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thump exclusive mix

Wenn du im Sommer nach Kroatien fährst, hör dir vorher diesen Mix an

Felver ist der Mastermind der Szene vor Ort und stimmt dich mit seinem neuen Mix auf das Sonus Festival ein.
Sonus Festival

Kroatien ist für viele das neue Ibiza der elektronischen Musik. In den letzten Jahren konnten sich zahlreiche Festivals durch hochkarätige Line-Ups und die wahrlich bezaubernde Landschaft an der Adria einen Namen machen. Allerdings wurden dabei selten die einheimische Szene samt ihrer DJs involviert. Das diesjährige Sonus Festival geht nun vom 21. bis 25. August gegen diesen Umstand vor. Auf der von THUMP veranstalteten Boatparty im Rahmen des Festivals spielt etwa mit Homeboy einer der bekanntesten kroatischen Produzenten. Er betreibt ein eigenes Label (House is OK) und hat auf Imprints wie Hypercolour und Wolf Music veröffentlicht.

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Homeboy ist allerdings nicht der einzige Kroate zwischen Dixon, Ricardo Villalobos & Co: Disco-Honcho Ilija Rudman wird ebenso auf dem Festival spielen wie Marijan Felver, der bereits seit den frühen 90er Jahren in der Clubszene seiner Heimatstadt Zagreb aktiv ist. Hier organisierte er etwa die ab 1998 regelmäßig stattfindenden „Stereo Studio"-Nächte im Tvornica Club, bei denen beispielsweise Dixon, Richie Hawtin, Jeff Mills und Ian Pooley auflegten. Musikalisch bewegt er sich fließend zwischen House und Techno. Das verdeutlicht auch sein Mix, den er exklusiv für Thump aufgenommen hat, und der dich und uns bestens auf einen Sommer in Kroatien und beim Sonus vorbereitet.

Im Gespräch erzählt er uns wie er eben jenen konzipiert hat, wie sich Kroatien seit seiner Unabhängigkeit zu einer Tourismus- und Festivalhochburg entwickelt hat und warum kroatische DJs dennoch so selten Beachtung durch internationale Festivalagenturen finden.

Thump: Marijan, danke, dass du den Mix für uns zusammengestellt hast. In welcher Umgebung und in welcher Stimmung hast du ihn aufgenommen?
Marijan Felver: Danke für die Möglichkeit. Der Mix ist von der Stimmung der „Stereotip"-Partys am Sonntagnachmittag/-abend inspiriert, die ich zwei oder drei Mal im Jahr mit meinem Freund Dixon in besonderen Locations hier in Zagreb oder in der Region veranstalte. Ich habe ihn während des „Fuck Your Dreams, This Is Heaven"-Abends aufgenommen, einer monatlichen Residency mit meinem Freund Jogarde in einem kleinen Club in Zagreb mit einem tollen Soundsystem, Holzfußboden und Vintage-Rotary-Equipment, begleitet von sehr warmen dunkelroten Vibes, während wir von Tenniscourts umgeben sind.

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Du hast dir in der Clubszene Zagrebs einen ziemlichen Namen gemacht. Wann bist du zum ersten Mal mit Clubmusik in Berührung gekommen?
Um genau zu sein, das war 1993. Im Aquarius Club in Zagreb. Bei meinen „Cosmic Disco"-Veranstaltungen am Sonntag habe ich mich im Rahmen von House, Deep- und Tech-House-Klängen entwickelt. In den letzten 23 Jahren war meine Musik mehr von Emotionen, von Gefühl und von dem, was mich interessiert, beeinflusst—also guter Musik, welche auch immer das sein mag.

Wie sieht eine typische Nacht in Zagreb aus? Wo gehst du hin, was trinkst du, usw.?
Ich gehe oft ins Kino und folge dem Programm von Zagrebs Theatern und Konzert-Events. Ich gehe nicht jedes Wochenende in den Club, trotzdem würde ich sagen, dass Bars oder Restaurants gefolgt von Clubbing eine typische Ausgehnacht in Zagreb ausmachen.

Ok. Ich war um das Jahr 2000 als Kind oft in Kroatien im Urlaub und mir ist aufgefallen, wie schnell sich das Land durch den internationalen Tourismus verändert hat. Wie hast du diese Entwicklung erlebt und wie hat sich auf die örtliche Musik- und Clubszene ausgewirkt?
Ja, Kroatien ist in den jährlichen Tourismus-Statistiken immer sehr weit vorne und der Festivaltourismus ist einer der wichtigsten Anreize. Für die jüngeren Leute ist dieser meistens der Hauptgrund, uns zu besuchen. Festivals haben auch neue Arten von Leuten ins Land gelotst, wie die Organisatoren und Künstler selbst. Diese Leute haben neue Musik und eine neue Energie mitgebracht, die der örtlichen Szene mehr Selbstbewusstsein verliehen hat, um zu experimentieren. Eine der wichtigsten Rollen von Festivals ist, dass sie in einigen Teilen des Landes durch ihr jährliches Stattfinden langsam das soziale Bewusstsein in diesen Regionen verändert haben. Deswegen tragen Festivals sicherlich zur Erschaffung eines neuen und anderen Images von Kroatien bei.

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Bei vielen der neuen Musikfestivals, die an der kroatischen Küste stattfinden, werden allerdings oft gar keine lokalen Acts gebucht. Was denkst du darüber?
Ich bin in Kroatien geboren und aufgewachsen, also gefällt es mir natürlich nicht. Es fühlt sich komisch an, dass die meisten kroatischen DJs die Festivals im Sommer hauptsächlich im Publikum verfolgen, wenn die Clubsaison in den Städten vorüber ist, besonders weil sie wirklich gut sind. Da die Festivals hauptsächlich von ausländischen Firmen veranstaltet werden, orientieren sie sich immer an ihrem eigenen Publikum und ihren eigenen Kontakten. Ihre Einschätzung war also immer, dass es niemanden aus der Region benötigt. Was hier hilfreich ist, ist, dass die lokalen Künstler aufgehört haben, sich mit Theorien über Ungerechtigkeit auseinanderzusetzen und einfach angefangen haben, mehr Energie in ihre kreative Arbeit zu stecken, die auch von dem inspiriert wird, was uns jetzt seit vielen Sommern unterhält. Ich möchte betonen, dass das Sonus die Situation komplett verändert hat und mit vielen großartigen lokalen Künstlern arbeitet. Ich hoffe wirklich, dass das zu beidseitiger Zufriedenheit war und ist.

Welche andern kroatischen Produzenten und DJs würdest du empfehlen?
Meine musikalische Neugierde ist enorm, aber meine persönlichen Sehnsüchte sind nicht ausschließlich auf die elektronische Musikszene beschränkt. Ich verfolge ein breites Spektrum an Events und diese Vielfalt erlaubt es mir, neue, außergewöhnliche Leute in der Szene und außerhalb zu entdecken. Ich werde von authentischen Musikern angezogen, egal welches Alter, welchen Status oder welchen Bezug zu einer bestimmten Szene sie haben. Was sie alle gemeinsam haben, ist, dass ich durch die Musik, die sie spielen, erkennen kann, dass sie sich selbst durch innere Liebe und Glauben ausdrücken und diese Emotion ist die wichtigste für mich. Vor diesem Hintergrund finde ich es recht schwer und merkwürdig, Namen aufzuzählen. Trotzdem versuche ich einige von ihnen hervorzuheben:
Die Produzenten, die ich gerne erwähnen würde, sind Peter Dundov, Ilija Rudman, Homeboy, Le Cocolate Noir, Zarkoff, Brighton und Dav. Die Liste an DJs wird sicherlich von den außergewöhnlichen M.I.L.L.E. und Jogarde angeführt. Dann gibt es noch die gesamten „Extrakt"- und „CFSN"-Crews, meinen langjährigen Kollegen Omar, das „Sirup"-Team, das aus Arsenic Pavešić, Vedran Meniga und Sergej Snooze besteht, sowie eine tolle Frau aus Split namens Yelle. Wenn wir über junge DJs sprechen, dann sind alle sehr interessant, aber Borut Cvajner, Denis Beifuss und der wirklich fantastische E1 stechen sicherlich heraus.

Danke Marijan, wir sehen uns im August

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