FYI.

This story is over 5 years old.

Stuff

Die "Internationale Zwergenpartei" kämpft gegen die Sexualisierung deutscher Gartenzwerge – unter anderem

Sie wenden sich an die Antidiskriminierungstelle des Bundes, an die UNESCO. Ihr Ziel: das Symbol deutscher Spießigkeit vor seinem nahenden Untergang retten.
Foto: imago | Steinach

Foto: imago | Steinach

Was haben der argentinische Tango, die chinesische Kalligrafie und das aus Ton gebrannte Paradesymbol deutscher Spießbürgerlichkeit gemeinsam? Alle drei eint das immaterielle Kulturerbe der Menschheit. Genauer: Die beiden Erstgenannten befinden sich bereits auf der Liste der Weltkulturerbe-Güter, der Gartenzwerg soll da noch unbedingt drauf, fordert die Internationale Zwergenpartei (IZP).

Am Wochenende fand im Thüringischen Trusttal (der vermeintlichen Geburtsstätte des deutschen Gartenzwergs) der 3. Kongress der Zwergenpartei statt. 140 Zipfel-Liebhaber trafen sich dort, nicht nur um ihrer gemeinsamen Vorliebe für behaarte, schrumpelige, alte Männer zu frönen, sondern auch um ihre Zwergen-Agenda voranzutreiben. Neben der Forderung, den Gartenzwerg in einem Atemzug mit chinesischer Kalligrafie zu nennen, hatten die Zwergenhüter noch ein mindestens genauso bedeutendes Anliegen: Sie verabschiedeten die "Resolution an die Antidiskriminierungstelle des Bundes gegen den Missbrauch von Gartenzwergen zu politischen, rassistischen und sexistischen Zwecken".

Was heißt das genau? Der Frust zielt gegen die sogenannten "Frustzwerge". Seit Jahren schon wird die heile Zwergenwelt von diesen Antihelden erschüttert. Gewachsen und geformt wie der klassische Gartenzwerg unterscheiden sich Frustzwerge durch ihre exhibitionistischen Posen: Der eine trägt den Pimmel draußen, der Andere säuft sich einen rein und wieder einer heißt die Welt mit einem Stinkefinger willkommen.

Foto: Andreas Klein | Flickr | CC BY-SA 2.0

Diesen Sittenverfall und die Instrumentalisierung des großdeutschen Kulturgutes will die Zwergenpartei nicht hinnehmen. Vorsitzender Frank Ullrich (61) gegenüber der Bild: "Wenn ich diese Nackedeis sehe, wird mir schlecht." Ullrich hat ganz klare Vorstellungen, wie ein deutscher Gartenzwerg auszusehen habe: "Aus gebranntem Ton, maximal 69 Zentimeter groß, Zipfelmütze, Bart, männlich." Klare Ansage an die UNESCO.

Zum Problem ist übrigens auch der gemeine "Kunststoffzwerg" geworden: Aus PVC-Billigimitat statt aufwendig aus Ton gebrannt überschwemmt er die hiesigen Märkte. Traditionelle Gartenzwergproduzenten können mit der Konkurrenz aus den Billiglohnländern nicht mithalten. Im thüringischen Gräfenroda gebe es noch einen großen deutschen Hersteller, aber auch dieses Familienunternehmen habe bislang keinen Nachfolger für Inhaber Reinhard Griebel gefunden, klagt Ullrich gegenüber der Deutschen Presseagentur. Harte Zeiten für Liebhaber deutscher, korrekt gekleideter Zipfelmützenmänner.