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Clubkultur

Warum ich noch Party mache, während ihr schon Babys bekommt

„Während mein Umfeld Kinder wirft, will ich mein Partyleben nicht aufgeben.“

Ich kann mich manchmal selbst nicht mal gescheit füttern! Grafik von der Autorin. Originalbilder: Tamara Gezer und via Flickr | chicks57 | Holly | CC BY-NC 2.0

Abseits von meinem fulminanten Party-Life existiert natürlich auch diese eine Seite, die sich ab und an traut, das gesamte Universum in Frage zu stellen. Da kommen mir dann so Denkansätze in den Kopf geschossen wie: Kann ich die Pizza (von keine Ahnung mehr wann) noch essen? Vielleicht sollte ich auch endlich anfangen, Stranger Things zu schauen? Oder: Will ich mal Kinder haben?

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Ich habe kürzlich meinen 30. Geburtstag hinter mich gebracht. Bis auf die Tatsache, dass ich mir jetzt immer einbilde, meine Augenringe hätten auch Augenringe bekommen, hat sich—rein vom Lebensfeeling her—nichts verändert. Dennoch, der dramatische Sektor in meinem Gehirn auf einem ziemlichen Psycho-Trip hängen geblieben und schickt dem Freigeist-Sektor stets folgende Frage: Baby oder Party? Familie oder Freunde?

Die Vorstellung, jemals meine Freiheit gegen ein Kind zu tauschen, erscheint mir schier unmöglich. Vielleicht, weil man dafür eigentlich einen geeigneten Fortpflanzungspartner braucht (ja OK, das kann man ja auch ganz ohne Mann vornehmen lassen—aber ich besteh auf den romantischen Weg). Und auch wenn ein Mann mal gefunden ist, kann oder sollte man zumindest auch nicht gleich loslegen. Ich bin bei solchen Angelegenheiten äußerst altmodisch. Ich meine, dass unbedingt die Selbstvermarktungs-Phase überdauert werden sollte. Das geschieht in der Regel eher später in einer Beziehung, wenn sich die Meisten dann wirklich kennengelernt haben. Viele trennen sich deswegen wieder, andere fangen erst da an, sich richtig zu lieben—hach, Amore.

Aber abgesehen von den Schwierigkeiten, die die Prince-Charming-Gelegenheit mit sich bringt—denn auf der Suche bin ich ja nie so ganz—, wäre da eigentlich auch noch meine kleine Phobie schwangeren Frauen gegenüber. Der Bauch, dieser verdammt große Bauch. Ich habe schwangere Frauen schon immer etwas suspekt gefunden. Jeder weiß einfach, dass du sexuell aktiv gewesen sein musst, um etwas auszubrüten. Du hattest Sex, es ist offensichtlich und in solchen Belangen bin ich einfach etwas prüde und diskret. Dazu kommt, wie sehr so ein Baby eigentlich das Leben verändert. Nämlich schwerwiegend. Ich hasse aber Veränderungen. Und der Zeitaufwand erst? Ich finde nicht einmal die Zeit, um endlich mal meinen H&M-Gutschein einzulösen. Aber auch ganz abgesehen davon: Meine Unabhängigkeit! Und: Ich liebe Partys.

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Ich habe nämlich eine Theorie: Menschen kommen mit verschiedenen, individuellen Schlafrhythmen auf die Welt. Bei mir ist die Nacht eher der Tag. Als würde, sobald die Sonne untergeht, sich ein Schalter in mir umlegen und mir reinstes und feinstes Koffein in meine Blutbahnen pumpen. Dieses Phänomen hat mir schon während meiner Schulzeit das Leben zur Hölle gemacht. Nachts kann ich einfach lange. Noch und nöcher. Ich mach quasi schon seit meiner Kindheit durch. Ganz klar, dass aus dem Nachtleben und mir deswegen eine ernsthafte Sache wurde. Eine Symbiose und eine gute Freundschaft. Das Feierngehen als ein guter Verbündeter.

Für mich hat Fortgehen auch immer etwas anderes bedeutet, als für viele meiner Freundinnen. Während ein paar von ihnen, damals wie heute, auf der Suche nach dem passenden Penis waren oder eben noch sind—bin ich in den Clubs wegen der Musik, wegen dem Tanzen, aber vor allem wegen meiner Freunde. Wenn ich also flirte, dann am liebsten mit einer Funktion One. Also arbeite ich wohl nicht nur bewusst, sondern auch unbewusst an der Nicht-Weitergabe meiner Gene. Ich war auch nie eines dieser Mädchen, das schon im pre-pubertären Alter vom Familie-haben schwärmte. Ich wollte immer ein High-Life und zumindest ein bisserl was erreichen und so.

Nein! Foto: Imago

Es ist auch das Leben, das mir von diversen Eltern vorgeführt wurde und wird—bei Freunden, bei Verwandten oder sonst wo—, das mich abschreckt. Es hat mir nach gründlicher Observierung einfach nie zugesagt. Auch das Bild dieser „jungen" Bio-Yoga-Naschmarkt-Mütter schreckt mich ab. Diese sogenannten Scheuklappen-Mamis, die sich auch nur mehr von anderen Scheuklapprigen verstanden fühlen und auf das Leben von uns einer Babybefreiten herab blicken. Doch, doch, das tun sie nämlich wirklich insgeheim. Mir hat mal so eine Über-Mami gesagt, ich hätte keine Ahnung vom Leben, weil ich ja kein Kind habe. Aber: Wir alle haben ein Leben, also haben wir auch alle eine Ahnung davon. Es sind ja auch nicht alle so. Ich bin auch mit Mamis befreundet, die eher Vor- als Schreckbilder sind. Die sich auch trauen, ihr Leben mit dem der Ledigen zu verbinden, beziehungsweise nie aufgehört haben, einen Teil des Lebens aus der Pre-Kinder-Zeit weiterhin auszuleben.

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Man kann es nämlich drehen und biegen, wie man möchte: Ein Baby lässt sich vorerst kaum mit einem Party-Life verbinden. Deine neuen Brüste haben zwar in deiner Bluse noch nie so gehaltvoll ausgesehen, aber deinen Milchbalkon verfluchst du spätestens dann, wenn du deinen Shot nicht exen darfst. Da die Muttermilch-Produktionstätte immerhin lupenrein bleiben sollte—du weißt schon, für dein Bambino. Außerdem bist du stets ausgelaugt, weil Babys sind ein wirklich (!) hartes Business—frag deine Mama! Sowie kaum auszumalen ist, was man von dir halten wird, wenn du dein Putzi schon nach zwei Wochen zelebrieren gehen willst. Abgesehen davon, dass du es vermissen wirst ohne Ende: Die Leute würden dich verurteilen. Die Über-Bio-Yoga-Mamis täten sich würden sich mer denn je bestätigt fühlen, was dich angeht und Hand aufs Herz: Wir würden so eine Express-Post-Entbindungs-Partysanin ebenso ein bisschen schief anschauen.

Aber um auf die Frage „Baby oder Party?" zurückzukommen: Diese Entscheidung wird mir eigentlich sowieso irgendwann von den Umständen des Lebens abgenommen. Es ist ja nicht so, dass mit der Idee einer Familiengründung diese auch automatisch kommt. Oder ein Mensch seine Meinung nicht ändern kann. Also chille ich einfach. Die Zeit wird es zeigen. Somit geh ich und zelebriere weiterhin eifrig meine Unabhängigkeit und bleibe dem regen Nachtleben verbunden. Ich genieße es eben, Menschen zu treffen und mit ihnen bombastische Erinnerungen aufzubauen—sofern wir uns danach auch wirklich erinnern. Deswegen bevorzuge ich zurzeit auch dieses Leben. Beziehungsweise, deswegen hat mich dieses Leben.

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Dieser Artikel ist zuerst bei Noisey Alps erschienen

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