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Daniel Avery teast mit diesem Rote-Exclusive seine 'DJ-Kicks' an

Hör hier einen neuen Track aus dem kommenden Techno-Mix des britischen DJs, der uns auch ein Interview gegeben hat.
Album art courtesy of the artist.

Vor zehn Jahren ist Daniel Avery aus dem Küstenstädtchen Bournemouth nach London gezogen. Dort landete er bei Trash—einer wöchentlichen Veranstaltung von DJ Erol-Alkan. Die Party befand sich damals schon in ihrem Endstadium, trotzdem sollte sie einen großen Einfluss auf Daniels DJ-Stil haben. Per Skype berichtet mir Daniel heute, dass er Alkans Fähigkeit bewundern würde, "einen roten Faden zwischen Musik aus unterschiedlichsten Richtungen zu spannen … ohne dass es sich irgendwie gezwungen anfühlt."

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2012, fünf Jahre nach dem Ende von Trash, veröffentlichte Avery erste Produktionen auf Alkans Label Phantasy. Später im gleichen Jahr folgte ein Fabriclive-Mix, der von regelmäßigen Gigs in dem berühmten Londoner Club begleitet wurde. Avery hatte sich damit als feste Größe von Londons Clubszene etaböoert. Erst das Jahr darauf gelang ihm allerdings der richtige Durchbruch mit seinem Debütalbum Drone Logic. Darauf verarbeitete er Einflüsse aus 90er Jahre Big Beat, funkigem Techno, Acid House und weiteren Stilen zu einem eigenständigen Sound.

Daniels heutigen Produktionen und DJ Sets unterscheiden sich allerdings stark von seinem frühen electro- und acidlastigem Output. Sie zeichnen sich durch loopigen und ausgesprochen düsteren Techno aus. Er selbst beschreibt seine Musik als "hypnotisch" und "psychedelisch". Diese Wandlung ist auch deutlich in seinem anstehenden Beitrag zu !K7s laufender DJ-Kicks-Reihe zu hören. Hier sind seine neuen Produktionen Seite an Seite mit neuen Tracks von altgedienten Technoproduzenten wie Planetary Assault Systems und Rrose zu hören, wie auch mit neueren Künstlern wie Ulwhednar von Northern Electronics und dem niederländischen Produzentenduo Artefakt.

Einer seiner neuen Tracks für den DJ-Kicks-Mix—"Look In Your Eyes" von Rote, dem gemeinsamen Projekt von Daniel Avery und Volte-Face—feiert hier oben seine Premiere. Anlässlich des am 11. November erscheinenden Mixes haben ich Daniel gesprochen, um herauszufinden, was er an der heutigen Techno-Szene besonders spannend findet und wie das Fabric beim Start seiner Karriere hilfreich war.

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THUMP: Ein Großteil der Musik, die dich momentan zu interessieren scheint, stammt aus einer bestimmten Techno-Tradition—wie die Musik aus dem Northern Electronics-Lager zum Beispiel. Was spricht dich daran so an?
Daniel Avery: Meiner Meinung nach sind sie das beste Beispiel dafür, dass momentan etwas Besonderes geschieht. Dieser Sound ist fest im Techno verankert, bedient sich aber auch bei Elementen aus Ambient- und Drone-Musik, wie auch Glitch-Sounds. Das zusammen erschafft etwas, das sehr neu klingt und absolut hypnotisch ist. Vieles davon ist ziemlich rau, aber nicht wirklich aggressiv. Es verfügt alles über eine gewisse Tiefe.

Versuchst du bei der Musik, die du auflegst, die aggressiveren Elemente des Techno zu vermeiden und dich mehr auf Tracks zu konzentrieren, die sich durch eine komplexe emotionale Qualität auszeichnen?
Definitiv. Als DJ finde ich es viel wichtiger, dass ich während meines Sets nach ein paar Stunden ins Publikum schauen kann und Menschen mit geschlossenen Augen sehe, die sich in dem Moment und der Musik verlieren, als in wild-aufgerissene Augen und pumpende Fäuste. Ich finde es viel interessanter, Stunden über Stunden in eine andere Welt einzutauchen.

Wie sieht dein perfektes Szenario als DJ aus?
Die Musik, die ich spielen möchte, eignet sich am besten für längere Sets. Das ermöglicht es dir auch, mehr auszuprobieren und mehr zu wagen. Ich meine, in den letzten zwei Jahren bemerkt zu haben, dass das Publikum längere Sets und weniger Unterbrechungen in einer Nacht möchte. In letzter Zeit habe ich viele Sets von etwa sieben oder mehr als acht Stunden gespielt und das sind definitiv auch die, in denen sich die Menschen am meisten auf das einlassen, was du tust. Die Leute wollen sich einfach in etwas verlieren, bei dem ihre Aufmerksamkeit nicht ständig von abrupten Wechseln unterbrochen wird.

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Gibt es bestimmte DJs, die dich bei deinem Wandel besonders beeinflusst haben?
Momentan finde ich DJ Nobu aus Tokio unfassbar beeindruckend. Er hat früher in Noise Bands gespielt, legt in seinen DJ Sets aber Techno auf. Und du kannst diese Noise-Elemente zwischendurch raushören. Wahrscheinlich könntest du ihn dir 24 Stunden lang anschauen und wärst keine Minute davon gelangweilt. Er behält einfach die volle Kontrolle. Andere DJs, die ich mir außerdem immer anhören würde, sind Donato Dozzy, Blind Observatory, Peter Van Hoesen, Silent Servant …

In dem DJ-Kicks-Mix sind auch ein paar neue Tracks von dir zu hören. Hast du die extra für die Compilation gemacht?
Bei "Space Echo", das den Mix abschließt, wusste ich, dass ich ihn auf dieser Note beenden wollte. Der Track kam also extrem schnell, nachdem der Mix bestätigt war. "Mechanical Sky" habe ich auch extra dafür gemacht, weil ich wusste, dass ich an einer bestimmten Stelle im Mix etwas mit einem etwas erbarmungslosen Groove haben wollte. Es war mir wichtig, dass ich etwas mache, das für mich einen gewissen Fluss hat. Alles muss sich miteinander verbunden anfühlen—auch weit über das Beatmatching hinaus.

Bei der DJ-Kicks-Reihe handelt es sich ja um einen kommerziellen Mix. Gab es Einschränkungen bei der Lizenzierung bestimmter Musik?
Ich hatte aus diversen Gründen nur sehr wenig Zeit, um diesen Mix fertigzustellen. Insgesamt habe ich alles in etwa vier Wochen erledigt—inklusive der Lizenzierung. Ich wusste, dass es extrem eng werden würde. Die Lizenzierung war aber nicht zu kompliziert, da alles, was ich darin spielen wollte, nah an dem ist, was ich ohnehin in meinen Sets mache. Es gibt so viel elektronische Underground-Musik von kleinen Labels, die ich momentan unglaublich spannend finde. Der Mix repräsentiert das, was ich spiele, aber auch eine Szene, die mir wirklich am Herzen liegt.

Vor der Schließung des Clubs hattest du mit Divided Love deine eigene Residency im Fabric. Wo siehst du momentan die Zukunft von Londons Clubszene?
2016 war ein einziger, langanhaltender Tritt ins Gesicht. Aber, was auch immer mit dem Fabric passiert—und ich hoffe wirklich, dass sie wieder aufmachen; es ist eine so liebevolle Gemeinschaft—, ist repräsentativ für die größere Welt der elektronischen Musik. Die kann natürlich, aber wird niemals sterben. Das Fabric war so wichtig für mich—ich rede darüber eigentlich nicht gerne in der Vergangenheit, aber jetzt muss ich das wohl. Die haben mich gebucht, als mich noch niemand kannte. Die haben mich für Andrew Weatherall eröffnen lassen und mir später die Fabriclive-CD ermöglicht. Irgendetwas haben sie anscheinend in mir gesehen und das hat etwas in mir erweckt. Und das hat das Fabric nicht nur mit mir, sondern auch einer Menge anderer Leute gemacht. Es ist definitiv nicht der einzige Club, der so etwas tut, aber definitiv einer der besten darin.

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