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Berlin

UPDATE: Die AfD klaut bei Electro-Swing-Band und wir kotzen gleich zweimal

Video: Die Partei für Rechtsabbieger wollte sich in ihrem neuen Wahlwerbespot jugendlich-modern geben, musste ihn jedoch umgehend löschen.
Caravan Palace-Sängerin Zoé Colotis und ein Model des AfD-Werbespots. Montage, imago/Belga, Screenshot/Facebook/Campaigning & Strategy

UPDATE: Die AfD musste nun, am 5. September 2016, wie erwartet die Musik aus dem Video entfernen. Statt ihn ganz runterzunehmen, hat die Partei lediglich die Tonspur entfernt. Sie wäre aber nicht die AfD, wenn sie sich zu Beginn des Videos nicht noch als Opfer undemokratischer Zustände inszenieren würde. Denn offenbar wollte kein Musikverlag den Rechtspopulisten einen Song verkaufen. „Wir werden gezwungen, diesen Wahlspot ohne Musik zu senden. Kein deutscher Verlag ist bereit der AfD Musikrechte zu verkaufen", heißt es vor dem Spot. Auf Facebook kommentiert die Partei für Rechtsabbieger die ganze Sache noch empörter:

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Dabei gibt es doch andere Möglichkeiten, an Musik zu kommen. Einfach mal bei Frank Henkel nachfragen,

dessen Wahlwerbespots doch eine hervorragende musikalische Untermalung haben

. Weiter unten findest du unseren ursprünglichen Beitrag über die AfD und ihren Verstoß gegen das Urheberrecht.

Die Anforderungen der modernen Welt lassen die AfD schier verzweifeln. Gestern Mittag offenbarte die Partei, dass sie zu dumm ist, um sich bei Lidl Brötchen zu kaufen. Abends gab es dann einen Bericht über den neuen Wahlwerbespot der Berliner Fraktion. Bei diesem benutzte die Partei für Rechtsabbieger einen Song der französischen Electro-Swing-Band Caravan Palace. Allerdings hatten sie sich zuvor nicht die Rechte an „Lone Digger" eingeholt, weshalb der Partei nun juristischer Ärger droht.

Weil die alten Wahlwerbespots den Muff von 1000 Jahren trugen, wollte sich die AfD in Berlin ein jugendliches Image geben. Dazu nahmen sie den besagten Hit und zeigten allerlei junge Menschen mit Sonnenbrillen. Den Durchblick haben aber nur diejenigen, die blau sind. Als von der Farbe der Brille her. Karl Marx und Auto-Klauer haben ihn nicht. Gleiches gilt für nicht-weiße Menschen. Obendrein sieht der Spot aus, als sei er von Fielmann geklaut:

Update: Der AfD-Wahlwerbespot ist offiziell nicht mehr verfügbar. Lest oben, warum.

Achtet die AfD das geistige Eigentum anderer nicht? Hat sie ihn also nicht, den Durchblick?

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Die Pressestelle der AfD Berlin-Mitte war telefonisch leider nicht zu erreichen. Vermutlich versuchte man dort schon verzweifelt, Helene Fischer zu überreden, Teil der Kampagne zu werden. Denn die Helene hatte ja 2014 schon ihre Eignung für die Nation gezeigt, als sie trällerte, während die deutsche Nationalmannschaft voller Arroganz am Brandenburger Tor auf- und abmarschierte.

Gegenüber dem Blog Campaigning & Strategy sagte AfD-Pressesprecher Ronald Gläser, dass es ein „Missverständnis im Bezug auf Rechte" gab.

Stell dir das mal vor: Die Rechte versteht die Rechte falsch! Man kann ja auch schnell dem Irrtum aufsitzen, dass es ok ist, einen Pop-Hit mit 19 Millionen Klicks auf Youtube, einfach so (im Loop) für seine politischen Zwecke zu verwenden.

Und überhaupt, liebe AfD, warum eigentlich was Französisches? Seid ihr etwa selbst Vaterlandsverräter? Wollt ihr euch wieder einmalan den Front National anbiedern? Oder wolltet ihr euch für Elsaß-Lothringen rächen? Wie wäre es mit einer richtig deutschen Band? Frei.Wild zum Beispiel? Ach, die sind Italiener bzw. Südtiroler. Wobei das ja historisch noch nie ein Hinderungsgrund war.

Viel wichtiger ist aber die Frage: Warum Electro-Swing? Dachtet ihr nach euren ganzen altbackenen Wahlwerbespots, dass ihr was Fetziges für die Jugend braucht und seid bei Electro-Swing gelandet? Zugegeben, das Genre war mal beliebt—obwohl es das schlimmste der Welt ist. Mittlerweile lockt ihr damit aber niemanden mehr.

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Ist die AfD schlimmer als Electro-Swing? Sicherlich. Brechreiz bewirken allerdings beide. Nur, dass die Partei um Gauland und Storch gleich einen ganzen Strahl verursacht. Insofern passt die musikalische Auswahl dann doch perfekt.

Auf den Hund gekommen: besagter Song von Caravan Palace aus Frankreich

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