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Scuba

Wir haben Scuba gefragt, warum er seine Fans mit Ketamin bestechen will

„Wenn mehr Leute die Finger vom Alkohol lassen und lieber Drogen nehmen würden, dann wäre das für die Szene im Allgemeinen wünschenswert.“

Anfang der Woche hat Scuba (alias Paul Rose) das Internet getrollt und ein paar Tweets und einen Instagram-Post losgelassen, in dem er versprochen hat, seine Fans mit Ketamin zu belohnen. Alles, was du tun musstest, um ein Gramm abzustauben, war, nächstes Jahr zu seiner #12WeeksofTechno Residency in London zu kommen oder im jährlichen DJ Poll von Resident Advisor für ihn zu stimmen.

Roses großzügiges Angebot hat aufgeregte Reaktionen in den sozialen Medien hervorgerufen und zu Berichten in den Dance-Medien geführt, auch hier bei THUMP. Nachdem sich die digitale Aufregung wieder etwas gelegt hat, haben wir die Chance ergriffen, Rose dazu zu befragen, was durch seinen Kopf gegangen ist, als er diese Tweets abgesetzt hat, warum er DJ Polls hasst und ob seine Ketamin-Lines wirklich so riesig sind, wie auf diesem verrückten Instagram-Foto.

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THUMP: Warum hast du das getwittert—war es ein Witz, eine Art Kommentar oder etwas Anderes?
Paul Rose: Die Message, die ich damit verdeutlichen wollte, ist, dass dieser DJ Poll zu albernem Verhalten bei DJs führt. Mein Facebook-Feed bestand gestern aus einer Masse an DJs, die die Öffentlichkeit und sich gegenseitig um Stimmen angebettelt haben. Es ist wirklich ziemlich würdelos und ich denke, die ganze Sache ist ziemlich lahm. Mein Tweet war natürlich ein Witz, der sich darauf bezog, und meine Follower haben den Witz alle verstanden. Ich habe nicht das Gefühl, dass es fehlgedeutet wurde.

Warum hast du die Tweets dann gelöscht?
Es gab ziemlich viel Aufregung in den sozialen Medien, wie du dir sicherlich vorstellen kannst. Es gibt eine Grenze, wie viel jemand in seiner Timeline verkraftet. Davon abgesehen gab es zu 99% positive Reaktionen. Es ist schön, dass Leute es mit Humor nehmen und sehen, was diese Sache wirklich ist.

Wie ist dein Verhältnis zu Ketamin?
Ich habe darüber bereits in der Öffentlichkeit gesprochen: Das Schlimmste für die Gesundheit junger Leute in der Dance-Szene ist Alkohol. Wenn mehr Leute die Finger vom Alkohol lassen und lieber Drogen nehmen würden, dann wäre das für die Szene im Allgemeinen wünschenswert. Ketamin ist ein etwas besonderer Fall, denn es ist nicht das, was die meisten Leute von einer Dance-Droge erwarten. Für ein Publikum aus Leuten auf Ketamin willst du als DJ nicht spielen.

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Warum nicht?
Es gibt, besonders in Großbritannien, eine Kultur von Leuten, die Ketamin nehmen und sich in Clubs damit wegschießen. Es ist ein Klischee und es schadet der Szene. Jeder, der schon Ketamin genommen hat, kann dir sagen, dass du, wenn du zu viel davon nimmst, auf dem Boden liegst und dich nicht mehr bewegen kannst, was nicht das ist, was du von einem Dancefloor willst. Ich habe es natürlich in der Vergangenheit schon genommen und ich bin sicher, dass ich es wieder nehmen werde. Aber es gehört nicht wirklich zu dem, was ich fürs Ausgehen als gesund erachte.

Wenn du Ketamin nimmst, sind deine Lines dann wirklich so groß wie auf dem Foto?
Naja, das hängt davon ab, welche Uhrzeit es ist. Aber die Größe der Lines war Teil des Witzes und ich werde jetzt hier nicht ins Detail meines Ketamin-Konsums gehen. Ich sage nur, dass ich die Leute dazu ermutige, vorsichtig zu sein, egal welche Drogen sie nehmen.

Es gab diese Woche einen Artikel im Magnetic Mag darüber, wie Ketamin dem Dancefloor schadet, weil es die Leute davon entfernt, anders als Ecstasy, das die Leute zusammenbringt. Ich nehme an, dem würdest du zustimmen?
Im weitesten Sinne schon. Wenn du mich als DJ fragst, worauf ich die Leute gerne sehen würde, während ich spiele, dann würde ich, wie glaube ich jeder DJ sagen, dass ich lieber für ein Publikum aus Leuten auf Ecstasy spielt. Aber ich denke, dass es einfach ist, etwas zu verteufeln, was im Prinzip eine subjektive Sache ist. Einige Leute können eine gute Zeit auf Ketamin haben, wenn sie ausgehen und tanzen oder so. Die Leute brauchen einfach Grenzen und müssen wissen, was sie tun.

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Du sagst also nicht, dass Ketamin unbedingt schlecht ist für die Rave-Kultur?
Wichtig ist, dass Leute ihre Grenzen kennen und Verantwortung für sich selbst übernehmen. Damit beziehe ich mich auch auf Alkohol. Ich will damit nicht andeuten, dass es keine Bars in Clubs geben sollte, aber die Leute sollten nicht so exzessiv sein, wie sie es manchmal sind. Das gilt für alles, nicht nur Alkohol und Ketamin.

Ich habe das Gefühl, dass die Briten besonders besessen sind von Ketamin; ich habe noch keinen britischen Mann auf einer Party getroffen, der mich nicht gefragt hat, ob ich mit ihm auf dem Klo Ketamin nehmen will.
Darauf habe ich mit dem ursprünglichen Tweet abgezielt. Es ist mittlerweile eine Kultur und es ist eine Art Klischee geworden. Es ist ein wenig bedauerlich, dass es soweit gekommen ist. Aber ich werde deswegen nicht voreingenommen sein oder den Leuten vorschreiben, was sie tun und lassen sollen.

Zurück zum RA Poll—denkst du, dass solche Abstimmungen allgemein schlecht sind für die Dance-Kultur?
Absolut. Der Teil der Szene, der eher „Underground" ist und sich selbst recht ernst nimmt, wir schauen alle auf den DJ Mag Poll herab und machen uns darüber lustig, wenn er erscheint. Wenn dann der Poll von RA kommt, dann ruft er die Art von Verhalten hervor, das wir von bestimmten Leuten gesehen haben. Ich denke, es lässt jeden blöd aussehen und ich denke, es sorgt für Spaltung. Es löst einen Wettbewerb unter den Leuten aus und wir wären ohne besser dran.

Ich verstehe dich, aber könntest du nicht auch argumentieren, dass es hilfreich ist, auf das Jahr zurückzuschauen mit diesen Listen? Wie unterscheidet sich der RA Poll von den ganzen anderen Abstimmungen über „Beste Alben des Jahres" oder „Bester Mix" oder alle möglichen anderen Ranglisten, die um diese Zeit erscheinen?
Der Unterschied ist, dass der DJ Poll einen direkten Einfluss auf den Verdienst der Leute hat und das ist der Grund, warum DJs ihn so ernst nehmen und so dafür kämpfen, möglichst oben in der Liste zu landen. Die Veranstalter von Festivals und Clubs sehen sich das an und bis zu einem gewissen Grad wirkt sich das daraus auf, wie viel du verdienst. Es ist der finanzielle Aspekt, der wirklich schädlich ist. Der Grund, warum RA das macht, ist, weil es Geld und Traffic für die Seite bringt und sie dadurch mehr Anzeigen verkaufen können. Es ist ein Teufelskreis. Ich kann es niemandem verübeln, um Stimmen zu werben, jeder will mehr Geld verdienen. Und RA will damit weiter machen, auch wenn ich sicher bin, dass einige Mitarbeiter es gerne anders hätten. Ich fände es einfach besser, wenn es das gar nicht gäbe.

Welche Alternativen haben wir? Welche anderen Kriterien könnten wir nutzen, um DJs zu beurteilen, ihre Performances und wie sie im Vergleich zueinander stehen?
Es gibt das ganze Jahr über Artikel mit Einsichten, Event-Berichte auf RA und auf anderen Seiten, Reviews von Veröffentlichungen… du kannst sehen, wer beliebt ist, indem du schaust, zu welchen Veranstaltungen Leute gehen. Ich denke nicht, dass eine hierarchische Liste am Ende des Jahres irgendeinen anderen Zweck hat, als für Spaltung zu sorgen.

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