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Clubkultur

7 Dinge, die ich an Clubs in Hamburg hasse

Auch wenn Berlin manchmal nervt, in Hamburg ist alles noch schlimmer.

Angeblich liegt der Nabel der Welt in Berlin. Berlin ist alles, von arm bis sexy, von angesagt bis abgemeldet. Auch was die Clubkultur betrifft, soll Berlin die Nase vorne haben-das können die Hamburger so nicht auf sich sitzen lassen. Denn wenn man ordentlich feiern will, dann ja wohl bitte in der Stadt an der Elbe. In Berlin tanzen mittlerweile doch nur noch Touristen und der schrabbelige „ohne-Tapeten-Look" ist längst nicht mehr undergroundig sondern nur noch Mainstream.

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Auch wenn in Berlin längst nicht mehr alles szenig ist, was vordergründig nach unabhängiger Clubkultur aussieht-Hamburg ist noch schlimmer. Hier kommen sieben Dinge, die ich an Hamburger Clubs hasse.

Eventgäste

Die vielen Events in Hamburg ziehen Zaungäste an. Ob der König der Löwen oder das Musical in der neuen Flora, egal ob Hafencity, Alstertour oder was den Pauschalreisenden sonst noch so angedreht wird: Die Stadt ist überschwemmt von Eventgästen. Und weil so ein mega-eventmäßiges Wochenende auch einen Clubbesuch einschließt, stehen die ganzen Musical-Fritzen abends im Club rum. Das alleine hindert natürlich niemanden am Feiern, dummerweise haben Eventgäste aber keinen Bock auf Party und stehen deshalb den ganzen Abend auf der Tanzfläche rum und starren sehr konzentriert auf ihr jeweiliges Handy. An der Theke warten die extrovertierteren Freunde seichter Unterhaltung auf dich, die sich zwar auch nicht für die Musik interessieren, dafür aber für „Land und Leute" und deshalb jeden und alles anquatschen, was nicht schnell genug von der Bar wegkommt. Immerhin müssen Eventgäste am nächsten Morgen wieder früh raus, weil der nächste Programmpunkt wartet. Deshalb kannst du am späten Abend losfeiern (solange noch keine Werber da sind, siehe unten).

Barkeeper

„Was? Becks? Wo kommst du denn her?!" In Hamburger Clubs darfst du nicht irgendwas bestellen. Wenn du keinen Bock auf Astra hast, bist du in den Augen des Barpersonals auch kein echter Hamburger, und von diesem Zeitpunkt an wirst du von der anderen Seite des Tresens bis mindestens zum nächsten Wochenende ignoriert. Wer nicht masochistisch genug ist, die Hamburger In-Plörre zu trinken, der soll gefälligst woanders feiern-nicht einmal das Kompromissangebot ClubMate-Wodka wollen die feinen Damen und Herren hinter der Bar akzeptieren. Auch sonst musst du in Hamburg bei Bestellungen vorsichtig sein. Viele Hamburger Gastronomen sind sich zu gut für Schnäpse (vor allem Mexikaner)-ob das Getränk in der Karte steht oder nicht, zählt nicht.

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Kiez-Touristen

Auf St. Pauli regieren längst die Kiez- oder besser: die Kotz-Touristen. Junggesellenabschiede walzen sich über die Reeperbahn und stolpern in peinlich bedruckten T-Shirts in die Kneipen. Immerhin werden Männer in Tampon-Kostümen und Penisanzügen-was Clubs betrifft-schon an der Tür aussortiert. Unauffälliger gekleidete Partyproleten schaffen es aber immer wieder an den Türstehern vorbei. So lange sie noch stehen können, hangeln sie sich am Tresen von einem Schnaps zum nächsten. Nervig sind Junggesellenabschiede vor allem in der Toilette, denn dort liegen die abgefüllten jungen Herren bewegungsunfähig auf dem Boden rum und versperren den Weg. Überhaupt musst du in Hamburg nachts ganz genau aufpassen, wo du hintrittst. Sowohl in den Clubs als auch draußen warten zahlreiche saftige Kotzpfützen darauf, sich zunächst als Schmiermittel zwischen Bodenbelag und deinen Schuhsohlen zu verwirklichen. Falls du richtig ausrutschst und in den unverdauten Brei fällst, wirst du für lange Zeit ein Andenken an die Kiez-Touristen behalten, denn es gibt diesseits der Hölle kein Mittel, mit dem du Hamburger Kotze aus deinen Klamotten wieder rausbekommst. Sobald du den Keller-Club dann verlässt, wird dir im Eingangsbereich über die Schuhe gepinkelt.

Werber

„Hey geil Alter, erstmal zum Pauli-Spiel, was snacken am Blatt und später dann am Hamburger Berg chillen." Dieser Satz könnte lustig sein, wenn er ironisch gemeint wäre. In Hamburg hörst du solche Sätze ständig, leider sind sie ernst gemeint. Keine Spezies lässt sich im Hamburger Nachleben besser studieren als die Werber. Werber sind immer perfekt gestylt, sie sehen ungefähr aus, als hätten sie grade noch ein Modeshooting für den Business-Punk gehabt. Außerdem sind Werber ziemlich laut. Das liegt daran, dass sie gerade vom „Projekte pitchen" kommen und noch völlig benebelt sind von ihren vielen tollen neuen Ideen und dem ganzen Koks. Um einen Werber oder ein Werberrudel zu ertragen, musst du entweder sehr gute Drogen nehmen oder noch bessere Nerven haben. Sie trinken tonnenweise Moscow-Mule (ist die Gurke denn auch frisch?) schreien sich gegenseitig hochfrequent ihre geilen Ideen zu und wollen vor allem eines: bewundert werden. Begegnest du Werbern, bereite dich auf einen schnellen unauffälligen Rückzug vor, denn die Party ist dann vorbei. Werber platzen in deine Clubs, wenn die Stimmung am Besten ist und ruinieren mit ihren arroganten Moves zielsicher auch die ausgelassenste Party.

Drogen

Ja, auch in Hamburger Clubs gibt's die Druffis. Sie zucken die ganze Nacht und trinken dabei Club Mate. Druffis stinken nach Schweiß und sind immer viel zu dünn. Dennoch haben sie eine unbändige Energie. Sie tanzen und zucken und tanzen und hibbeln. Von der Schlange, zur Jackenabgabe, zur Tanzfläche, zum Klo. Ihre Energie kannst du förmlich selbst süren, besonders auf der Tanzfläche, wenn sie dir ihre dünnen und spitzen Ellenbogen in die Eingeweide rammen. Erfahrene Druffis sind so aufs Hibbeln konzentriert, dass sie wenigstens die Klappe halten. Aber es gibt auch Neulinge, quasi die Erstsemester-Druffis. Die sind zwar etwas euphorisierter und mitteilungsfreudiger, dafür lassen sie sich ziemlich leicht aus dem Weg schieben. Vorsicht ist vor allem bei Gelegenheits-Druffis geboten. Sie merken vor Glück nämlich nicht, wieviel Alkohol sie vertragen können, entsprechend groß ist die Kotz-Gefahr.

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Polizei

Nein, Polizisten stehen nicht in den Clubs (zumindest nicht uniformiert). Dafür sind unsere Freunde und Helfer in Hamburg so präsent wie sonst nirgendwo. Vorsicht: Hier kann innerhalb von kürzester Zeit die halbe Stadt zur Gefahrenzone erklärt werden. Wenn du dich dann zufällig innerhalb dieser Zone bewegst, bist du Freiwild. Passkontrolle, Taschen- und Rucksackkontrolle-alles erlaubt und ziemlich beliebt. Und wehe, sie finden eine Glasflasche in deinem Beutel, dann gibt es richtig Ärger. Glasflaschen sind in Hamburg nämlich so verboten wie, sagen wir, Handgranaten. Du trägst einen Schal? Sehr verdächtig … denn das liegt sicher nicht an dem Schneesturm, sondern daran, dass du dich gleich vermummen und die Polizeistadt stürzen willst. Ein schnelles Wegbier in der U-Bahn? Verboten! Die Hamburger Gefahrenzone reicht bis in die ?-ffis.

Herzlich Willkommen in Hamburg. Und nein, ich habe keinen Punkt vergessen-Polizei zählt doppelt.

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Angeblich gibt es auch positive Seiten am Hamburger Nachtleben, hier findet ihr sie.