Herr Sollmann zeigt uns seine seltsamen Instrumente
He feels tree: Phillip Sollmann am Gourd Tree von Harry Partch. Alle Fotos von Sandra Stein

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Herr Sollmann zeigt uns seine seltsamen Instrumente

Die meisten kenn ihn als Efdemin: Uns hat Phillip Sollmann einen exklusiven Einblick in sein neues, spektakuläres Projekt gegeben.

Doppel-Sirene. Klangstück. Boo. Die Instrumente mit denen es Phillip Sollmann derzeit zu tun hat, haben eigentümliche Namen. Und dann spielt er auch noch auf einem Baum rum. Dabei ist er den meisten vor allem als Mann im DJ Booth, als Efdemin bekannt; von seinen Alben auf dial records und seinen Sets in der Roten Sonne oder – wie erst vor einer Woche – im Berghain. Sollmann hat sich allerdings schon immer auch außerhalb von Techno und (Deep) House bewegt.

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"Monophonie" heißt sein neuestes Stück, ein Konzert. Kein bisschen elektronisch dieses Mal, stattdessen: rein akustische, "mikrotonale, polyrythmische Musik", wie Sollmann selbst sagt. Das klingt beim Hören am Ende dann doch wieder annähernd wie Clubmusik, wird allerdings, erstens, am Theater, nämlich der Berliner Volksbühne, aufgeführt, zweitens, an und in einem unglaublichen Park an Instrumenten und Klangskulpturen performt, und, drittens, unterstützt Sollmann dabei das Kölner Ensemble Musikfabrik. Nichts da mit Solistentum.

Im Fokus steht aber eindeutig das musikalische Arsenal. "Monophonie" nutzt Nachbauten von legendären, innovativen und durchaus kurios aussehenden Instrumenten, die der US-amerikanische Komponist Harry Partch einst entworfen hat. Hinzukommen Klangskulpturen von Harry Bertoia, einem Künstler, Designer und Bildhauer, mit dessen Sohn Sollmann zuvor in engem Kontakt stand, und der originellste Drone des 19. Jahrhunderts: die Doppel-Sirene, eine Erfindung des Berliner Hermann von Helmholtz.

"Warme Holztonfarben und inharmonische, glockenartige Mettallklängen und die Sirene geht gut oben drüber." – Phillip Sollmann

"Ich kannte alle drei Positionen für sich und hatte manchmal Angst, dass sie in sich zu stark sein könnten, um mit den anderen zu einem Ganzen zu verschmelzen", erklärt Sollmann nach den Proben in Köln. THUMP durfte dort exklusiv vorbeischauen. Doch alles harmoniert bestens. Wie die ersten Spielversuche zeigen, ergänzen sie sich perfekt – "der eine, Partch, mit warmen Holztonfarben, der andere, Bertoia mit inharmonischen, glockenartigen Mettallklängen. Die Sirene geht gut oben drüber."

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Die Musik dafür hat der in Berlin Lebende in Improvisationen und mit der Hilfe von Daniel Eichholz (Zafraan Ensemble und Berliner Philharmoniker) geschrieben, für die rhythmischen Grundlagen kamen auch Max/MSP-Patches zum Einsatz.

Besonders verliebt, so lassen es zumindest unsere Aufnahmen vermuten (siehe oben und unten), hat sich Sollmann bereits in den Flaschenkürbissen nachempfundenen Gourd Tree von Harry Partch: "Dabei handelt es sich ja um einen Baum, an dem gestimmte japanische Tempelschalen hängen", führt er aus. "Ich habe vor einigen Jahren längere Zeit in den Bergen Kyotos viel Zeit in einem Tempel verbracht und habe einen besonderen Bezug zu diesen Klängen. Deshalb eröffnet und beschliesst dieses Instrument auch die Kompositon."

Phillip Sollmann und das Ensemble Musikfabrik werden "Monophonie" erstmals morgen, am 7. Februar an der Volksbühne Berlin spielen. Restkarten wird es – nach Verfügbarkeit – noch an der Abendkasse geben.

Das Chromelodeon II, ein Harmonium, nach Harry Partch

Harry Bertoias Klangstück

Keine Glaswolken, sondern Nachbauten von Partchs Cloud Chamber Bowls

Harry Partch nannte dieses Instrument Boo

Der Instrumentenpark von oben, rechts der Gourd Tree, in der Mitte die Diamond Marimba

Phillip Sollmann unterhält sich mit Melvyn Poore vom Ensemble Musikfabrik

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