Header: Julian beim Tote Hosen Kinderkonzert. Foto vom Autor.Es gibt Momente im Leben, die vergisst man nicht. Entweder, weil sie so peinlich oder so einschneidend waren, dass sie uns an Abenden, an denen wir den Schlaf unbedingt brauchen, in Erinnerung gerufen werden und vor Scham oder Aufregung noch ein paar Stunden wach halten. So zeigt uns unser Körper, dass wir die Katastrophen-Jahre der Pubertät nie so richtig hinter uns lassen sollten. Warum auch immer. Als kleines Katharsis-Programm haben wir deshalb unsere Kollegen gebeten, ihre ersten Konzerterlebnisse für uns niederzuschreiben – denn das soll ja bei der Verarbeitung helfen. Ein paar davon sind zwar nicht wirklich peinlich – wer kann schon sagen, Michael Jackson gesehen zu haben –, aber es schadet nicht, sich diese Erlebnisse mal von der Seele zu schreiben.
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Julian, 25
Die Toten Hosen Kinderkonzert
Verena, 24
No Angels
Soweit ich mich erinnere, war mein erstes Konzert eines der No Angels. Als Kind war ich ein wirklich riesiger Fan der Band. Und wenn ich Fan sage, dann meine ich Fan: Ich habe Zeitungsschnipsel in diversen Mappen gesammelt, hatte VHS-Kassetten, Shirts, sogar ein glitzerndes No Angels-Parfum.Als mir meine Mutter schließlich offenbarte, dass wir nach Passau fahren würden, wo die frühen No Angels auf einem Stadtfest oder etwas ähnlichem auftreten würden, bin ich natürlich durchgedreht. Vom Konzert selbst weiß ich nicht mehr allzu viel, außer dass ich natürlich mein No Angels-Shirt anhatte und es der beste Tag meines bisherigen, noch ziemlich jungen Lebens war. Ich saß auf den Schultern meines Firmpaten und sang einen Phantasie-Text zu "Daylight in your eyes" mit, weil ich noch kein Englisch konnte. Früher war alles besser.
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Hanna, 26
Sarah Connor
Markus, 34
Blümchen
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Sandro, 23
The Misfits
Ben, 29
Rammstein
Foto rechts: Autor
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Auf alle Fälle hat mich dieses Konzert nachhaltig geprägt, Psychologen mögen sich uneins darüber sein, ob dies zu meinem Vor- oder Nachteil passierte, aber ich werde zumindest gelassen-amüsiert grinsen, wenn ich mal eine Penisprothese brauche.Josef, 33
Ich war erst sehr spät auf meinem ersten Live-Konzert. Ich hatte Populärmusik immer gemieden, weil ich schon mit zehn ein leicht prätentiöser Typ war. Aber in meinen frühen Teens warfen mich ein paar Oberstufler mit Dreads am Kopf, Dosenbier und vielen Joints im Gepäck in ihren Mazda und nahmen mich mit zum ersten Kozert meines Lebens (es war auch irgendwie mein erstes richtig arges Fortgehen und Party außerhalb meiner Heimatstadt).Wir fuhren vom Innviertel nach Wels, um uns Firewater anzusehen. Eine grölende Alternative Rock-Combo, die einen Haufen Punks und Freunde des gediegenen Pogo anlockte. Wir kamen viel zu spät, da noch geraucht und Schwammerl konsumiert werden mussten (letzteres nicht von mir, ich war nur megabetrunken) und erwischten gerade mal noch die letzten drei Nummern der Band.Ich fand die Jungs sehr super und ihr "Psychopharmacology" finde ich eigentlich heute noch ziemlich geil. Die Nacht ist extrem nebulös, aber irgendwann kam es zu Pöbeleien zwischen Oi-Skins und Leuten aus unserer Gruppe. Wir schliefen dann bei Bekannten, es war ungemütlich, alle schräg drauf und aggro. Alles in allem war dieses Abenteuer eher scheiße, Firewater aber definitiv super und das Highlight dieses Landjugend-Desasters.
Josef, 33
Firewater
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Samantha, 30
Michael Jackson
Ich war wirklich noch sehr klein bei meinem ersten Konzert. Ich war erst fünf Jahre alt, als ich mit meiner Mutter und meinen Brüdern bei Michael Jackson im damaligen Praterstadionwar. Als alleinerziehende Mutter von zwei großen Michael Jackson-Fans, ist ihr nichts anderes übrig geblieben, als mich (das Nesthäkchen der Familie) mitzunehmen. Ich kann mich leider nicht mehr an viel erinnern, nur dass wir sehr weit von der Bühne entfernt waren. Wir hatten Sitzplätze ganz weit oben. Von Michaels Performance weiß ich nur noch, dass eine funkelnde Person auf der Bühne herumgefuchtelt hat – waren wohl seine Tanzeinlagen.Christoph, 24
In der Wien-Woche, in der Landeier wie ich vor allem den Zugang zu einem Elektromarkt schätzten, kaufte ich mir das erste Album meines Lebens, an das ich mich gern erinnere: Stadium Arcadium von den Red Hot Chili Peppers. Ein guter Kumpel, der Musiknarr der Klasse, redete mir aber auch noch die Sportfreunde Stiller mit You have to win Zweikampf ein. Das sei absolut etwas für mich, dem damals noch sportlichen Fußballer. Wenig später traten die Sportis beim Saisonabschluss eines Skigebiets in der Nähe auf. Es war kalt, mittelmäßig voller Teenies und der Geruch von Glühwein und Eristoff Ice lag in der Luft. Bei "7 Tage, 7 Nächte" hab ich meine Stimme verloren. Mehr weiß ich nicht mehr. Für das erste Konzert eh ganz okay.Fredi, 25
Mein erstes Konzert war ein Sido-Konzert. Ich war 14, großer Fan vom "Arschficksong" (kam am Ende vier Mal hintereinander) und seinen Werken generell. Bin ich auch noch immer. Eigentlich habe ich davor Flo Rida im Empire sehen wolllen, aber damals dachte ich, dass Konzerte im Club um 22:00 Uhr anfangen. Ich durfte nur bis 1:00 Uhr fortgehen und Flo Rida ist erst irgendwann um 2:00 Uhr aufgetreten. Damals hat mich der Eintritt das gesamte Taschengeld gekostet. An Sido denke ich bis heute sehr gerne zurück. Fan von Konzerten bin ich trotzdem nicht geworden. Es hat mich genervt, dass es so voll war und ich kaum Platz zum tanzen hatte. Ich fühle mich bis heute extrem dumm, in einer Herde zu stehen und einem anderen Menschen beim Rumhampeln vorne zuzuschauen. Deshalb bereue ich bis heute auch gar kein Konzert auf dem ich war, weil es extrem ausgewählte Konzerte waren.Benji, 27
Mein erstes Konzert ist im Vergleich zu den anderen hier beschriebenen ein bisschen weniger aufregend. Zumindest auf dem Papier (oder Bildschirm). Für mich war es natürlich das ärgste Abenteuer, mit dem Zug in die große Stadt – ja Linz war für mich Landei quasi eine Metropole – zu fahren, um im Posthof die Bands zu sehen, die ich sonst nur von FM4 kannte. Petsch Moser hatten damals den Hit "Gustav K." und ich ließ mir die CD sogar signieren. Sie waren meine Helden, leider hab ich keine Ahnung, was aus ihnen geworden ist. Herbstrock kennt man heute als HVOB, damals machten sie allerdings noch auf Wir Sind Helden und A Life A Song A Cigarette gibt's nach wie vor. Ob das Konzert gut war oder nicht, konnte ich damals wahrscheinlich sowieso noch nicht einschätzen also behaupte ich jetzt einfach mal, dass es eines der besten Konzerte war, auf dem ich jemals ein Velvet Underground-Shirt anhatte.**Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.