7 Dinge, die ich an Clubs in Leipzig liebe

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Ausgehen

7 Dinge, die ich an Clubs in Leipzig liebe

Hey Leipzig, vielleicht werden wir ja doch noch so etwas wie Freunde.

Kein Hohn ohne Lob. Gestern konntet ihr über die Abgründe in Leipzig lesen, zumindest über die aus dem Nachtleben. Heute also die Lobhymne auf eine blühende Clublandschaft im Klein-Paris von Ostdeutschland. Eine Stadt, in der es nachts so viel zu entdecken gibt, zig Mikrokosmen möchten erforscht werden. Aber seid gewarnt: Neuankömmlinge werden kritisch beäugt und erst nach mehrmaligem Erscheinen langsam in den Kreis ihrer aufgenommen.

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Keine Kohle

In Leipzig ist man immer blank. Standard. Aber das Gute daran ist, dass hier das Weggehen auch total billig ist. Also zumindest wenn du nicht aus Zwickau oder Chemnitz kommst, da ist es noch billiger. Es gibt quasi keinen Club der mehr als 10 Euro Eintritt kostet. Im Schnitt musst du 5 Euro berappen, um rein zu kommen, und 4 Euro für einen Gin Tonic. Eine Türpolitik im klassischen Sinne musst du auch nicht fürchten, Leipzig kann sich einfach keine leisten—zu klein, die Stadt. Aber keine Angst, deine gesparte Kohle kannst du im Suff wieder für's Taxi raushauen. Die sind hier nämlich inzwischen sogar teurer als in Berlin.

Lokale Spezialitäten

Gehört zu Leipzig wie das Leipziger Allerlei: Pfefferminzlikör. Foto: Imago

Seit einiger Zeit stehst du total auf Pfeffi, oder? Gibt's jetzt nämlich auch bei dir im Späti um die Ecke, hab ich Recht? Ja, ich kann dir eins sagen: Wir haben das Zeug groß gemacht. Nordhäuser Pfefferminzlikör wird in Leipzig seit Jahren in ziemlich jedem Club ausgeschenkt (ausserhalb des Innenstadt-Rings). Und nein—Berliner, mit eurer "Luft" seid ihr auch nur Abklatsch.

Dann gibt es natürlich noch Gisela (Wodka mit Lime Juice), seit Generationen bei Studenten ein Vollrausch-Klassiker. Nur unter Leipzig Sauf-Profis bekannt: Volle Schnauze (Weißwein mit Wodka—ja, wirklich!) und Wodka-Pflaume (Wodka mit Pflaumensaft und Zimt).

Allgemein kann man diese Kurzgetrunkenen auch in folgende Kategorien einordnen:

Pfeffi—für Kunststudenten, Punks und Rapper

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Gisela—für Erstsemester und Normalos die mal was Verrücktes erleben wollen

Volle Schnauze—für Feier-Profis

Wodka-Pflaume—für Genießer mit Hang zu edlen Tropfen

Außerdem gibt es noch Birnenpfeffi mit Zimt. Aber ehrlich gesagt habe ich das Getränk weder schon mal irgendwo gesehen, noch selbst getrunken.

Szenen

Du kommst zum Studieren nach Leipzig, hast zu Hause HipHop gehört und suchst jetzt Anschluss!? Kein Problem, Leipzig hat für jeden Geschmack die richtige Szene. Da die Stadt durch geisteswissenschaftliche Studienfächer geprägt ist, hast du hier viele Kulturinteressierte und demzufolge so ziemlich alles was das Ohr begeht. Aber eben auch sehr begrenzt, vergiss nicht, Leipzig ist keine Riesen-Metropole, hier leben etwas mehr als 500.000 Leute. Speerspitzen sind House und Techno in all seinen Facetten. Indie-Veranstaltungen und -Konzerte kannst du hier jeden Tag besuchen. HipHop und Artverwandtes wird ambitioniert beackert, aber vom Publikum etwas stiefmütterlich behandelt, besonders wenn mal nicht Trap drauf steht.

Schwieriger wird es, wenn du auf Afterworkpartys oder in Clubs mit Dresscode "Anzug/High Heels" gehen möchtest. Die gibt es auch, aber die sind einfach nicht relevant. Die Stadt ist ein Moloch aus Studenten- und Underground-Clubs.

Vielfalt

Auch vielfältig: Leipziger Allerlei. Foto: Imago

Wir sind verdammt wenige, aber wir haben verdammt nochmal Bock auf Musik. Like I said, für die Größe dieser Stadt findest du echt viel gute Musik. Du kannst hier an einem Dienstag in einen Eckladen in Eisenbahnstraße gehen und da stehen 150 Leute und schauen sich irgendeine No-Wave-Band aus Mühlhausen mit 300 Followern an. Es kann dir aber genauso passieren, dass du Wire oder Brandt Brauer Frick vor so wenig Leuten siehst, dass sie jeden Gast persönlich begrüßen. Aber hey, es gibt erstmal überhaupt jemanden, der die Acts in die Stadt geholt hat. Genauso vielfältig ist der Sound der Stadt, es gibt einfach keinen bestimmten. Einige Artikel stilisieren Leipzig als House-City. Das ist Leipzig auch, aber nicht nur, es ist eben nur ein Ausschnitt. Gerade gibt es zum Beispiel einige Gitarren-Projekte, die weit über die Tore der Stadt hinausstrahlen (z.B. White Wine und Warm Graves oder auch Creams). Drangsal hat in Leipzig sein Album geschrieben. Trettmann hat Sächsisch im HipHop salonfähig gemacht.

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Investoren

Wer einen Batzen Geld hat und sich denkt, Leipzig boomt und eignet sich perfekt, um den jungen Leuten nachts mal gehörig die Taschen zu leeren und/oder zu diktieren was In oder Out ist, ist hier falsch. Leipzig feiert links, zumindest wenn es um ein Mindestmaß an kulturellem Mehrwert geht. Neue Läden werden von der Szene auf Herz und Nieren geprüft, vor allem auf Realness. Clubkultur wächst hier langsam und aus sich selbst heraus. Man möchte hier selber gestalten und bestimmen, wo und wie man feiert. Investoren haben es daher schwer, neue Konzepte bzw. Clubs langfristig zu etablieren. Ist dein Laden erst einmal als Kommerz verschrien, hilft oft nicht mal mehr die Ü30-Party mit DJ Ekki.

Feier-Tage

Obwohl Leipzig keine klassische Großstadt ist, kannst du hier (bis auf Montag) jeden Tag weggehen. Am Wochenende gibt es die übliche Vielfalt. Der Samstag ist in der Regel der Haupt-Weggeh-Tag. Freitags ist der Leipziger meistens noch ein bisschen müde von der Woche und liegt daher noch nicht bekotzt in der Ecke. Aber er traut sich immerhin schon mal zum Schwofen raus. Trotzdem gibt es auch innerhalb der Woche interessante Feier-Optionen: Der Donnerstag ist der geheime Star unter den Wochentagen. Liegt daran, dass pfiffige Studenten sich nach Möglichkeit freitags keine Vorlesungen reinknallen. Das hat zur Folge, dass es diverse Partys am Donnerstagabend gibt. Wo wir auch wieder beim schwächelnden Freitag wären, da liegen nämlich noch alle im Koma vom Vortag.

Hotspots

Zwar ist es schon mit kleinem Aufwand verbunden, ein Viertel zu verlassen, aber hast du einmal deinen inneren Schweinehund überwunden und dich für eine Ecke der Stadt entschieden, kannst du da auch den Rest der Nacht bleiben und Clubhopping betreiben. Denn ein Laden kommt selten allein. Es gibt unweit von einem Club auch mindestens noch zwei, drei weitere Optionen. Und auch die Peripherie kommt dabei nicht zu kurz: In den nachtaktiven Gegenden findest du in der Regel auch nach 4 noch einen geöffneten Döner und ein Taxi.

Fazit:

Wenn du einen geleckten Club mit Boutique-Musikanlage, LED-Licht/Raumkonzept und Parkettboden zum Feiern brauchst, in der jedes Wochenende die Top-20 der Resident Advisor-Charts auflegt, bist du falsch in Leipzig. Wenn es auch ein Kellerloch sein darf, mit 2m Deckenhöhe und DJs, deren Bekanntheit, wenn es hochkommt bis nach Berlin reicht, bist du in Leipzig zum Feiern genau richtig. Denk dran, dich nicht zu schick anzuziehen, deine Klamotten kannst du am Morgen danach eh wegschmeißen, dafür reissen die DJs genauso ab wie die Großen.

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