Tresor-Resident J.C. überrascht mit einem Oldschool-Mix der etwas anderen Art

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Tresor-Resident J.C. überrascht mit einem Oldschool-Mix der etwas anderen Art

Der spanische DJ, Produzent und Labelbetreiber packt für seinen "THUMP-Gastmix" HipHop-Legenden aus und verrät dir ein paar Geheimnisse der Szene von Madrid.

Jose Cabrera alias J.C. ist ein Mann der vielschichtigen und vielfältigen Sounds. Als Resident des Berliner Tresor kannst du ihn technoid im Erdgeschoss oder aber housig oben im Globus erleben. Der Spanier betreibt mit A Harmless Deed (zusammen mit Damián Schwartz) und Cabrera gleich zwei Labels. Auf letzterem veröffentlichte unter anderem das Hector Oaks-Alias Cadency. Mit seiner letzten EP Vertigo wollte er wieder etwas Soul zurück in den Techno bringen. Aufgewachsen ist er wiederum mit Jazz, Postpunk und House. Als wir J.C. um einen Gastmix baten, hatten wir also mit so ziemlich allem gerechnet. Nur nicht mit einen Oldschool-HipHop- & Rap-Mix.

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Und so dröhnen jetzt Eric B. & Rakim, Nonchalant, MC Shan & Co aus den Boxen. Eine Stunde Zeitreise, Abwechslung, Zurücklehnen. Am Samstag kannst du dir J.C. aber auch wieder in 4/4 geben, wenn er zusammen mit den Zenker Brothers im Tresor spielt. Lies nachfolgend unser Interview mit ihm und hör dir seinen Mix an.

Der Tresor ist ein Club mit einer langen und renommierten Geschichte, die bei Clubgängern gewisse Erwartungen weckt, wenn sie das erste Mal dort sind. Wie bist du mit diesem Erbe umgegangen, als du deine Residency dort begonnen hast?
J.C.: Ich hatte immer großen Respekt vor dem Label Tresor und natürlich dem Club selbst. Als ich dann endlich die Möglichkeit hatte, dort zu spielen, war es einfach großartig. Ich habe direkt eine Verbindung mit allem gespürt. Das ganze Team ist einfach großartig, von den Barleuten, den Tontechnikern bis hin zu Diana und Alex natürlich. Nicht nur auf professioneller Ebene, die einwandfrei ist, sondern auch auf menschlicher. Ich würde sie mittlerweile als Freunde bezeichnen und ich bin so glücklich, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ich hoffe, das geht in der Zukunft weiter, für mehrere Jahre. Es ist immer eine Freude, dort zu spielen. Es ist viel schwerer, mit dem Erbe umzugehen, wenn ich außerhalb des Tresors spiele. Denn dann repräsentiere ich ihn und versuche ein wenig den Geist dessen zu verbreiten, was dort passiert und passiert ist. Ich denke, das ist die größte Herausforderung und dafür arbeite ich jeden Tag.

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Wie sieht eine ideale Nacht zu deiner bevorzugten Set-Zeit aus?
Um ehrlich zu sein, gibt es tausend verschiedene Antworten auf diese Frage, aber ich würde in allen davon lügen. Die einzig wahre ideale Nacht wäre, wenn ich an einem Strand mit einer Menge Freunde und Frauen spiele.

Der Mix ist kein Techno- sondern ein HipHop-Mix. Du bist mit unterschiedlicher Musik groß geworden. Was hat letztendlich dazu geführt, dass du hauptsächlich Techno verfolgt hast?
Ich habe immer viele verschiedene Sache gemacht und werde das immer tun. Ich mag sehr unterschiedliche Musik und sie spricht mich auf so viele verschiedene Arten an, das ist auch bei meiner eigenen Musik so. J.C. ist nur der Name, den ich für "Techno" verwende, aber ich habe nie nur einen einzig wahren Pfad verfolgt. Es ist einfach passiert, dass ich jetzt das mache und in dieser Szene von mir erwartet wird, diese Musik zu spielen. Aber ich spiele auch gerne in anderen Kontexten und für andere Leute. Ich verstehe wirklich nicht, warum Leute Genres benennen müssen, besonders in der elektronischen Musik, wo alles miteinander verwandt ist und sich gegenseitig beeinflusst. Ich sehe gerne das große Ganze und das alles möglich ist, wenn du hart an deinem Sound arbeitest, versuchst, das beste rauszuholen und dich auf ehrliche Weise weiterentwickelst.

Wie und wo hast du den Mix aufgenommen? Und warum hast du beschlossen, dich auf dieses Genre zu konzentrieren?
Ich habe den Mix mit Ableton mit meinem Computer aufgenommen, in meinem Haus in Vitoria-Gasteiz (im Baskenland). Ich weigere mich seit einer Weile, Podcasts zu machen, weil ich es nicht sonderlich interessant finde, die 20 neuen Promos, die ich letzte Woche bekommen habe, zusammenzustellen, damit Leute sie sich anhören können. Ich weiß, dass DJs das machen, um ihre eigene Musik und die ihrer Freunde zu promoten, und das respektiere ich total. Ich habe das auch gemacht, aber es langweilt mich und die Leute verdienen was besseres. Wenn ich jetzt also einen Podcast mache, versuche ich, Musik mit den Zuhörern zu teilen, die eine andere Seite an mir zeigt, die nicht der Club ist. Ich will den Hörer musikalisch gesehen mit meinem Alltag vertraut machen. Und in diesem Fall auch besonders mit meinen Wurzeln, denn ich war schon immer ein großer HipHop-Fan.

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Wann hast du zum letzten Mal einen HipHop- oder Rapsong in einem Club gespielt?
Ich spiele wann immer es geht "The Message" von Grand Master Flash. Hauptsächlich wenn ich House spiele, manchmal als letzten Track. Er ist großartig. Er funktioniert immer. Ich meine, HipHop und elektronische Musik sind so eng miteinander verbunden. Für mich sind es zwei Äste des gleichen Baums. Und ich spiele auch eine Menge Hip House, Dance Mania, Ghetto-Kram. Selbst wenn ich Techno spiele, vermische ich diese Richtungen.


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Bislang hast du 2017 drei EPs über dein Label Cabrera veröffentlicht, jeweils eine von Cadency und Andrés Zacco und eine von dir. Welche Richtung schlägt das Label für den Rest des Jahres ein?
Ja! Ich habe erst letzte Woche meine eigene EP, Vertigo, veröffentlicht und ich habe gerade die Master für das Album bekommen, das ich nach dem Sommer mit meinem Freund Kastill veröffentliche. Außerdem habe ich noch andere Projekte in der Pipeline, für die ich aber noch ein wenig mehr Zeit benötige. Labeltechnisch kommt die nächste Platte von meinem Freund Bleak und es wird noch mindestens eine von Cadency geben dieses Jahr. Ich halte euch auf dem Laufenden!

In anderen Interviews hast du deine Heimatstadt Madrid als "unterschätzteste Stadt Europas" bezeichnet. Kannst du mir bitte drei Dinge nennen – Produzenten, Labels oder Venues – die man auschecken sollte, um das zu ändern?
Hahaha, schöne Frage, aber auch recht schwierig! Es passiert im Moment so viel in Madrid. Ich meine, ich kann es fühlen. Zum ersten Mal seit langer Zeit kann ich wirklich sagen, dass die Szene durch unbekannte, aber sehr talentierte und besondere Promoter, Musiker, DJs und Leute aufgefrischt wird. Madrid war schon immer die Stadt, in der etwas Großes zu passieren schien, aber letztendlich wurde es immer dicht gemacht oder fand irgendwie sein Ende. Aber jetzt ist es wie ein Dampfkessel vor dem Explodieren und ich hoffe wirklich, dass das passiert.

Von den Produzenten aus Madrid, die man unbedingt auschecken sollte, würde ich Damian Schwartz wählen. Und das sage ich nicht, weil er mein Freund ist, sondern weil er wirklich gut ist. Sein letztes Album ist für mich eine der Platten des Jahres 2016. Ein anderes Level des Produzierens und Musikmachens. Hör dir unbedingt seine nächsten Veröffentlichungen an! Als Label würde ich Semantica Das beste Techno-Label aus Madrid ist für mich Semantica. Und das ist es schon seit mittlerweile zehn Jahren. Was Venues angeht, muss ich zwei nennen, weil ich mich gerade nicht wirklich entscheiden kann. Das eine ist Siroco. Es hat grad sein Soundsystem erneuert und ist einfach perfekt. Dort finden Partys wie Analogical Force, Trauma oder Post Club statt und dort finde ich die interessantesten Line-ups und Publikums. Aber ich würde auch gerne eine neue Location namens Utopia nennen. Das Soundsystem dort ist das beste der Stadt und es gibt keine Sperrstunde. Definitiv ein Club, den man in der nahen Zukunft im Auge haben sollte.

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