Tiga fährt keinen Bugatti und findet Arschlöcher faszinierend

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Interview

Tiga fährt keinen Bugatti und findet Arschlöcher faszinierend

Wir haben uns mit Tiga anlässlich seines neuen Albums ‚No Fantasy Required‘ getroffen und über Autos, Penisse, Deep House und seiner Faszination für die Arschloch-Attitüde gesprochen.

Wusstest du, dass Tiga gar nicht wie der englische Tiger ausgesprochen wird, sondern tatsächlich, wie man es liest (tiːɡə)? Der kandische DJ und Produzent verarbeitet in seiner Musik gerne die Attitüden und Macken der Reichen und Schönen. Das macht er auch auf seinem neuen Album No Fantasy Required, das am 4. März auf Counter Records erscheinen wird. Nach dem Erfolg „Bugatti" haben wir uns gefragt, welches Auto Tiga eigentlich fährt, was er von Deep House hält und warum wir uns nicht an den eigenen Penis fassen sollen. Über sein neues Album haben wir natürlich auch ein bisschen geredet:

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THUMP: Die letzten paar Tage habe ich mir natürlich dein Album angehört und fand es klang sehr nach Glitter und Voguing. Wäre es dir lieber, wenn Leute zu deiner Musik voguen oder normal tanzen?
Tiga: Ich würde es lieben, wenn Leute dazu voguen. Normalerweise interessiert es mich nicht wirklich, was Leute denken, das ist zumindest mein Ziel. Aber dann machst du eine Platte und bringst sie raus, du redest mit Journalisten und Clubs und denkst dir: „Verdammt, was denken die? Gefällt es ihnen oder nicht?" Eine Sache die ich sehr mag ist, wenn die Leute nicht aufhören, es sich anzuhören. Ich glaube, das beste Kompliment, dass du bekommen kannst ist, dass Leute es sich immer wieder anhören. Wenn ich eine Platte bekomme und sie wirklich mag, höre ich sie mir ständig an. Es gibt so viel Musik, die du bekommst, dir einmal anhörst, auf deinen Computer lädst und dann wieder vergisst. Das ist auch OK. Aber die Lieder, die ständig in der Rotation sind, sind besonders. Wenn ich also die Wahl hätte, was Leute mit meiner Musik machen, würde ich mir wünschen, dass sie diese immer wieder anhören. Natürlich ist es auch gut, wenn sie einfach dazu tanzen.

Der Track „Tell Me Your Secret" ist das ruhigste Lied vom ganzen Album. Warum hast du dich dazu entschieden, diesen nicht-tanzbaren Track auf dein Album zu packen?
Manchmal braucht einfach jeder Veränderung. Ich liebe ruhige Musik in meinem Leben. Ich liebe Ambient. Ich liebe atmosphärische Musik. Ich finde es ist auch schwer, ruhigere Musik zu machen, denn Dance-Musik macht abhängig. Immer willst du, dass Leute zu deiner Musik tanzen. Und wenn du dann einen Track wie diesen machst und es kein Dance-Track ist, denkst du dir: „Oh Fuck, was mache ich hier? Was ist der Sinn?" Aber es ist wichtig für mich, auch mal andere Sachen auszuprobieren. Ich glaube auch, auf einem Album—auch wenn sich niemand mehr wirklich ganze Alben anhört—macht es Sinn, das Gewohnte aufzubrechen. Du willst ja keine 11 Tracks mit einer Kickdrum am Stück hören. Und das macht den Unterschied aus. „Tell Me Your Secret" ist der vierte Track und das Lied danach ist ein klassischer Track. Das ist ein typischer Alben-Move. Wie diese Heavy Metal Bands, bei denen der vierte Track die Power-Ballade ist.

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Wer ist denn dein Lieblings-Ambient-Musiker?
Das ist offensichtlich Aphex Twin. Es ist schwer, an ihn ranzukommen. Ich meine, ich liebe auch manche Sachen von Brian Eno und anderen Künstlern. In den 90ern habe ich sehr viel Ambient gehört, da gab es zum Beispiel John Beltran und es gibt zur Zeit richtig gute Compilations von älterem deutschen Ambient. Der, den ich am Meisten höre, ist aber trotzdem Aphex Twin. Seine Musik bedeutet mir sehr viel, ich fühle mich mit ihr sehr verbunden. Ich finde, Ambient ist unglaublich schwierig zu produzieren. Man denkt immer, dass es ganz einfach ist, diese Sounds zu erschaffen. Aber die Musik so zu produzieren, dass sich Leute mit ihr verbunden fühlen, ist wirklich schwer.

Respekt für Aphex Twin also.
Auf jeden Fall. Jahrelang waren Lieder von Aphex Twin der Soundtrack meines Lebens. Du kommst von einer großen Party nach Hause und hörst dir dann einfach Aphex Twin an. Es ist Musik zum runterkommen, sie fühlt sich an wie eine Decke. Du fühlst dich einfach gut. Ich höre mir auch viel Ambient an, wenn ich im Büro sitze und arbeite. Es lässt dir einfach Freiraum für deine eigenen Gedanken. Du kannst arbeiten und klar denken, es ist mehr wie ein Soundtrack und überfordert dich nicht. Ich verstehe nicht, wie Leute im Büro HipHop oder Pop hören können. Das ist einfach zu viel Lärm dafür. Es fühlt sich an, als würde jemand die ganze Zeit mit dir reden.

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Ein anderer Track, der nicht aus meinem Kopf geht ist „3 Rules". Eine der Regeln im Text lautet „Never touch your own dick". Warum sollte ich mir nicht an den Penis fassen?
(lacht) Die Idee dahinter ist, dass du so ein Player bist, dass nur andere Leute deinen Penis berühren. Das ist unter deiner Würde, so etwas wirst du nie tun müssen. Es ist immer jemand da, der das für dich übernehmen kann. Sogar, wenn du aufs Klo gehst, hält jemand anderes deinen Schwanz. Das ist die Idee von der Königsklasse, du stehst so weit über allen anderen Menschen, wie ein Pharao. Also, es geht nicht darum, dass es falsch ist, dir an den Penis zu fassen. So könnte man es natürlich auch interpretieren. Du bist einfach nur der ultimative Player. Stell dir vor, du bist auf diesem Level, selbst wenn du deinen Schwanz nur richten musst, hast du jemanden, der das für dich macht.

Diese Idee gefällt mir.
Die Idee dazu hatte ich an einem Flughafen. Dort sah ich einen Anzugträger, einen Geschäftsmann, der wie ein ziemliches Arschloch rüberkam. Wichtig, reich und ganz viel Macht, du weißt schon. Es war so verrückt, er stand an dem Pissoir neben mir und pinkelte mit seinen Händen in den Hüften. Und dabei schaute er mich an. Ich dachte mir nur, wie abgefahren das ist, dass manche Leute tatsächlich so leben. Er stand einfach da, pinkelte und hielt seinen Schwanz nicht fest.

Wie hat er es geschafft, sich nicht anzupinkeln?
Das ist eine gute Frage. Aber dieses Bild von Selbstvertrauen und diese lächerliche, männliche Attitüde hat bei mir einen Eindruck hinterlassen. Da habe ich diese Idee her. Wenn du also ein Ölscheich bist und König der Welt, kümmert sich jemand für dich um all die kleineren Sachen, egal ob Masturbation oder Pinkeln. Es ist ein Machtspiel.

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Also machst du dich eigentlich über Leute mit dieser Arschloch-Attitüde lustig?
Ja, schon ein bisschen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich sie ärgern möchte. Ich bin eher daran interessiert, wie sich Leute wirklich so sehen können. Wenn du Leute siehst, die echte Arschlöcher sind, fragst du dich, ob sie sich auch so sehen. Zum Beispiel im Restaurant, ich habe ein paar Freunde, die so drauf sind. Reiche Typen. Und sie können echt gemein gegenüber Menschen sein.

Warum bist du mit ihnen befreundet, wenn sie Arschlöcher sind?
Das frage ich mich auch. Das sind Leute, mit denen ich aufgewachsen bin, ich kann ihnen nicht einfach sagen, dass sie sich verpissen sollen. Aber ich hasse sie dafür, wenn sie so etwas machen und spreche sie darauf an: „Warum zur Hölle tust du das? Du sprichst mit einer echten Person." Aber ich frage mich auch, wie du zu der Entscheidung kommst, andere Leute so zu behandeln. Ich finde das einfach nur verrückt. Diese Entscheidung ist bei vielen Menschen nichts seltenes oder exotisches, aber ich muss zugeben, dass sie mich fasziniert. Manchmal tue ich so, als wäre ich auch so drauf, bei Interviews oder wenn ich mein Pressekit schreibe. Ich spiele gerne mit dieser Idee von Arroganz, weil ich es witzig finde. Im Endeffekt ist es einfach witzig; Leute sind erbärmlich, aber auch irgendwie witzig. Sie sind die Angeschmierten. Und um es nochmal ganz klar im Bezug auf „3 Rules" zu sagen: An Masturbation ist nichts falsch.

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Ich hoffe, das ist jedem klar. Reiche Leute fahren gerne teure Autos. Und immer, wenn dein Name fällt, fällt im selben Atemzug Bugatti. Würdest du sagen, dass du von Bugattis besessen bist?
Nein. Aber ich bin etwas von Autos besessen.

Was fährst du?
Ich habe einen Mercedes Truck. Aber ich habe mir gerade erst ein neues Auto gekauft. Du bist der Erste dem ich das erzähle. Ich stehe ziemlich auf Vintage-Autos, am liebsten deutsche. Es ist einer der ersten Mercedes AMG, ein modifizierter S-Coupe.

Fährst du mit manueller Gangschaltung?
Nein, leider nicht. Ich wünschte, aber es wäre so. Ich bin lange Zeit mit manueller Gangschaltung gefahren, das gefällt mir. Ich hätte gerne einen alten BMW M3. Ich stehe sehr auf die Autos von Mercedes und BMW aus den späten 80ern und 90ern. Die sehen gut aus und sind verdammt cool. Ich liebe Autos einfach. Viele meiner Freunde, die jünger sind als ich, sind der Meinung, dass man nur als Angeber ein dickes Auto braucht aber in meiner Generation ist das einfacher. Der einzige Grund zu arbeiten, ist um dir ein Auto zu kaufen. Ich weiß, das ist jetzt nicht mehr in Mode, aber was soll man machen? Ich liebe es. Der Grund dafür ist einfach: Wenn du in einem guten Auto sitzt, fühlst du dich gut.

Mit mehr Geld hätte ich für dieses Interview einen Bugatti gemietet und wäre mit dir durch Berlin gefahren.
Ich hatte sogar ein Interview mit Bugatti, also dem Autohersteller. Ihre Pressestelle hat mich angerufen und hat ein großes Interview mit mir geführt. Das hat ziemlich viel Spaß gemacht, weil ich mich mit Autos gut auskenne und die Firma natürlich auch. Bugattis sind Autos, für die ich mich nicht interessiere, ich finde sie eigentlich ziemlich hässlich. Ich habe nie einen gefahren, aber angeblich soll es sich unglaublich anfühlen. Ich habe mir Bugatti für dieses Lied ausgesucht, weil es das ultimative Statussymbol ist. Und weil es ein sehr schönes Wort ist.

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Online haben die Leute angefangen, den Stil des Musikvideos zu „Bugatti" mit Filmen von Wes Anderson zu vergleichen. Ist das ein Kompliment für dich?
Ich mag Wes Anderson. „Die Royal Tenenbaums" ist mein Lieblingsfilm von ihm. Ich bin kein großer Fan, aber es ist auf jeden Fall ein Kompliment. Es wirkt alles, wie von Hand gemacht. Es sieht immer aus, als hätte er seine Sets selbst gebaut. Wahnsinnig kreativ. Es erinnert mich daran, wie man als Kind zum Beispiel eine Modelleisenbahn gebaut hat.

Hattest du eine Modelleisenbahn?
Ich mochte es als Kind sehr, Sachen zu bauen. Ich glaube, ich war ein sehr seltsames Kind und deswegen hatte ich viel Zeit für mich alleine. Ich habe es schon immer geliebt, Sachen mit meinen eigenen Händen zu bauen. Ich glaube, das gefällt mir sogar besser, als Musik zu machen. Es ist unglaublich entspannend. Ich habe viele Modelle gebaut, besonders militärische, wie Panzer oder Flugzeuge. Ein bisschen vermisse ich es, meine Hände zu benutzen. Diese ganze neue Technologie aus Computern und Handys gefällt mir zwar gut, aber ich liebe sie nicht, weil es mir fehlt, Sachen mit meinen Händen zu erschaffen.

Du könntest deinen eigenen Synthesizer bauen und damit Musik machen. Vielleicht für das nächste Album.
Das könnte ich, ja. Ich frage mich, warum mich das nicht so sehr interessiert. Ich mag es, an Autos zu schrauben… vielleicht sollte ich wirklich einen Synthesizer bauen.Ich stehe aber mehr auf das Mechanische als das Elektronische. Ich bevorzuge Schraubenzieher und Zangen. Vielleicht sollte ich auch einfach nicht mehr so faul sein.

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Leute benutzen elektronische Geräte auch, um gemeine Kommentare abzulassen. Was war das Schlimmste, das du je über dich und deine Musik lesen musstest?
Ich lese tatsächlich nicht sehr viele Kommentare, weder auf Facebook noch auf YouTube. Ich sehe Posts auf Twitter und Soundcloud, aber ich hatte bisher eigentlich immer das Glück, dass mir nicht sehr viel Internet-Hass entgegengebracht wurde. Je bekannter Sachen werden, desto eher bekommst du Hater. So gesehen ist das schmeichelhaft. Natürlich gab es bei „Bugatti" Leute, die mich als Idioten bezeichnet haben, der keine echte Musik macht. Manchmal sagen die Leute auch die Wahrheit. Das tut dann weh. Manchmal legst du auf und weisst, dass dein Set ein bisschen langweilig war. Wenn dann jemand online schreibt, wie schlecht das Set war, tut es dir weh, weil du auch seiner Meinung bist. Aber das ist in Ordnung, das passiert eben. Es ist auch so, dass ich nur Musik veröffentliche, die mir selbst gefällt. Und solange es dir selbst gefällt, bist du geschützt. Dich interessieren andere Meinungen nur, wenn du nicht von dir selbst überzeugt bist. Wenn du Schwächen hast, bist du für Angriffe offen. Bei „Bugatti" hätte es mich nicht weniger interessieren können. Wenn jede Person dieser Erde sagen würde „Fick dich, das ist scheiße", würde es mich nicht interessieren, weil ich es gut finde.

Ich denke aber nicht, dass das je passieren würde. Deine Fanbase ist sehr entspannt.
Ich habe eine sehr coole Fanbase. Vor allem ist es immer noch eine überschaubare Größe. Ich habe nicht so viele Hater. Bei „Bugatti" war es jedoch so, als die Pusha T-Version erschienen ist, die riesig war, habe ich den Hass gespürt. Das liegt daran, dass du deine Komfortzone verlässt. Es gibt dann plötzlich so viele Leute, die sich fragen, wer du bist und was falsch mit dir ist. Leute können verdammt gemein sein, das ist abgefahren. Das ist genau dasselbe wie im Restaurant, wenn jemand den Kellner anschnauzt. Was ist das Problem dieser Leute? Warum hat noch niemand eine Dokumentation, einen Film über diese Menschen gemacht? Über die Menschen, die daheim bleiben, Reviews schreiben und sich extra Zeit dafür nehmen, negative Kommentare zu posten, die nicht konstruktiv sind.

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In letzter Zeit beschweren sich auch viele Leute darüber, dass elektronische Musiker nicht mehr ihren Wurzeln treu bleiben. Vor allem die Musiker, die angefangen haben, Copy-and-Paste-Deep-House zu produzieren. Muss man denn wirklich seinen Wurzeln treu bleiben, um ernst genommen zu werden?
Nein. Das ist eine persönliche Entscheidung. Es kommt auf jeden Fall auf den Musiker an, immerhin ist es sein Leben. Die Menschen haben Beziehungen zu der Musik von Künstlern, das haben wir alle. Ich liebe zum Beispiel Aphex Twin, für seine Musik. Und wenn Aphex Twin plötzlich anfangen würde, Country zu machen, würde mir das wahrscheinlich nicht gut gefallen. Es gibt zwei Dinge. Erstens: Der Künstler sollte machen, was er möchte. Zweitens: Die Qualität seiner Arbeit ist entscheidend. Wenn der Musiker etwas anderes macht und die Qualität beschissen ist, ist es gerechtfertigt, sich darüber zu beschweren. Diese Ganze „Keep It Real"-Diskussion ist einfach nur Bullshit. Ich denke, es ist am klügsten sich nicht in die Diskussion einzumischen, ob jemand, den du nicht kennst noch real ist. Ich meine, du weißt es einfach nicht. Ich habe keine Ahnung, wie das Leben von Steve Angelo oder Tiesto ist. Damit habe ich einfach nichts zu tun. Das ist die wahre Aussage: Niemand, der nichts damit zu tun hat, sollte sich dafür interessieren, ob jemand anderes authentisch ist oder nicht. Kümmer dich einfach um dich selbst. Jeder hat genug eigene Sorgen. Der Großteil an neuem Deep House ist aber verdammt schlecht. Das ist einfach nur Müll. Mein Weg, herauszufinden, was Müll ist, ist darauf zu schauen, ob es besser ist, als das, was davor kam. Das ist wie im Sport. Messi ist ein besserer Schütze als Roberto Baggio. Aber wenn du nicht besser bist als das, was du kopierst, was machst du dann überhaupt? Vielleicht lernst du noch, das ist erlaubt. Aber vieles von dem Zeug, was die Leute Deep House nennen ist Müll. Echte, alte Killer-Tracks haben eine Seele, ein Gefühl, da ist eine echte Person dahinter, die das gemacht hat. Das ist eines der Probleme in der Dance-Musik für mich. Die Technik heutzutage macht es so einfach, einen Track zu produzieren, der eine 6 oder 7 von 10 ist. Es ist so leicht, das auf die Schnelle zu machen und auf Beatport zu packen, mit deinem eigenen Underground-Label. Aber viele von ihnen vergessen dabei, dass die Dinge von denen sie sich inspirieren lassen, nicht so einfach entstanden sind. Das waren Leute mit eingeschränkten Ressourcen, beschränkter Zeit im Studio und einer Aussage.

Aber trotz allem ist auch noch gute Musik da draussen.
Ja, ich möchte nur ein bisschen an Deep House herumnörgeln. Diese Konversationen gab es ja schon zu jeder Zeit in der Geschichte der Menschheit. Und jetzt gerade, in dieser Sekunde, ist irgendwo ein Kind, das den besten Scheiss produziert, den es auf der Welt gibt. Das ist immer so. Wenn ich über Deep House rede, will ich nicht nostalgisch sein. Auch wenn wir alle Kinder waren und Spaß hatten, sollten wir das abgrenzen. Ich denke, es ist wichtig, neue Sachen zu erschaffen. Ich werde nur bei einer Sache nostalgisch: Am Anfang von Techno hat jeder über die Zukunft geredet. Jeder wollte futuristisch sein. Cyberspace und Laser! Das hört sich heute zwar eher lustig an, aber jeder redete darüber. Du wolltest dich nicht nach Disco und den 70ern anhören. Und inzwischen reden die Leute nicht mehr so. Es gibt nur diese romantische Idee von Nostalgie und alten Platten und Revivals. So sollte es nicht sein. Als Acid House aufkam, versuchte niemand den selben Sound wie 1965 zu produzieren.

Vielleicht redet heute niemand mehr von der Zukunft, weil diese nicht nur verdächtig nah ist, sondern auch noch extrem dystopisch aussieht.
Genau. Das ist der Grund dafür. Wenn du jetzt ein Kind bist, muss das doch unglaublich deprimierend sein. Und das sogar auf mehreren Ebenen. Du siehst klar und deutlich, wie dystopisch die Zukunft ist. Und noch deprimierender ist die Tatsache, dass dich das in einen Retro-Liebhaber verwandelt. Das Gute daran ist aber, dass es immer Menschen geben wird, die dieses Denken durchbrechen und richtig gutes Zeug machen. Also mach dir keine Sorgen.

Vielen Dank.

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No Fantasy Required von Tiga erscheint am 04. März auf Counter Records. Hier kannst du es dir vorbestellen.

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