7 Dinge, die ich an Clubs in Leipzig hasse

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Ausgehen

7 Dinge, die ich an Clubs in Leipzig hasse

Erster Grund: Schlechte Laune.

Eintritt vermutlich über 4 €: Leere Bar mit Tanzfläche in Leipzig. Foto: Kunstee/Flickr, CC By 2.0

Jaja. Leipzig, das neue Berlin. Man kann es nicht mehr hören. Moment, stimmt, man hört es kaum noch. Denn alle coolen sind jetzt schon hier. Dank der erschwinglichen Mieten leben hier Unmengen an Musikern und Künstlern, die natürlich auch das Nachtleben positiv befruchten. Diese coolen Kids möchten dies jetzt natürlich nicht mehr teilen und unter sich bleiben. Also mag man hier Touristen und Stadtunkundige gar nicht so gerne. Überhaupt ist die Stimmung nachts in Leipzig nicht immer die Vergnüglichste.

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Schlechte Laune

Man kennt das aus der Hauptstadt—zu cool zum Spass haben. Auch in Leipzig weit verbreitet. Ob Konzert oder Party, die Leute sind erstmal skeptisch. Bei Konzerten gibt sich der Leipziger als Ober-Auskenner. Er steht weit hinten, singt auf keinen Fall mit, hält sich an seiner Club Mate fest, bis sie schal und warm ist (bloss kein Geld für ein weiteres Getränk ausgeben). Wenn der Leipziger zur Höchstform aufläuft, gibt es mal ein anerkennendes Mitwippen. Tanzen kann man das nicht nennen. Wo wir schon bei den Partys wären.

In Leipzig wird man beim Feiern depressiv, denn es gibt zwei Arten von Clubs. Die, in denen Techno läuft und solche, in denen kein Techno läuft. Dort wo Techno gespielt wird (und in Leipzig hört man gerne düsteren Techno) trinkt niemand Alkohol, da alle Drogen nehmen—Leute, besauft euch doch mal richtig, dann müsst ihr auch nicht drei Stunden, wie ein Zombie auf der Stelle tanzen. Dort wo kein Techno läuft, saufen allerdings alle wie die Berserker, ergo die Euphorie schlägt irgendwann in Aggression um—Leute, sauft doch einfach nur die Hälfte, dann begleitet euch vielleicht mal jemand anders als der Türsteher zum Ausgang.

Keine Kohle

In Leipzig hat man eigentlich, im Vergleich zu anderen deutschen Städten, geringe Lebenshaltungskosten. Trotzdem hat der Leipziger Clubgänger eigentlich nie Kohle.

"4 € Eintritt? Danke für nüschttt!!!1111!."

"Gruppenrabatt?? Komm, mach mal 2€, wir sind auch zu viert."

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"Ab wann ist es denn kostenlos - ab 4? Ok, Ich komm' später nochmal wieder."

"Ja nee, ich stehe wirklich plus 3 drauf."

"Kann ich das Bier mit reinnehmen?"

Nein, du kannst das Bier nicht mit in den Club nehmen, was du dir grad aus dem Späti mitgebracht hast. Wusstest du, dass jeder Club vom Getränkeverkauf lebt? Die Getränkepreise in Leipzig sind wirklich sehr human. Du bezahlst selten mehr als 2,50 € für ein Bier, oft weniger. Jetzt nimm dich zusammen und kratz 20 € zusammen für den nächsten Getränkeabend. Muss ich dir ausrechnen wieviele Biere du davon kaufen kannst? Wenn das immer noch nicht reicht, bunker eben deinen Rotwein im Tetrapak draussen im Gebüsch. Kein Mitleid dafür.

Sachsen-Brücke

Sie ist wie das Symbolfoto einer Biermarke. Der beliebte Treffpunkt für alle Großstadtromantiker, Instagram-Suchtis, Hobby-Musikanten und Sternburg-Sommeliers. Ganz Mutige wagen auch mal den Sprung ins Elsterflutbett. Hier ist man voll gut drauf und genießt das Leben. An der Sachsenbrücke kann man so schön die Seele baumeln lassen—Einfach alle Fünfe mal grade sein lassen, ihr kennt das. Jeden Frühling entscheidet sich dann neu, bei wem die Sachsenbrücke in der Sommer-Saison angesagt ist oder nicht. In diesem Sommer noch als Hipster-Brücke verschrien, in jenem Sommer ist es dann wieder die Hippie-Brücke. Zu welcher Gattung gehörst du nochmal?

Ost-West-Konflikt

Leipzig hat neulich die 500.000 Einwohner-Marke geknackt. Ein beschauliches, niedliches Großstädtchen im Osten unseres Landes ist Leipzig also. Hier kann man eigentlich mit dem Rad jeden Punkt der Stadt in 20 Minuten erreichen. Luxus. Trotzdem sind die Leipziger kleine, faule Schweinchen. Da lädt mal wieder eine Bar zur Einweihung in die Eisenbahnstraße. Es spielt eine tolle Krautrock-Einmann-Combo. Die Facebook-Teilnehmer gehen in die Hunderte. Am Ende rennen doch wieder alle in den Laden vor ihrer Haustüre. Wohnst du im Westen, bleibst du nachts im Westen. Das gleiche gilt für den Osten. Wohnst du im Süden hast die Arschkarte oder lebst im Paradies. Such's dir aus.

Wehe die Entfernung zwischen WG und Club ist länger als der Weg zum nächsten Döner. Es bleibt hier jeder in seinem Viertel, schließlich muss der Heimweg eingerechnet werden. Wenn man zu besoffen ist, hat man weder Lust noch die Fähigkeit Fahrrad zu fahren. Wie wir oben gelernt haben, haben wir kein Geld, deswegen fällt Taxi auch flach. Bleiben noch die öffentlichen Verkehrsmittel, die uns zum nächsten Punkt bringen.

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Öffentliche Verkehrsmittel

Es könnte so schön sein. Mit den "Öffis" in den Club und wieder nach Hause. Davon abgesehen, dass aller Jubeljahre überhaupt mal ein Bus durch die Stadt tuckelt, ist es eine Farce. Denn die wenigen Busse und mittlerweile auch ein paar Straßenbahnen, müssen am Wochenende das gesamte Partyvolk transportieren. Es gibt eigentlich nichts was man in Leipziger Nachtbussen- und Bahnen noch nicht gesehen hat. Kotze, Scheiße, Pisse, Schlägereien, entgleiste Bahnen. Moment—Das ist in jeder Stadt so, oder? Trotzdem scheiße

Innenstadt

Wer geht da zum Feiern hin, ausser die Spieler von hiesigen Fussballvereinen? Um es kurz zu machen: Leipziger gehen nicht in die Clubs innerhalb des Innenstadt-Rings. Da feiern nur Leute von ausserhalb. Also alle deren Nummernschilder mit MTL, BNA oder DZ beginnen. Die parken dann ihre Autos in den Parkhäusern der Passagen und wenn sie ganz fit sind, gehen sie direkt nach dem Clubbing ins Fitnessstudio daneben. Oder alternativ in den Hauptbahnhof zu McDonalds. Wer das ganze Ausmaß des Leipziger Nachtlebens erleben möchte, Freunde für's Leben sucht oder auch das echte Elend sehen will, der sollte seinen Sonntagmorgen zwischen 4 und 7 Uhr mal dort verbringen.

Szene-Viertel

Mit Clubs in Leipzig ist es wie mit Putzerfischen. Dort wo die jungen Leute wohnen, da sind auch die Clubs. Für viele Jahre war die Südvorstadt mit dem angrenzenden Connewitz das Mekka für Studenten, also eigentlich seit dem Mauerfall bis Mitte der Zweitausender. Dann wurde es langsam voll in Leipzig, die Wohnungen knapp, die alten Buden saniert, der ganze Gentrifizierungsscheiß eben. Man brauchte neue Freiflächen. Die fand man vor allem im Westen, Industriebrachen. Unendliche Möglichkeiten der Entfaltung. Ergo: da ploppten auch neue Clubs auf. Da das die Yuppies auch schnell gemerkt haben, ist Plagwitz mittlerweile eine Hölle aus Lofts, Galerien und Bio-Eisdielen. Doch wohin? Der Osten musste her. Früher Nazi-Hochburg, heute Barista-Land. Aber mit jedem Leipzig-Hype-Artikel (merkt ihr was) wird die Stadt auch immer voller. Es gibt schlicht (fast) keinen Platz mehr. Das heisst im Umkehrschluss, dass jedes Jahr ein neues Viertel als der neue Scheiß ausgerufen wird. Plagwitz, Reudnitz, Volkmarsdorf, Lindenau, Kohlgartenstraße, Anger-Crottendorf. Sucht's euch aus. Mein Tipp für nächstes Jahr: Stötteritz und Gohlis werden der neue Shit.

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