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Musik in Bildern—Die besten Musikvideos der 90er

In den 90ern wurde so viel Geld für Musikvideos verpulvert, dass einige Clips schon zu richtigen Kurzfilmen mutierten.

Schon klar, Musikvideos sind keine Erfindung der 90er. MTV ging bereits 1981 auf Sendung. Dass deren Frequenzen von The Buggles’ „Video Killed The Radio Star“ entjungfert wurden, ist in Jauchs Raterunde wahrscheinlich nicht mal eine 1000 Euro Frage wert. Dennoch, das Medium Musikvideo entwickelte sich im Laufe der 80er zum wichtigsten Vermarktungstool für Musik. Eine Entwicklung, die dann in den 90ern ihren Höhepunkt erreichte und dazu führte, dass horrende Budgets für Musikclips verpulvert wurden, nicht mehr nur schnöde Bebilderungen, sondern Kurzfilme produziert wurden und ganze Hollywood-Regie-Karrieren im Metier Musikvideo begannen. Hier eine kleine Auswahl der spektakulärsten Clips der Dekade.

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Aphex Twin – Come To Daddy
Regie: Chris Cunningham 1997

Chris Cunningham versorgte Ende der 90er solche IDM und Breakcore-Größen wie Squarepusher, Autechre oder eben Aphex Twin mit Bildern, um sich dann allmählich in die Popwelt von Madonna und Björk hochzuarbeiten. Die Blut gefrierende Gossenästhetik aus „Come To Daddy“ inklusive der verstörend verzerrten Richard D. James-Fratzen dürfte aber wohl als erstes aufleuchten, sobald der Name Cunningham fällt. Trivia: in der selben Kulisse hatte bereits Stanley Kubrick Teile seines Klassikers „Clockwork Orange“ produziert.

Beastie Boys – Sabotage
Regie: Spike Jonze 1994

Sollte sich Spike Jonze irgendwann mal auf seiner todo-Liste so etwas notiert haben wie „Die Neunziger MTV-Ästhetik prägen wie kein anderer“, dann darf er sich getrost ein Häkchen dahinter setzen. „Sabotage“ war eine Hommage an die amerikanischen Polizeiserien der 70er. Den Originalen entsprechend wenig Wert auf Handlung legend, ein Feuerwerk an Stunts und Verfolgungsjagden abfeuernd, das nur kurz durch eine Donut-Pause unterbrochen wird, und besondere Genauigkeit bei der facial hair-Ausstattung aufweisend. Dass dieses Video 1994 bei den MTV VMAs trotz mehrfacher Nominierung hinter solchem sentimentalem Quatsch wie Aerosmith und R.E.M. zurückblieb, beweist, dass der Prophet im eigenen Land oft keinen Becher kalten Filterkaffees wert ist.

Foo Fighters – Everlong
Regie: Michel Gondry 1997

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Auch Michel Gondry hat ordentlich in den visuellen Schatz der 90er hinein produziert. Seine Arbeiten lassen sich oft in zwei Kategorien einsortieren. Clips, deren filmische Inszenierung eine optisch-rhythmische Übersetzung der Musik anbieten (z.B. Daft Punk – “Around the World” oder White Stripes – “The Hardest Button to Button”) und Videos, die in verspielte, traumartige Landschaften abdriften. Dafür ist eindeutig sein Clip zu „Everlong“ das beste Beispiel.

The Pharcyde – Drop
Regie: Spike Jonze 1995

Ok, es führt kein Weg daran vorbei. Eine weitere Arbeit von Spike Jonze muss in dieser Liste auftauchen. Mag sein, dass er den Effekt, Szenen rückwärts ablaufen und so aussehen zu lassen als seien sie vorwärts gedreht worden, nicht erfunden hat. Er hat aber mit diesem Pharcyde-Clip dafür gesorgt, dass genau dieser Trick in den Folgejahren immer wieder kopiert und ins Grundarsenal der Videotechniken übernommen wurde.

The Prodigy – Smack My Bitch up
Regie: Jonas Akerlund 1997

Dass der hier federführende Jonas Akerlund ursprünglich in der Metalszene groß geworden ist und in den Achtzigern auch kurzzeitig bei Bathory das Drumkit bediente, sollte er in seiner Bildsprache als Videoclip-Regisseur nur selten verschweigen. Seine Markenzeichen sind der optische Hang zum Exzess, der Dreck in den Bildern als Antithese zum cleanen MTV-Image und eine X-Ratedness, die sich gerade noch so um den Jugendschutz herum schummeln ließ. Nachdem der Clip zu „Smack My Bitch Up“ draußen war, standen plötzlich Metallica, Lady Gaga und Robbie Williams in der Schlange und wollten genau das gleiche. „Smack My Bitch Up“ übrigens auch ein Musterbeispiel für die Kategorie Video aus Ego-Perspektive.

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