Die fünf Phasen deines Clubbing-Lebens

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Ausgehen

Die fünf Phasen deines Clubbing-Lebens

So warst du, so bist du und so wirst du werden.

Foto von David Shankbone/Wikimedia Commons

Ausgehen ist großartig. Manchmal. Auch wenn ich mich über Schlangen, Touristen und langweilige Bookings sowie das schleichende Gefühl, dass das Ganze nicht mehr so viel Spaß macht wie früher, beschwere, gibt es manchmal Zeiten, Tage, Nächte, in denen ich mich wieder so fühle wie früher und mit weit aufgerissenen Augen vor Aufregung und Enthusiasmus strotze. Dann erinnere ich mich daran, dass ich jetzt 25 bin, mein Rücken weh tut, wenn ich länger als eine halbe Stunde stehe, und dass ich, wenn ich nicht bis ein Uhr im Bett bin, am nächsten Tag einen Kreislauf der Gefühle durchmachen werde, der schon vor dem Frühstück von Reue und Bedauern dominiert wird.

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Trotzdem war ich mal jung und ich werde noch älter werden, also habe ich mich entschlossen, den Verlauf eines Clubbing-Lebens nachzuzeichnen.

ACHTZEHN

Der Autor als junger Mann bei einer Begegnung mit Gott auf dem Weg zum Club

Dein Leben Du bist jung, jugendlich frisch und bereit, Party zu machen. Die Welt ist eine Auster voller Schweiß und Drogen und du kannst es kaum erwarten, sie zu knacken. Du gehst überall hin, siehst jeden, machst alles. Das hier ist es. Du verliebst dich im Wochenrhythmus in DJs. Du willst mittendrin sein. Du liebst das Leben. Du liebst es wirklich.

Deine durchschnittliche Partynacht:
20 Uhr: OK, Kumpel, jetzt betrinken wir uns SO RICHTIG. Ich habe gerade meinen vorläufigen Führerschein bekommen und war erst einmal so richtig besoffen, also lass uns eine Flasche Gin mit Cola trinken, dann mit BIER weitermachen und einfach ein paar Wodka-Energys hinterher kippen. Sollen wir danach in eine Bar gehen? Ich habe gehört, dass sie dort großartige Jägerbombs machen und ich liebe Jägerbombs, weil sie dich besoffen machen und besoffen zu sein ist so geil, ich liebe es. Mein Gesicht wird taub, ich kann nicht sprechen und ich weiß, dass ich irgendwann kotzen werde, aber das nehme ich in Kauf.

23 Uhr: Uebel & Gefährlich? Ja, habe ich von gehört, glaube ich, soll ein cooler Club sein. Lasst es uns dort krachen lassen, uns so richtig besaufen. Vielleicht gibt es da auch ein paar Mädels. Nina Kraviz spielt? Ah, ja Mann, ich habe gehört, dass sie wirklich gut, verdammt gut ist. Will jemand ein Bier?

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1 Uhr: Ich habe mich schon zwei Mal übergeben und will nach Hause, aber ich habe all meine Freunde verloren und war eine halbe Stunde auf dem Klo. Es ist wirklich laut, mir tut der Magen weh und ich wünschte, meine Mutter würde mich abholen.

11 Uhr: Großartige Nacht mit meinen Kumpels gehabt!!! #Livingfortheweekend #anothershotplease #gottobedone

So solltest du dich kleiden: Scheiß drauf, du bist 18. Du bekommst entweder Bafög oder hast einen Job und wohnst zuhause, also genieß es, das einzige Mal in deinem Leben mit deinem Geld machen zu können, was du willst. Flipp aus. Kauf dir diese Cheap Monday-Hose in Zebra-Optik. Besorg dir noch mehr Fischerhüte von Stüssy. Hol dir für jeden Tag der Woche ein anderes Paar Nikes. Wenn es um Kleidung für den Club geht, dann dreh ebenfalls total durch. Wenn du denkst, dass rote Jeans gut aussehen, dann trag rote Jeans. Wobei, das mit den roten Jeans solltest du vielleicht doch lieber lassen, denn die einzigen Leute, die in einem Club rote Jeans tragen, sind Snobs, die sich wie die letzten Ärsche benehmen und immer am Rande der sexuellen Belästigung bewegen. Aber du verstehst, was ich meine.

EINUNDZWANZIG

Der Autor in sorglosen Zeiten

Dein Leben: Du bist 21 und auf dem Höhepunkt deines Clubbing-Lebens. Du bist größtenteils vom Stress des Lebens befreit, du weißt—zumindest ein wenig—wer du bist und was dir gefällt und du bist wahrscheinlich immer noch motiviert, auszugehen. Willkommen in deiner Hochphase der Unbekümmertheit. Nutze diese Zeit überlegt. Geh in Clubs, weil du es willst, nicht weil du einen Kumpel hast, der mit dem DJ befreundet ist. Mach dein eigenes Ding. Das ist deine Zeit. Triff dich mit wem auch immer, wann auch immer. Du bist 21, du verdammter Jungspund.

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Deine durchschnittliche Partynacht: Du bist 21. Du hast die freie Auswahl. Geh in eine Kneipe. Geh in eine Bar. Geh in ein Restaurant, in dem du 30 Euro für einen Hot Dog, Pommes und eine Flasche von dem belgischen Bier raushaust, das es nicht in jeder 0815-Kneipe gibt. Geh in drei Clubs. Geh danach zu einem Kumpel nach Hause. Geh danach zu einem anderen Kumpel nach Hause. Wiederhol den Kreislauf. Du bist 21, du verdammter Jungspund.

So solltest du dich kleiden: Du bist 21, du siehst wahrscheinlich in allem gut aus, du verdammter Jungspund.

FÜNFUNDZWANZIG

Der Autor beim verzweifelten Versuch, jung zu bleiben

Dein Leben: Du bist plötzlich mitten in deinen 20ern angekommen und es ist erschreckend. Die Hoffnungen und Träume der Adoleszenz sind einer kläglichen Mischung aus Bedauern, unsinniger Nostalgie und Schulden gewichen. Du hast mit deinem Leben nichts nennenswertes angestellt und bist in einem freudlosen Kreislauf gefangen, der von dem Versuch, jung zu bleiben, und der gleichzeitigen Sorge um Bafög-Rückzahlungen und Tankrechnungen gekennzeichnet ist. Du arbeitest dich also freudlos durch ein paar Bier, bevor du in irgendeinen Club gehst, bei dem du auf der Gästeliste stehst, teilst dir mit drei Freunden eine Pille und suchst erfolglos nach dem Rausch, den du vor ein paar Jahren hattest, bevor deine Knie angefangen haben zu knacken und dir der Rücken die ganze Zeit weh tat. Damals, als du nicht die ganze Woche gebraucht hast, um dich vom Wochenende zu erholen. Du stehst immer noch freitags Selbstgedrehte rauchend mit Leuten in der Schlange eines Clubs, mit denen du tagsüber wenig gemeinsam hast, und hoffst, dass du für diese Nacht aufhören kannst, an das ganze Geld zu denken, das du deinen Eltern schuldest. Das Wochenende beginnt hier!

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Deine durchschnittliche Partynacht: Wenn du gerade deinen Lohn bekommen hast, geht es erstmal in die Kneipe—natürlich eher in eine der billigeren Sorte, denn nichts schreit mehr nach einer GROSSEN NACHT als ein halber Liter Bier für zwei Euro und aufgewärmte Chicken Wings aus der Mikrowelle. Dort trinkst du ein paar Bier mit deinen Kumpels und gibst dem Barkeeper kein Trinkgeld, damit ihr euch an der nächsten Tanke ein Sixpack kaufen könnt, das ihr dann schnell runterstürzt, während einer deiner Kumpels dreißig Songs bei Spotify für jeweils dreißig Sekunden laufen lässt.
Irgendwann kommt ihr an dem bereits erwähnten Nachtclub an, bei dem ihr auf der Gästeliste steht und in dem jeder im Raum entweder unglaublich jung oder widerlich alt ist. Du und deine Kollegen stehen am Rand herum, bevor ihr euch einer nach dem anderen rausschleicht, um ein paar Körnchen irgendeiner Substanz zu inhalieren. Ihr kauft euch ironisch ein paar Wodka-Energys, um damit lustige Instagram-Bilder zu machen. Es ist bald drei Uhr und die halbherzige Erwähnung einer After-Party wird wortlos abgewiesen. Ihr fahrt alle mit letzten Bus nach Hause. Ihr schreibt euch erst am nächsten Donnerstag wieder, um euch auf den nächsten Freitag vorzubereiten.

So solltest du dich kleiden: Hoffentlich bist du mit 25 kein totales Fashion-Victim mehr und gibst keine 50 Euro mehr für Skate-T-Shirts und einen Wochenlohn für Turnschuhe aus, die aussehen, als hätte jemand die schlimmsten Elemente der 90er-Popkultur wieder hochgewürgt. Du solltest wissen, was dir gefällt. Alles andere als ein weißes T-Shirt, schwarze Jeans und schlichte Vans ist für junge Leute. Und du bist nicht mehr jung.

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DREIßIG

Dein Leben: Als deine Eltern dreißig waren, warst du sechs. Denk drüber nach. Sie hatten eine echte Karriere. Du bist ein Freelancer, der über Essen schreibt und versucht, mit Brunch seine Brötchen zu verdienen. Oder du bist bei dieser Musiksache geblieben und verdienst deine paar Kröten durch einen Aushilfsjob in einem Büro. So sollte dein Leben nicht aussehen. Mehr als jemals zuvor verspürst du den Drang, da draußen in der Welt zu sein, die Leute von deiner Anwesenheit wissen zu lassen. Du gehst weniger aus, aber wenn du es machst, dann ist es eine große Sache. Es gibt Champagner, Pillen, Poppers, Partyhüte und so. In deiner Plattensammlung ist seit ein paar Jahren Stillstand und bei Resident Advisor schaust du auch nicht mehr vorbei, aber du denkst gerne, dass du weißt, was abgeht, auch wenn die DJs, die es dir damals angetan haben, längst vergessen sind. Du wirst von der Sterblichkeit verfolgt.

Deine durchschnittliche Partynacht: Ein paar entspannte Biere in einer Kneipe, in der es auch Burger mit karamellisierten Zwiebeln und dreifach frittierte Rosmarin-Pommes gibt, einer Kneipe, in der Hunde ausdrücklich willkommen sind und sonntags eine Ukulelen-Band spielt, einer Kneipe, in der du für zwei Biere plus Trinkgeld zehn Euro bezahlst, einer Kneipe, die du dir geschworen hast, nie zu besuchen. Also geht es zurück zu deiner Wohnung—du wohnst immer noch zur Miete—wo du versuchst, dir die letzten Reste deiner Jugend durch die Nase zu ziehen, bevor du dir einen DJ ansiehst, den du vor einem Jahrzehnt mochtest und der die gleichen Platten wie vor zehn Jahren spielen wird, zu denen du mit geballten Fäusten deinen Kopf in die Brise des Ventilators hältst und dir wünschst, dass es wieder wie damals ist, dass die Dinge beständiger sind. Du weißt, dass du es vermasselt hast und dir nichts dein altes Leben wiederbringt. Trotzdem ist dieses Villalobos-Set gut, nicht wahr?

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So solltest du dich kleiden: Schmeiß alles aus deinem Kleiderschrank, das mal ansatzweise angesagt war, in die Tonne. Kauf die ein paar nette Sweatshirts, eine vernünftige Hose und bequeme Schuhe.

VIERZIG

Dein Leben: Findet nicht mehr statt, zumindest nicht in Clubs.

Deine durchschnittliche Partynacht: Gibt es nicht. Es ist vorbei. Es ist alles vorbei. Für immer.

So solltest du dich kleiden: Ein braungestreiftes Shirt mit Kragen und Manschetten, Bootcut-Jeans in Stonewash, Halbschuhe.

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