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Was das Ende von Chinas Ein-Kind-Politik für die Babynahrungsindustrie bedeutet

Mit Anfang 2016 dürfen chinesische Eltern ohne jegliche Sanktionen oder finanzielle Nachteile zwei Kinder statt einem haben. Das hat weitreichende Auswirkungen, unter anderem auf die Aktien von Unternehmen, die Babyprodukte oder Kondome herstellen.

Letzte Woche verkündete die chinesische Regierung, dass sie offiziell ihre seit langem bestehende berüchtigte Ein-Kind-Politik aufhebt. Aus dieser politischen Veränderung kann man viel mitnehmen und über viele Aspekte nachdenken: die Implikationen einer immer älter werdenden Bevölkerung und des Mangels an Arbeitskräften, die Erkenntnis, dass die chinesische Regierung zwar Paaren erlaubt, zwei Kinder zu haben, aber trotzdem noch die Familienplanung beeinflusst oder die Vorhersage, dass viele Paare, obwohl sie ein zweites Kind haben dürfen, aufgrund der finanziellen Lage trotzdem keines haben werden.

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Vielleicht habt ihr euch schon still und leise gefragt, was ein größeres China für den Klimawandel bedeuten würde. Wenn aber euer erster Gedanke war, Aktien von Unternehmen zu kaufen, die Babynahrung und Kinderwägen herstellen—und eure Aktien in der Kondomindustrie loszuwerden—, dann seid ihr wohl Banker.

Mit der neuen Politik sagen Investoren einen höheren Bedarf an Produkten rund ums Baby voraus und Aktien von Unternehmen, die Babynahrung, Babyshampoo, Kinderwägen und Kindersitze fürs Auto herstellen, stiegen letzten Donnerstag schlagartig an. Die Aktien des Unternehmens, das Durex herstellt, musste hingegen einen Verlust einstecken, genauso der japanische Kondomhersteller Okamoto Inc.

Experten erwarten zwischen drei und acht Millionen Geburten mehr unter der neuen Politik. Für so viele Säuglinge braucht man ziemlich viel Babynahrung. Von den großen Konzernen bis hin zu den Familienbetrieben bereiten sich alle auf die gesteigerte Nachfrage nach Babyprodukten vor.

Andere hingegen sind der Meinung, dass die Auswirkungen für das Geschäft nicht ganz so spürbar sein werden. Vor zwei Jahren führte die Regierung bereits eine Politik ein, die es Paaren erlaubte, zwei Kinder zu haben, wenn eines der Elternteile ein Einzelkind war. Der erwartete Schwall von Babys blieb jedoch aus. Nur sieben Prozent der 11 Millionen Paare, die unter das neue Gesetz fielen, nutzten die neue Möglichkeit aus. Durch das langsamere Wirtschaftswachstum könnten sich viele Eltern aus finanziellen Gründen gegen ein zweites Kind entscheiden.

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ARTIKEL: Schmuggeltouristen und Parallelhändler: Chinas Nahrungsmittelversorgung in der Grauzone

In den späten 1970er-Jahren führte die chinesische Regierung das erste Mal die Ein-Kind-Politik ein, um dem rasanten Bevölkerungswachstum entgegenzuwirken und den Lebensstandard zu erhöhen. Heute steht China einem demographischen Problem gegenüber, da die Gruppe der älteren Menschen förmlich explodiert, während die arbeitende Bevölkerungsgruppe immer kleiner wird. Momentan sieht es so aus, als könnte die aktuelle Lage Chinas wirtschaftlichen Aufstieg zum Entgleisen bringen und in der Hoffnung, dass der Fortschritt weiterhin anhält, verkündete die Regierung letzte Woche das Ende einer der prägendsten Politiken der kommunistischen Führung. Mit Anfang 2016 soll die Zwei-Kind-Politik in Kraft treten.

Babynahrung war in China in den letzten Jahren häufiger ein heiß diskutiertes Thema. 2008 starben sechs Säuglinge, 50.000 wurden ins Krankenhaus eingeliefert und 300.000 erkrankten, nachdem verseuchte Milch und Babynahrung auf den Markt gelangt war. Zwei Personen wurde aufgrund ihrer Rolle in dem Verbrechen die Todesstrafe verhängt.

Solche Vorfälle haben zu einer verstärkten Nachfrage nach Babynahrung aus Europa und Australien geführt, weil chinesische Eltern diese für sicherer als heimische Marken halten. Aufgrund der Zollgebühren, die auf ausländische Marken abgeführt werden müssen, ist ein grauer Markt für Milchprodukte und Babynahrung aus dem Ausland entstanden, die Chinesen im Ausland ihren Verwandten zu Hause schicken. Die Aktien vom französischen Lebensmittelkonzern Danone sind seit der Bekanntgabe der neuen Politik vergangene Woche um drei Prozent gestiegen.

Die Aktien des beliebten Kondomherstellers Okamoto Inc. hingegen mussten in den letzten Tagen zehn Prozent einbüßen, haben sich aber seither wieder einigermaßen erholt.