Pablo Mateo will, dass du "Tentlover" sofort im Loop hörst
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Pablo Mateo will, dass du "Tentlover" sofort im Loop hörst

In den letzten zwei Jahren machte Pablo Mateo unter eigenem Namen sowie als Wrong Copy mächtig Betrieb. Jetzt hat er ein eigenes Label gegründet und eröffnet es mit einer grandiosen Premiere bei uns.

LACKREC., Marcel Dettmanns MDR, Die Orakel … Seit seiner ersten EP vor vier Jahren hat der Berliner Pablo Mateo bereits auf zahlreichen erstklassigen Adressen veröffentlicht. Und zwar in der Menge nicht zu knapp. Bei Mateo wird Techno immer zum schillernden Farbenspiel, das gilt auch für sein Alias Wrong Copy. Fast schon logisch erscheint es da als Konsequenz, dass er jetzt sein eigenes Label, Artful Rifle, startet. Das erklärte Outputziel: "non serious techno music"

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Die vier Tracks der ersten EP namens Tentlover – sie kommt vom Chef selbst – lösen dieses Versprechen schon einmal ein. Dafür steht allein schon das Titelstück: Es geht los mit einer stumpfen Kick, während im Hintergrund bereits ein federleichtes Synthiemotiv herumschwebt, eine 303 schiebt sich dazwischen, Claps, und alles beginnt miteinander zu pulsieren. Und Mateo macht es ganz clever: "Tentlover" wirkt wie eine endlose Steigerung, die immer mehr Energie auszustrahlen scheint und dabei doch konzentrisch ist. Im weiteren Verlauf der EP gibt es dann auch schon mal Oldschool-Trance-Momente.

Inspiriert wurde das alles übrigens von der Buchtrilogie Xenogenesis der US-amerikanischen Autorin Octavia E. Butler. Darin trifft eine postnukleare menschliche Gesellschaft auf Aliens, die sich mit ihnen vermischen und sie dadurch retten wollen. Auch bekannt als Lilith's Brood, liefern die drei Bücher eine Parabel auf Entfremdung, ethnische Konflikte und menschliche Ideologien.

Und bevor "Tentlover" am Freitag in einer Woche erscheint, dürfen wir dir den Track bereits unten als Premiere präsentieren. Außerdem haben wir uns mit Pablo Mateo über Reisesoundtracks, Science-Fiction-Literatur und nackte Oberkörper ausgetauscht.

Am 19. Mai spielt der Produzent zudem in der Berliner Grießmühle, am 27. Mai geht es zu "Himmel und Erde" nach Bielefeld.

THUMP: Pablo, ich konnte "Tentlover" das erste Mal in Ruhe während einer Zugfahrt zu einem eintägigen großen Rave hören. Das hat damals ziemlich gut zur Stimmung gepasst, weil der Track einen stufenweise mitreißt. Er lief dann direkt auf Repeat. Welche Musik hörst du auf Reisen, gerade wenn du unterwegs zu Gigs bist?
Pablo Mateo: Bei der EP war mir wichtig, dass sie unter Kopfhörern im Loop funktioniert – und dabei vor allem Spaß macht.
Wenn ich reise und dabei etwas höre, dann eigentlich meistens Ambient-Musik. Daran reizt mich jedes Mal, wie die Umgebung mit ihren Geräuschen ein Teil der Komposition wird. Aber auf dem Weg zu Gigs beschäftige ich mich vor allem mit Arbeit, vor der ich mich die ganze Woche über gedrückt habe. So habe ich dann immer das Gefühl, meine Zeit sinnvoll genutzt zu haben, und kann mich zurück in Berlin aufs Musikmachen konzentrieren.

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Du hast letztes Jahr vier Platten rausgebracht, genauso viele wie 2015, wo sogar noch eine Split-Veröffentlichung hinzukam. Jetzt arbeitest du gerade an deinem ersten Album. Wird diese EP die einzige 12" von dir für 2017 sein?
Absolut nicht, bevor es mit dem Album losgeht, muss ich noch ein paar Baustellen zu Ende bringen: Eine EP für Die Orakel fertig bekommen und weiter an meinem Wrong Copy Alias arbeiten. Dann kommt vor dem Sommerloch noch eine 12" bei Dred raus – das ist das neue Label von meinem Homie John Osborn.

2016 galt in Presse und Szene gemeinhin als dein bislang stärkstes Jahr. Jetzt startest du dein eigenes Label und arbeitest an deinem Debütalbum … Hat sich das Jahr wie ein Durchbruch für dich angefühlt? Gab es einen entscheidenden Moment für dich?
Im letzten Jahr habe ich beschlossen, meine Nebenjobs aufzugeben und mich nur noch auf die Musik zu konzentrieren. Das fühlt sich zwar immer noch ungewohnt an, aber ich denke, wenn man etwas wirklich durchziehen will, darf es keinen Plan B geben. Dass mich Resident Advisor dann noch gefragt hat, ob ich einen Podcast für sie machen möchte, hat mich sehr gefreut.


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Dein Label soll sich auf "non serious techno music" fokussieren, heißt es. Teilst du die verbreitete Kritik, dass die Techno-Szene oftmals viel zu ernst ist?
Bei dem Begriff geht es mir nicht darum, eine aktuelle Szene zu bewerten, sondern einen Stil zu beschreiben, der sich nicht an den aktuellen Trends und seinen Regeln abarbeitet: Techno kann auch humorvoll oder ironisch sein. Auf einer Platte darf auch eine zusammenhängende Geschichte erzählt werden, die über den nächsten "Drop" auf der Tanzfläche hinaus geht – unernst eben.

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Dein Label hört nun auf den Namen Artful Rifle. Da muss ich fragen: Bist du vielleicht Waffensammler oder weißt du irgendetwas über Waffen?
Nee, für Waffen im herkömmlichen Sinn interessiere ich mich überhaupt nicht. Der Name ist eine Metapher, zu der mich John Frusciante und sein Song "My Smile is a Rifle" inspiriert haben. Er soll an die Macht von Musik, und Kunst im allgemeinen erinnern.

Was ging dir durch den Kopf, als du das erste Mal mit den Schriften von Octavia E. Butler in Kontakt kamst?
Für mich stellt Butler mit ihrem Schreiben ganz selbstverständlich und unaufgeregt viele Grenzen in Frage und überwindet diese im selben Augenblick. Das hat mich inhaltlich interessiert, es ist aber auch technisch unheimlich spannend. Ihr Ansatz war ausschlaggebend dafür, das auch mit der Musik für mein neues Label zu probieren.

Erzähl uns doch bitte ein bisschen was über den Aufnahmeprozess hinter der Tentlover EP! Und hast du sie eigentlich komplett mit freiem Oberkörper produziert?
Es war eine schöne Herausforderung, für die EP aus meinen Mustern auszubrechen und die Komfortzone zu verlassen. Vor allem, weil ich nur mit Hardware arbeite. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass ich mich die letzten Jahre total eingerichtet hatte, was mein Sound Design betrifft. Aus dieser Erkenntnis heraus dann meinen monophonen Bass Synth zu samplen und daraus eine polyphone Fläche zu bauen, die mir gefällt oder aus einem Reverb Effekt ein Delay zu machen – das war erst gar nicht so leicht, hat aber schließlich unheimlich viel Spaß gemacht und meinen technischen Horizont erweitert. Worauf ich hinaus möchte ist, dass es fruchtbar sein kann, sich regelmäßig in Frage zu stellen.
Und seit meinem dritten grauen Haar zieh ich beim Musikmachen nur noch die Socken aus, das hat auch den Vorteil, dass es für weniger Irritationen sorgt.

Welches Buch würdest du gerne mal von welchem Produzenten oder welcher Produzentin in eine Platte verwandelt sehen?
Das ist eine tolle Frage und gleichzeitig gar nicht so leicht zu beantworten! Aber: Die Traumpeitsche von Otto Soyka, interpretiert von Donato Dozzy. Was die beide für mich verbindet, ist ihr permanentes Suchen nach dem Unbekannten. Allein schon deshalb stelle ich mir das ziemlich aufregend vor. Otto Soyka ist der erste Autor, der über eine von Drogen manipulierte Gesellschaft geschrieben hat, und Donato Dozzy öffnet mir bei jedem Release den Zugang zu einer neuen Klangdimension.

Pablo Mateos Tentlover EP erscheint am 19. Mai bei Artful Rifle.

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