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Nach sorglosen Silk Road-Bestellungen—FBI lässt deutschen Speeddealer festnehmen

Im Zuge der Operation Onymous gab das FBI auch Daten eines deutschen Dealers aus Würzburg weiter, der auf Silk Road und anderen Märkten zum Weiterverkauf bestellt haben soll.
Der 40-jährige hatte neben Ecstasy, Speed und Kokain auch Meth im Angebot. Bild: imago

Franken macht seinem Ruf als krimelles Darknet-Mekka ein weiteres Mal alle Ehre: Wie jetzt bekannt wurde, ist in Würzburg im April dieses Jahres ein 40-jähriger Amphetamin- und Ecstasy-Dealer festgenommen worden. Er hatte seine Ware wohl schon seit 2012 aus dem Deepweb bezogen und sah dabei auch kein Problem darin, sich seinen Stoff aus den USA und am deutschen Zoll vorbei schicken zu lassen.

Hier sind alle bisherigen Darknet-Festnahmen in Deutschland im Überblick

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Die Ermittlungen nahm dank der groß angelegten Anti-Darknet-Operation Onymous im November 2014 ihren Anfang, bei der Europol und FBI unter anderem auch Silk Road 2 abschalteten. Die Verhaftung des Würzburgers bestätigt nun, dass die internationalen Ermittler dabei auch persönliche Daten von Verkäufern abgreifen konnten und diese nun auch an ihre deutschen Kollegen weitergeben.

Die Kripo Würzburg bestätigte gegenüber Motherboard, dass sie die Bestelldetails und Adresse des Händlers von der amerikanischen Bundespolizei über die üblichen Umwege BKA und LKA erhielten. Dass die Adresse des 40-Jährigen Deepweb-Stammkunden überhaupt ausgelesen werden konnte, zeugt dabei von einer verblüffenden Sorglosigkeit des Händlers.

An den Ermittlungen beteiligte sich auch der Zoll in München—der Dealer hatte unter anderem aus dem Ausland geordert. Die Behörden konnten ihm nachweisen, über das Darknet mindestens vier Kilo Amphetamine, über 300 Ecstasy-Pillen und ein paar Gramm Koks, Crystal und Cannabis bestellt zu haben, um damit auf der Straße zu dealen. Inzwischen sitzt der Dealer seit seiner Verhaftung am 14. April 2015 in Untersuchungshaft in Würzburg.

Koks auf einem Darknet-Marktplatz im Angebot. Bild: Screenshot AlphaBay

Seit mindestens 2012 soll er über ein Dreivierteljahr hinweg regelmäßig Drogen in größeren Mengen bestellt haben, nicht nur auf Silk Road, sondern auch auf anderen Darknet-Schwarzmärkten. Die Polizei ist sich sicher, dass er sich die Ware an Scheinadressen oder kurzfristige gehaltene Anschriften hat liefern lassen, um sie dann weiterzuverkaufen. Darunter waren die Adressen unbeteiligter Firmen.

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Es ist äußerst wahrscheinlich, dass der Dealer seine persönlichen Daten auf Silk Road nicht mit dem Verschlüsselungsstandard PGP gesichert hat. Die Möglichkeit der zusätzlichen PGP-Verschlüsselung bestand auf Silk Road 2, war allerdings optional. PGP ist dabei eines der sichersten Verschlüsselungswerkzeuge, die aktuell verfügbar sind. Es ist nicht nur einfach zu nutzen, sondern bereitet laut internen Dokumenten selbst der NSA große Probleme.

Der 40-jährige Würzburger hat sich auch sonst mit seinem Darknet-Business erstaunlich sicher gefühlt. Dass er seine Lieferadressen bzw. den angegebenen Bestellnamen auch dann nicht sofort wechselte, als eine Lieferung ihn nicht erreichte, zeugt ebenfalls von überraschendem Schwarzmarkt-Vertrauen. Die deutschen Behörden fingen dabei bereits ab November 2014 bestellte Päckchen des Beschuldigten ab.

„Er hat da [bei seinen Bestellungen] ungefähr seinen Namen benutzt", erzählte mir ein Sprecher der Polizei Würzburg, „und in sein unmittelbares Umfeld bestellt. Da gibt es ja mehrere Varianten, und er hat verschiedene ausprobiert."

Bild: Screenshot AlphaBay

Neben den vom FBI gelieferten Daten stützten sich die weiteren Ermittlungen dann auch auf Vor-Ort-Observationen durch die deutsche Polizei bei dem Beschuldigten und den genutzten Briefkästen. Nach einer richterlichen Anordnung durch Staatsanwalt und Richter wurden die Postwege des Beschuldigten kontrolliert und Sendungen abgefangen, bevor sie seinen Absender erreichten. Ob eine solche Observation angesichts der relativ geringen Menge gerechtfertigt sei? „Das ist natürlich ein massiver Grundrechtseingriff, aber die Entscheidung darüber liegt beim Richter", so die Kripo Würzburg.

In den Päckchen, die über einen Zeitraum von mehreren Monaten aus dem Verkehr gezogen wurde, befanden sich insgesamt rund ein Kilo Speed, Koks und Ecstasy. „Wir konnten zum Teil auch Rückschlüsse auf die Absender ziehen", so die Würzburger Ermittler. Dem 40-Jährigen wird auch der Handel mit weiteren synthetischen Drogen vorgeworfen.

Nach dem er dem Untersuchungsrichter vorgeführt wurde, sitzt der Verdächtige weiterhin in Würzburg in Untersuchungshaft.