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Safer Use

Der Drogen- und Suchtbericht 2018 ist da – und die neuen Pillenwarnungen

Der Zoll fand zuletzt immer weniger Ecstasy-Pillen. Vor fünf, die durchgekommen sind, warnen Drogen-Informationsstellen gerade.
Ecstasy-Pillen vor buntem Hintergrund

Die Niederländer können so einiges: die Bahn austricksen, Steuerdieben ein zweites Zuhause bieten – und Ecstasy-Pillen produzieren. Unser Nachbarland gehört zu den größten Pillenherstellern weltweit. Nach Deutschland kommen die bunten Teile versteckt in unechtem Gemüse, Ü-Eiern oder jeglichen Körperöffnungen. Außer der Zoll findet die Ware und beschlagnahmt sie. Damit hatte er zuletzt allerdings immer weniger Erfolg.

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Während der Zoll 2016 noch zwei Millionen Pillen sicherstellte, waren es 2017 nicht mal 700.000. Das geht aus dem aktuellen Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung hervor, der diese Woche veröffentlicht wurde. Über die Hälfte der beschlagnahmten Ware geht auf das Konto des Zolls, auch wenn die Großfunde, wie es sie 2016 gab, größtenteils ausblieben. Der Einbruch liege aber nicht an weniger Kontrollen, betont der Zoll auf Anfrage von VICE, und: Im Vergleich zu 2015 hat sich die Menge der vom Zoll sichergestellten Pillen immerhin noch verdoppelt. Vielleicht verzichteten die Schmuggler und Schmugglerinnen ja letztes Jahr einfach auf Fake-Karotten und ließen sich bessere Verstecke einfallen.

Was genau in den geschmuggelten Pillen steckt, die am Ende bei den Konsumierenden in Deutschland laden, können diese nicht nachvollziehen. Anders als in den Niederlanden gibt es keine Chance auf ein legales Drug-Checking. Bis das auch endlich hierzulande geht, sammeln wir, wie jede Woche, die Ergebnisse aus unseren Nachbarländern und Großbritannien. Getestet wurden die Pillen von The Loop, Eurotox in Belgien, dem niederländischen Trimbos Institut, "Checkit!" von der Suchthilfe Wien, der Innsbrucker Drogenarbeit Z6, Energy Control auf Mallorca, dem Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich (DIZ) und der Drogeninfo Bern Plus (DIB+).

Die folgenden Pillenwarnungen wurden in den letzten sieben Tagen veröffentlicht. Alle Warnungen seit Mai dieses Jahres – einschließlich der neuen – haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. Jede Pille ist entweder hoch oder extrem hoch dosiert, oder sie enthält gar kein oder nicht nur MDMA. Wenn eine Pille nicht gelistet ist, heißt das nicht, dass sie rein und niedrig dosiert ist. Der Artikel enthält zudem eine Reihe sogenannter Safer-Use-Regeln, um unnötige Risiken und mögliche Schäden durch Ecstasy-Konsum zu reduzieren. Wir erklären dort auch, warum wir überhaupt Pillenwarnungen veröffentlichen.

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Die Seite pillen.sauberdrauf.com der bayerischen Drogenberatungsstelle mindzone und das Drug-Checking-Tool von saferparty.ch listen viele weitere und ältere Pillentests. Saferparty veröffentlichen im Laufe des Wochenendes regelmäßig zusätzlich neue Warnungen und Meldungen.

Die Pillenwarnungen der dritten Oktober-Woche 2018

Rote "Red Buli"

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Pillenfotos: Checkit! | DIB+ | DIZ | Drogenarbeit Z6 | The Loop | Trimbos | Energy Control || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

Nicht "Red Bull" sondern "Red Buli" war auf eine solche Pille gedruckt, die Mitte Oktober in Innsbruck analysiert wurde. Sie enthielt eine extrem hohe Dosis von 317 Milligramm MDMA, es ist große Vorsicht geboten. Insbesondere, weil in Wien Ende September Pillen mit nahezu identischem Aussehen, aber einer geringeren Dosis von 173 Milligramm MDMA getestet wurden. Die Mengen in diesen Pillen schwanken also erheblich.

Gelbe "Philipp Plein"

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Pillen mit dem klassischen PP-Logo des deutschen Modedesigners Philipp Plein auf der Vorderseite und einem Totenkopf auf der Rückseite gibt es in vielen Farben und mit unterschiedlichen Dosen. Eine gelbe Pille wurde in Bern Mitte Oktober zur Untersuchung gegeben. Die Forscher und Forscherinnen des DIB+ fanden eine hohe Dosis von 137 Milligramm MDMA. Pillen mit einem solchen Aussehen zirkulieren unter anderem auch in Orange, Grün und Gold – in vielen Fällen sind sie extrem hoch dosiert

Graue, runde Pille ohne Logo oder Namen

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Eine runde Pille ohne Aufdruck wurde Mitte Oktober zum DIZ in Zürich gebracht. Die Pille erreichte 180 Milligramm MDMA. Andere logolose Pillen enthielten in den letzten Monaten 2C-B.

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Graue "Glock"

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Keine echte Kugel aus einer Glock-Pistole, aber trotzdem auf keinen Fall zu unterschätzen – und potentiell lebensgefährlich – ist diese Pille. Eine graue "Glock" tauchte Mitte Oktober in Innsbruck auf und wurde vom Z6 auf 208 Milligramm MDMA getestet. Das ist eine extrem hohe Dosis.

Wenn du schon einmal ambulant behandelt werden musstest, nachdem du Drogen genommen hast, (oder Freunde von dir) und du mit VICE über deine Erfahrung sprechen möchtest, erreichst du unseren Redakteur Thomas Vorreyer per E-Mail oder Twitter-DM.

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