Alle Fotos: Screenshot Youtube
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Panteros und Zac Efron Back to Back? Wer weiß was uns die Zukunft des Techno noch so zu bieten hat.
Szene 1
Panteros: Ich wusste bereits, dass es sich in dem Film um die amerikanische EDM-Szene drehen würde, die ist einfach anders als das, was wir aus europäischen Clubs kennen. Genauso anders wie im Kampfsport, wo MMA-Kämpfer andere Techniken anwenden als Judokas. Auch wir hören Samples, verändern Presets von Synthesizern und spielen den ganzen Tag mit Plug-ins. Aber sobald ein Song halbwegs okay ist, rennen die EDM-Bros zum nächsten Fitnessstudio, um sich dort auf die Sonnenbank zu legen. Warum? Weil sie sich ihrer Szene anpassen müssen. Die müssen superkrassen Guidelines folgen, ein bisschen wie die Leute, die für FHM abgelichtet werden. Zu diesen Guidelines gehören unter anderem das Epilieren, Muskeln und T-Shirts mit V-Ausschnitt. Ich respektiere diesen Style, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.
Szene 2
Panteros: In Teenie-Zeiten gibt es ja immer mal Tiefen, allerdings glaube ich, dass wir heute ein Hoch erreicht haben, was bestimmt auch mit Elektro, YouTube und Snapchat zu tun hat. Teenies haben heute ihre eigene Parallelwelt und keiner von ihnen scheint im Unterricht zu verkacken—glaube ich zumindest. Das sollte einer vielleicht noch mal überprüfen.
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Szene 3
Panteros: Das ist doch das selbe Vokabular wie das zur Vermögensverteilung auf der Welt oder? Wir machen keine Sprüche, die andeuten wie groß und bedeutend wir sind. Zac Efron hingegen hat im Film ein Weltbild, das dem von Lenin gleicht—einem Lenin mit geöltem Body.
Szene 4
Panteros: Zumindest habe ich noch nicht erlebt, dass jemand die Worte „Das sind Bretter" und „Juhu" in einem Satz benutzt. Sagen wir mal so: Surfer klauen ihren Homies auch nicht ihre Welle. Aber ich habe noch nie eine Liste mit Songs gesehen, die nicht gespielt werden dürfen.
Szene 5
Panteros: Kommt auf die Jahreszeit an, da ändern sich die Endungen und wir nennen uns gegenseitig Brodu, Mydar und Canos. Mir ist klar, dass sich das phonetisch sehr nach einer Elfen-Community anhört, allerdings bringen Spitznamen Menschen in der Club-Szene zusammen. Außerdem hat so ein Spitzname auch irgendwo einen beruhigenden Effekt, wenn du vor 1000 Leuten stehst und versuchst, 15 verschiedene Maschinen um drei Uhr morgens zum Laufen zu bringen.
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Szene 6
Panteros: Ich habe es noch nie geschafft im Club eine klarzumachen. Ich bin wegen der Musik im Club und nicht um Frauen abzuschleppen. Freunde von mir haben mir mal erklärt wie man im Club eine klarmacht, zum Beispiel, in dem man hinter einer Frau tanzt und wenn die sich dann umdreht und dich richtig süß findet, dann kannst du mit ihr knutschen. Das habe ich genau zehn Sekunden ausprobiert und konnte mich danach weder bewegen noch artikulieren. Das müsste in L.A. also einfacher sein, nicht zuletzt wegen der vielen Männer die ja so viel wert auf einen trainierten Body legen. Die müssten es leichter haben.
Szene 7
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Szene 8
Panteros: Ich weiß nicht mal was das ist. Ich kenne mich mit Drogen überhaupt nicht aus, die machen mir unglaublich Angst, genauso wie Instant-Gerichte aus Japan.
Die Einsamkeit des DJ deep
Szene 9
Panteros: In den Staaten ist Paris immer ein Symbol für diesen avantgardistischen, etwas strangen und dennoch intelligenten Sound. Das ist auch weiterhin so, obwohl die Faszination für Paris in den Staaten noch viel größer war, als Nu-Rave groß wurde.Nun ja, das bleibt am Ende alles „boom boom"-Mukke. Hast du persönlich etwas Spezielles aus dieser Zeit in Erinnerung behalten?
Panteros: Wir haben erlebt, wie moderner Elektro plötzlich die gesamte Eurozone prägte. Es ging für die EU wieder zurück zu ihren House- und Techno-Wurzeln.
Szene 10
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Panteros: Ich achte nicht auf das Geschlecht eines Menschen. Ich achte auf den Menschen. An dem Abend waren die Mädels halt Model-DJs, so etwas ist ja nichts Neues. In den 80ern wurde im Fernsehen schließlich auch nur Playback gespielt und trotzdem hat jeder New-Wave gehört.
Szene 11
Panteros: Ja, von Familienmitgliedern. Mein Vater hat mal ein Dinner mit seinen Freunden organisiert, da hat er mich gebeten, ein paar meiner Songs zu spielen. Das haben sie vielleicht zwei Minuten ausgehalten und meine Musik dann durch eine Buddha Bar-Compilation ersetzt…
Szene 12
Panteros: Absolut, der Typ will amerikanisches Unternehmertun und die YOLO-Attitude vereinen. Aber am Ende des Films geht Emilie Ratajkowsky wieder in die Uni. Es siegt also ein etwas gemäßigtes YOLO-Gefühl.
Szene 13
Panteros: Jungs, die Apps entwickeln, machen auf mich überhaupt keinen glücklichen Eindruck. Das ist, als würde man technisches Spielzeug erfinden. „Hi, ich habe den Tretroller erfunden"—nur ein Typ der Mac Lesggy ähnlich sieht, kann so einen Satz von sich geben. Ich glaube auch nicht, dass es in 20 Jahren so viele T-Shirts mit dem Aufdruck von Kim Dotcoms Gesicht geben wird, wie die von Che Guevara. Und ich würde sagen, dass CD-Booklets und Vinyl-Cover in der MP3-Welt durch Instagram ersetzt wurden. Bei Instagram findest du Fotos der Leute, deren Musik du feierst.
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Szene 14
Panteros: Was mich an diesem Film sehr schockiert hat, ist, dass sie gute Absichten hatten, Trainspotting-, Danny Boyle- und im Allgemeinen britische Filmallüren in „We Are Your Friends" einzubauen. Es gibt Schockbilder und Text mit monströsen Rechtschreibfehlern, eine Off-Stimme, die sich zu kritisch zu zwischenmenschlichen Beziehungen äußert, Szenen, die zeitgenössische Probleme der Gesellschaft widerspiegeln, doch am Ende ist alles ziemlich lahm und oberflächlich. Von magischem Kino kann man hier nicht sprechen. Die Erzählung erinnert an einen besoffenen Typen, der mit voller Wucht auf einen Djembé ohne Bespannung haut.
Szene 15
Panteros: Als wir 2011 Club Cheval gegründet haben, lag das Welt-Tempo noch bei 132. Die Zahl wurde damals noch von britischem Garage-Rock und Ethnic-Electronic beeinflusst. Heute ist alles langsamer geworden. Momentan fahr ich ziemlich auf 126 BPM ab, das hält einen wach. Aber ich liebe es, Tracks mit 140 BPM zu spielen. Italienischer oder deutscher Techno aus 2011 macht einen genauso wach.
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Szene 16
Szene 17
Panteros: Ja, Tom Hooker, einem Typen der italienischen Disco-Szene aus den 80ern. Und Dave Clark.
Szene 18
Panteros: Total! Darüber habe ich letztes Wochenende mit Myd gesprochen. Uns wurde klar, dass 2015 das Jahr war, in dem etwas mehr Struktur in die Musik kam. Riesen Breakdowns sind nicht mehr so beliebt wie damals, die können mittlerweile sogar ziemlich nerven.
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Szene 19
Panteros: Nicht wirklich. Vielleicht ist es die Lieblingsnahrung der EDM-Szene, keine Ahnung. Tiesto hat in den Staaten vielleicht eine Sushi-Kette die „Planet Tiesto" heißt, von der uns noch keiner erzählt hat.
Szene 20
Panteros: Ich denke, dass du Leute alleine in ihrer Ecke stehen lassen kannst, wenn sie dich nicht ausstehen können. Die können ja die Musik hören, auf die sie Bock haben. DJs sind schließlich keine Priester, mit der Ausnahme von Maxi Jazz, dem Priester von Faithless.
Szene 21
Panteros: Die wollen Themen wie Inflation und neue Ernährungstrends so verpacken, um ein Bild des „durchschnittlichen DJs" zu vermitteln. Das wäre auch vielleicht ein interessanter Twist, aber noch mal: Zac Efron und seine Jungs reden im ganzen Film mehr über Geld und Macht als über Leidenschaft für Musik. Was uns wieder zu dem besoffenen Typen bringt, der auf einer Djembé-Trommel spielt, ohne zu merken, dass sie nicht bespannt ist.
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Szene 22
Panteros: Wir haben alle American Pie-mäßige Träume im Kopf, wenn wir an diese Festivals denken. Aber mehr als ein paar Bodybuilder-artig gebaute und tätowierte Südstaaten-Freaks gibt es da nicht. Da fühlt sich ein kleiner Franzose wie ich ziemlich verloren. Die Bros auf diesen Festivals sind zwar echt witzig anzusehen, allerdings sind sie nicht mehr als Menschen aus einer Welt, die mich an eine SIMS ‚EDM Version' erinnern. Im Film sieht das auf jeden Fall besser aus. Die erste Rave-Welle in den Staaten hatte #PLUR als Slogan, das stand für „Peace Love Unity Respect". Diesen Gedanken findet man bei diesen Festivals schon noch irgendwie. Jeder macht, worauf er Bock hat, egal wie er aussieht oder wo er herkommt, niemand wird dich aus irgendeinem Grund komisch anstarren. Dort weht ein Wind der Freiheit.
Szene 23:
Panteros: Dieser Satz ist genial, vom dem werde ich auch mal Gebrauch machen. Mir sagt man häufiger „Du bist nicht besoffen genug".
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Szene 24
Panteros: (lacht) Geht mir genauso: Dealer-Freunde und kein einziges Auto. Das haben ich und Zac Efrons Rolle gemeinsam.
Szene 25
Panteros: Das würde heißen, dass mir Musik dann scheißegal wäre, und das kann ich mir monmentan nicht vorstellen. Ableton fließt mir durch die Adern und es gibt noch viel zu viele Sachen, die ich noch produzieren möchte. Falls das eines Tages wirklich passieren sollte, dann mach ich was anderes, zum Beispiel einen EDM-Sushi-Laden in den Staaten aufmachen.
Panteros: Diese Schüler können dieses Vine-Ding einfach sehr gut. Ich habe einen von ihnen zu einem Live-Set von mir eingeladen, DJRomainDJ heißt der. Er hat mich gefragt, ob ich diesen „komplett gestörten Typen kenne, der alle seine Songs in einer Psychiatrie im Stil von Shutter Island aufnimmt". Ich habe ihm gesagt „nein, davon weiß ich nichts". Daraufhin sagt er mir, dass der Typ eine Glatze hat und Deutscher ist … Nach zehn Minuten zeigt er mir ein Foto von Paul Kalkbrenner auf seinem iPhone. Also wurde mir klar, dass Paul Kalkbrenner der Marilyn Manson von 2015 ist.
Szene 26
Panteros: Ja, das ist auf jeden Fall das letzte unergründliche Mysterium dieses Films. Der EDM-DJ, der plötzlich zu Mozart wird und es schafft, seine ganzen Bros zum heulen zu bringen. Der Typ verwandelt sich in fünf Minuten von Avicii in Rone und man hat es überhaupt nicht kommen sehen.
Szene 27
Panteros: Dass er die Bohrmaschine seines Dachdeckerfreundes gesampelt hat, um eine Kick zu bauen—und dass seine Freundin ihn fragt „ob er nicht noch mehr damit machen kann" hat mich total gestört. Ich habe mich in dem Moment genauso unwohl gefühlt wie wenn du mit deinen Eltern einen Film guckst und die Protagonisten plötzlich anfangen zu bangen. Das erinnert irgendwie an dieses Videos von FrankJayCee.Fazit: Sind DJs tatsächlich unsere Freunde?
Panteros: DJs wollen, dass es den Menschen gut geht, glaube ich. Das sieht man auch in diesem Film. Sie wollen Menschen „unter Kontrolle haben". Aber wenn dieser Film überhaupt irgendeine Auswirkung auf etwas hat, dann auf den Verkauf von Gitarren und Verzerrern.**Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.