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Wir haben mit Tokimonsta über die Beatszene in Los Angeles gesprochen

Außerdem sprachen wir über Klaustrophobie im Low End und die Gründung ihres eigenen Labels „Young Art“.

Vor Kurzem hat Tokimonsta ihre Rückkehr mit einer Show im Ace Hotel in Downton L.A. angekündigt, die Teil von Red Bulls This City Belongs To Me-Veranstaltungsreihe war. Die fast schon einhundert Jahre alten Hallen des umgebauten United Artists Theater waren bis zum Bersten gefüllt, als Toki Tracks von ihrem kommenden Album Desiderium debütierte, das schon bald auf ihrem eigenen Label, Young Art, erscheinen wird.

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Nachdem sie ihr Debütalbum über Brainfeeder veröffentlicht hatte, dem Label von Flying Lotus, wechselte sie letztes Jahr für Midnight Menu zu Ultra. „Sie haben unterschiedliche Ressourcen“, sagt sie über die beiden Labels. „Brainfeeder verfügt jetzt nicht unbedingt über die Art von Ressourcen, die Ultra hat, aber Brainfeeder hat diese kultische Gefolgschaft—das kulturelle Kapital. Brainfeeder wird immer diese Sache bleiben, zu der ich jederzeit zurückkehren kann, aber Ultra war etwas, das ich einfach ausprobieren wollte. Die Ultra-Erfahrung war ziemlich gut, aber die habe ich jetzt auch durch. Ich war wirklich stolz auf das Album. Wäre es über Brainfeeder rausgekommen, wäre es aber wohl exakt genauso geworden. Mit der kommenden Veröffentlichung wollte ich mich aus dem ganzen Labelding etwas zurückziehen. Na gut, technisch gesehen, erscheint es natürlich auf einem Label, aber es ist eben mein eigenes Label.“

Tokimonsta, mit bürgerlichem Namen Jennifer Lee, wurde bekannt als Teil einer Generation von verkopften, beatzentrierten Produzenten, die sich vor allem um diese kleine, allwöchentlich stattfindende Partyreihe in den Lincoln Heights formierte: Low End Theory. Jede Woche traf sich dort im The Airliner eine illustre Gruppe von Menschen, aus der sich dann eine engmaschig gestrickte Community entwickelte. Der Vibe ist an diesen Tagen allerdings nicht mehr der gleiche. Die Schlangen vor dem Einlass reichen einmal um den Block. „Im Low End ist es mittlerweile nur noch verrückt“, beklagt sich Toki. „Ich komme da drinnen nicht mehr klar. Ich werde klaustrophobisch. Als es anfing, war es ein wirklich magischer Ort. Es waren nur eine handvoll Leute, die sich dorthin verirrten, und die meisten Menschen, die dort spielten, waren Menschen, die man auch so kannte. Es war wie eine Insel. Es war jedenfalls so, als wir uns alle kennengelernt haben. Ich erinnere mich noch daran, wie ich Flying Lotus dort auf der Terasse getroffen habe.“

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Der Erfolg von Low End Theory hat einer ganz neuen Generation von Beatmusik-Producern in Los Angeles den Weg bereitet. Bei solchen Menschen, die Teil einer einflussreichen Bewegung waren, gibt es aber auch oft die Tendenz, dass sie abfällig über die nachfolgenden Generationen sprechen. Nicht so Tokimonsta: „Ich stehe total darauf. Ich finde sie super. Team Supreme, Soulection und dann dieser ganze abgefahrene Kram aus Europa und so: die machen alle so coole Sachen. Die flößen der Musik richtig Seele ein. Ihre Tracks sind dabei auch nicht zu kompliziert. Sie sind sehr zugänglich, verfügen aber gleichzeitig auch über eine Menge elektronischer Spielereien. Meine Musik ist immer schon so gewesen. Ich habe auf Brainfeeder immer die eingängigste Musik von allen gemacht, aber für die große Masse war mein Zeug immer noch sehr ungewöhnlich.“

Ein paar Abfälligkeiten sind allerdings schon nötig, um die Szene auf einem gewissen Niveau zu halten. So aber nicht Tokimonsta, „Ich bin definitiv nicht zynisch gegenüber dieser neuen Generation eingestellt. Einige der älteren HipHop-Hasen können so drauf sein: ‚Nee, das ist kein Vinyl!’ Wir brauchen aber auch Leute wie die. Jede Generation braucht ein paar Menschen, die das Prestige ihrer eigenen Generation bewahren wollen. Dam Funk ist ein cooler Typ, der so drauf ist, und vielleicht kann man auch House Shoes dazu zählen, einen Producer aus Detroit. Ich selber will aber nicht so jemand sein.“

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Tokimonsta ist Teil der Red Bull-Familie, seit sie 2010 an der RBMA teilgenommen hat. Ich wollte immer schon mal wissen, wie es dort bei den Sessions abläuft. „Es macht total viel Spaß“, berichtet sie. „Es fühlte sich fast wie ein Sommerlager an, obwohl der Londoner Frühling extrem kalt war. Wir hatten zweimal am Tag Vorlesungen und sie kümmern sich wirklich um alles, was du haben möchtest. Irgendwann brauchte jemand ein Glockenspiel und sie gingen los und besorgten es ihm. Kontrabass? Wir hatten drei davon und eine Menge wirklich obskurer Synthesizer. Lunice war auch in meinem Kurs. Ich habe dort mit Katy B abgehangen, mit Kid Kneivel, Illumsphere. Ich bin immer noch mit ihm in Kontakt. Katy B ist etwa zwei Monate danach mit dem Benga-Track „Katy B on a Mission“ richtig durchgestartet. Ich dachte mir nur, ‚Heilige Scheiße! Ich hätte mal mehr Musik mit ihr aufnehmen sollen!’“

Es lohnt sich definitiv auch, im Auge zu behalten, was in Zukunft auf Young Art veröffentlicht wird. „Wir sind gerade mit einigen Acts im Gespräch. Die meisten Menschen, die Interesse haben, sind welche, mit denen ich schon mal zusammengearbeitet habe. Ich habe diese ganzen Songs mit unglaublich großartigen Sängern—ich suche mir wirklich gerne Sänger, die noch niemand wirklich kennt und die noch nicht über die entsprechende Plattform verfügen, um ihre Musik zu veröffentlichen. Ich will eine Art Sprungbrett für Menschen sein, kein Magnat.“

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Desiderium wird am 23. September über Young Art veröffentlicht werden.

Jermayel kommt auch nicht mehr in die Low End …—@JemayelK

Dieser Artikel erschien zuerst auf Thump.

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