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Clubkultur

Hat irgendjemandem wirklich jemals ein Techno-Liveset gefallen?

Stell dir vor: Einen Club voller Leute dazu zu zwingen, sich umzudrehen und dir dabei zuzusehen, wie du mit ein paar Synthesizern rumspielst, ist tatsächlich ziemlich langweilig.
Images via Youtube.

Da bin ich nun um zwei Uhr morgens, mittlerweile ist es bereits Sonntag. Ich stehe mit meinen Kumpels da. Wir alle halten Plastikbecher mit Bier in der Hand und stehen in der Schlange zur Toilette. Unsere Zigarettenpausen im Freien werden immer länger. Wir machen einfach das, was Leute in Clubs auf der ganzen Welt machen.

Wir sind ausgegangen, weil wir seit einer Weile nicht mehr aus waren. Und weil wir eine Weile nicht mehr aus waren, will jeder, dass es eine dieser Nächte wird. Eine dieser Nächte, in denen die Sterne richtig stehen und jeder super Laune hat und alles zur richtigen Zeit kickt und alle lachend und fröhlich zusammen nach Hause gehen. Der nächste Tag wird kein Problem sein und es wird eine Menge guter Geschichten bei Limo und fettiger Pizza zu erzählen geben. Wir wollen so sehr, dass es eine dieser Nächte wird und es sieht sogar danach aus. Wir kommen einer legendären Nacht im Club immer näher, aber dann wird uns etwas Schreckliches klar: Der nächste DJ legt nicht auf. Er spielt ein Liveset.

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Ich bin ziemlich sicher, dass noch nie jemand beim Anblick eines Producers/DJs, der seine MPC verkabelt, in Aufregung oder Ekstase ausgebrochen ist. Und das aus einem einfachen Grund: House- oder Techno-Livesets sind scheiße. Wenn du mit diesem Statement bereits übereinstimmst, dann herzlichen Glückwunsch, du bist ein vernünftig denkender Mensch und kannst dieses Fenster schließen. Du findest wahrscheinlich auch, dass Stella das beste Bier ist und Snyder's Hot Buffalo Wing Pretzel Pieces der beste Snack, also würden wir im echten Leben wahrscheinlich wirklich gut miteinander auskommen. Herzlichen Glückwunsch. Die von euch da draußen, die denken: „Aber Josh, du liegst falsch, Livesets in Clubs und bei Festivals sind wirklich gut und und du hast Unrecht und ich kann nicht glauben, dass du eine andere Meinung hast als ich", sollten bitte weiter lesen. Lest weiter mit dem Wissen, dass ich euren mickrigen Verstand erleuchten und euch mit offenem Mund und Tränen, die eure rosigen Wangen herablaufen, zurücklassen werde und ihr euch wundern werdet, wie ihr bis jetzt so falsch liegen konntet.

Niemandem hat ein Liveset im Club bis jetzt wirklich gefallen, weil sie nie wirklich besonders gut sind. Und das hat ein paar Gründe, die ich dir hier erläutern werde.

Ein seltenes Beispiel für ein akzeptables Techno-Liveset

Der erste ist dieser: Wenn das eigene Material eines Künstlers gut ist, dass ist nichts verloren, aber auch nichts gewonnen, würde er einfach sein ganzes Album auflegen und sich in den Backstage verziehen, um sich ein paar Skittles einzuwerfen und ein Bier zu trinken. Was bedeutet, dass das Liveset ein unmittelbar redundantes Konzept ist, nachdem dein anfänglich euphorischer Gedenke: „Oh, er hat keine Decks, er hat stattdessen einen Drumcomputer und einen lustigen kleinen Synthesizer", nachgelassen hat. Was meistens einen Bruchteil einer Sekunde, nachdem du vorherige Beobachtung gemacht hast, passiert. Dann stehst du da und wünschst dir, du wärst zu Hause und könntest das Album wirklich laut hören. Es gibt nichts wirklich Gutes daran, einem Typen dabei zuzusehen, wie er ein paar Knöpfe auf einem Kaoss Pad drückt. Seien wir ehrlich: Sie sehen auch meistens ziemlich selbstgefällig dabei aus. Als wäre die Tatsache, dass sie ein menschliches Wesen mit einem Sequencer sind, sofort unglaublich beeindruckend. Was es nicht ist. Beeindruckend ist es, 62 Hotdogs in zehn Minuten zu essen oder 15 Kilo mit deinen Ohren zu heben. Das sind beeindruckende Sachen. Ein paar Drum-Fills über ein Zwei-Akkorde-Synthie-Muster zu programmieren ist es nicht.

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Der zweite Grund, warum Livesets nie jemandem außer der Person, die sie spielt, Spaß machen, ist: Naja, weil sie langweilig anzusehen sind. Die Schwarzmaler da draußen würden mich jetzt wahrscheinlich am liebsten durch die Straßen jagen, lynchen und dabei grölen: „DU MUSST SIE NICHT ANSEHEN, WEIßT DU? DU MUSST DIR DEN GLATZKÖPFIGEN KLEINEN TYPEN MIT ERNSTEM GESICHTSAUSDRUCK, DER ERNSTE DINGE MIT ERNSTER HARDWARE MACHT, NICHT ANSEHEN, WEIßT DU?" Diesen Leuten mit ihrem hasserfüllten Atem entgegne ich mit zusammengebissenen Zähnen und dem folgenden Konter:

„Eigentlich musst du das schon irgendwie, denn ein Liveset in einem Club ist eine merkwürdig narzisstische Angelegenheit. Es macht die eigentlich anonyme Rolle des DJs zu einer Performance—etwas, für das EDM regelmäßig gescholten wird—und zwingt uns dazu, unser Gesicht dem Künstler zuzuwenden. Es spielt mit der Tatsache, dass wir alle bloß Tiere sind, die es mögen, still zu stehen und zuzusehen, wie Dinge passieren. Und es ist einfacher, jemandem zuzusehen, der ein Instrument spielt, als jemandem, der auflegt, also ist er Akt des Livespielens Beweis genug—falls es Beweis benötigt—dass du ein Idiot bist."

Daraufhin wird der Mob mich laufen lassen. Sie bringen mir Wasser und Pflaster und entschuldigen sich. Sie sehen ihren Fehler dabei kollektiv ein und weigern sich, jemals wieder Geld zu bezahlen, um ein Liveset zu sehen.

Der dritte und letzte Grund ist der einfachste von allen: Livesets sind nicht so gut wie DJ-Sets. DJ-Sets können dich mit auf eine Reise nehmen und lassen dich im Laufe einer Stunde mehr als einen Künstler hören, was für mich zumindest der Grund ist, in einen Club oder auf ein Festival zu gehen. Wenn ich ein „traditionelles" Konzert-Erlebnis wollen würde, dann würde ich zu einem gehen. Das tue ich aber nicht. Weil Livemusik peinlich und ein alter Hut ist und dir davon der Rücken weh tut. Außerdem gibt es immer traurige Typen, die hinter küssenden Paaren stehen und alle stinken nach altem Bier und ungewaschenen Jutebeuteln und das ist scheiße.

Sag Nein zu Live-Techno.

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