade erfolgreich.

„Ich habe vor niemandem Angst und ich habe kein Problem, mich zu prügeln“, hat er später in einem Interview erklärt. „Und ich schütze mein Gesicht nicht.“

Anfang des Jahres hat Baretsky seinen Kreuzzug gegen westliche Produkte gestartet—der merkwürdigerweise in die gleiche Kerbe schlägt wie die anti-westliche Rhetorik der Regierung.

Baretsky, der exakt wie eine Karikatur eines russischen Kriminellen aus den 1990ern aussieht, besteht darauf, dass importierte Waren scheiße sind und dass die Russen durch ihren Kauf den westlichen Kapitalismus unterstützen und lieber Waren aus dem eigenen Land kaufen sollen. Vor ein paar Monaten hat er in einem Laden in Sankt Petersburg ein iPhone und ein Samsung Tablet zerstört und auf einem Markt eine Unterhose zerrissen.

Baretsky hat es aber auch auf die westliche Musik abgesehen und an die Russen appelliert, lieber einheimische Künstler zu hören. Um seinen Standpunkt zu untermauern, hat er eine Beatles-CD zerstört, nachdem er einen Straßenmusiker belehrt hat, dass er seine Songs auf Russisch und nicht auf Englisch singen solle.

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In seinem Hass gegen alles Westliche ist der Sänger sogar soweit gegangen, dass er US-Dollar verbrannt hat. Er behauptet, 20.000 Dollar zerstört zu haben – das Video davon wurde bereits blockiert. Einige Medien haben später berichtet, dass die Dollarscheine, die er verbrannt hat, nicht echt waren, was Baretsky nicht abgestritten hat. Sein anti-westlicher Kreuzzug hat ihm ein wenig Aufmerksamkeit seitens der Medien eingebracht, wahrscheinlich sogar mehr als seine Songs.

Schließlich hat er dann auch das Versprechen eingelöst, seinen BMW zu verbrennen und auf einen einheimischen Schiguli umzusteigen, womit er „Importsubstitution“ fördern will, eine Idee, die von der Regierung vorangetrieben wird, als sich die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen abgekühlt haben. Baretsky hat seinen BMW in einen Außenbezirk von Sankt Petersburg gefahren, wo sich bereits ein paar Leute für das Spektakel zusammengefunden hatten, um ihn anzufeuern. Dort hat er Benzin über das Auto gegossen und ein Streichholz angezündet, womit er sich beinahe selbst in Brand gesetzt hätte. „Ich habe dieses Versprechen gemacht und eingehalten“, verkündete er stolz und erinnerte die, die im Russland der 1990er gelebt haben, an die Aussage der damaligen Kriminellen: „Was der Kerl gesagt hat, hat er auch gemacht.“

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