7 Dinge, die wir an Kölner Clubs lieben

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Clubkultur

7 Dinge, die wir an Kölner Clubs lieben

Sara Mclear und David Hasert sind die perfekten Autoren für einen Artikel über das Kölner Nachtleben, denn sie kennen sich aus.

Sara Mclear und David Hasert sind die perfekten Autoren für einen Artikel über das Kölner Nachtleben, denn sie kennen sich aus. Nicht etwa, weil Köln sie mit offenen Armen empfangen hat. David war da eher einer Meinung mit Rolf Brinkmann, der die „schmierigen Rheinländer", die mit ihrer „Büdchen-Mentalität" in dieser„ stinkende Kloake" von 1 Millionen Menschen hausen, gnadenlos verflucht hat; und Sara kommt zwar aus einer gottverlassenen Kleinstadt, aber wenn sie heute jemand fragt, wo ihr Zuhause ist, ist ihre Antwort aus tiefstem Herzen: #homeiswherethedomis. Und weil Meinungen bekanntlich Arschlöcher sind, dürfen Freunde des gepflegten Shitstorms die geistigen Ergüsse der beiden gleich aus zwei Blickwinkeln genießen.

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Lest hier die 7 Dinge, die Sara Mclear und David Hasert an Kölner Clubs lieben.

Kölscher Klüngel

Foto: Big Ballermike

Sara: Der Klüngel ist eine Gruppierung ähnlich der Illuminaten. Er kann dir die Welt, oder zumindest den kölschen Mikrokosmos, zu Füßen legen. Wer es geschafft hat, den Kölschen Klüngel zu infiltrieren, wird nie wieder Eintritt zahlen, auch wird er kein Geld mehr für Getränke oder Betäubungsmittel ausgeben.

Aber damit nicht genug. Selbst Fahrräder, Nebenjobs und Sexpartner vermittelt dieser Kölner Geheimbund, welcher in den Katakomben unter dem Brüsseler Platz sein Hauptquartier unterhält. Wenn du es in dieser Stadt richtig anstellst, wirst du also Teil eines riesigen Haufens supervernetzter Leute, die sich maß- und bedingungslos gegenseitig abfeiern. Probier das mal woanders.

David: Der Kölsche Klüngel hat auch positive Aspekte: Als ich als kleiner Pimpf an meinem Klettergerüst stand, habe ich auch jeden, der neu um die Ecke kam, erst mal skeptisch beäugt. Wenn derjenige sich dann einigermaßen gut angestellt hat, stand einem gemeinsamen Abenteuer auf unserem Spielplatz nichts mehr im Wege. So funktioniert der Kölsche Klüngel: Bist du drin, darfst du überall spielen!

Es handelt sich beim Klüngel also um eine Kontrollinstanz, die der natürlichen Auslese zeitweilig etwas auf die Sprünge hilft. Das rechtfertigt im Umkehrschluss auch sein elitäres Gehabe. Die Vetternwirtschaft sorgt dafür, dass sich nicht einfach jeder Heiopei mit Geld und einem Businessplan in die Szene einkaufen kann. Der Klüngel repräsentiert das Netz, das die Trostpreise aus einem Meer voller Nieten fischt.

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Der Sound of Cologne

Foto: Bartosz Ludwinski

Sara: Wenn du ein bisschen was drauf hast, kannst du von Köln aus mit deiner Musik die Welt erobern. Vielleicht bleibst du aber auch für immer in diesem vertrauten Nest hängen und versuchst noch mit 48, Teenager-Groupies in dein Studio zu locken. Either way, der Support innerhalb der Szene steht, und zwar so stabil wie die Mauern des Kölner Doms. Diese eingeschworene Gemeinschaft ist einer der Faktoren, der den Sound der Stadt so besonders macht.

David: Der Sound of Cologne ist eine tolle Sache. Ob du ihn magst oder nicht, musst du selbst entscheiden, aber es ist schon etwas Besonderes, dass er nicht so identitätslos vor sich hin lümmelt wie der Sound der hütchentragenden Konfetti-Schmeisser & Glitzerfratzen-Fraktion. Streng genommen ist er wie eine eigene Marke, die über die Jahrzehnte aufgebaut und geprägt wurde. Vielleicht kommt er manchmal etwas kauzig und eigen daher, aber er repräsentiert eben mehr als ein undefinierbares Gefühl, das mit der Wirkung der MDMA-Pille auch wieder nachlässt.

Der Karneval

Foto: Nils vom Lande

Sara: In Köln ist es für die meisten Feierwütigen nach ein paar Jahren schwer, jemanden zu finden, mit dem sie selbst, der Mitbewohner oder die beste Freundin noch nicht geschlafen haben. An Karneval werden jedoch die Karten neu gemischt und die Inzest-Gesetze treten außer Kraft. Rotkäppchen oder Robin Hood waren ganz sicher noch nicht in deinem Bett, und auch nicht in dem nebenan.

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Eine Woche lang herrscht Ausnahmezustand in den Clubs oder Kneipen und bei KFC. Clowns und Seemänner schlittern fröhlich über Kotzelachen, während es Krankenschwestern mit Cowboys in Seitenstraßen treiben. Kölner werfen mit Kamelle (Bonbons), verteilen Strüssje (Blumensträuße) und dürfen ihre Herpes-Bützchen (Küsse inklusive einer chronischen viralen Infektion) flächendeckend über die Stadt verteilen. Verstecken ist keine Option, wer dem Wahnsinn entkommen will, muss schon das Bundesland verlassen. Karneval—no one loves you like Alaaf you!

David: Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen außer: Der US Airforce-Pilotenoverall ist das „Ed Hardy" unter den Karnevalskostümen.

Kölner Clubtüren werden nicht von elitären Sortern behütet

Foto: LIKEparty

Sara: Ausgehen in Berlin ist für dich mit Magenkrämpfen verbunden? Hast du schon vorher Alpträume, dass der Türsteher dir vor den Augen deiner neuen Flamme den Uncool-Stempel auf die Stirn drückt, während eine Horde spanischer Touristen es doch immer irgendwie in deinen Lieblingsclub schafft? Damit bist du nicht alleine, aber keine Sorge, in Köln wird dir das nicht passieren.

Solange du dich nicht von oben bis unten vollkotzt, randalierst oder versuchst vor dem Sixpack eine tote Taube zu essen, wirst du im Normalfall schon in den Laden reinkommen. Als alte Hasen im Partygeschäft haben wir übrigens folgenden Tipp für dich: Pack dir ein ausgefallenes Audio-Kabel in die Tasche und schrei am Eingang laut: „Ich habe das Kabel!" Falls der Türsteher zögert, wirf ihm einen abfälligen Blick zu. So, als er würde er hier gerade einen nicht wiedergutzumachenden Fehler begehen, und frag ihn: „Möchtest du Schuld sein, wenn hier heute Nacht keine Musik läuft?" Und drin bist du.

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Sollte doch mal etwas schief laufen, unterlasse es unter allen Umständen, Club und Veranstalter auf Twitter zu beschimpfen. Du bist weder Richie Hawtin noch Felix da Housecat. Behalte lieber deine Würde, geh nach Hause und hol dir einen runter.

David: Wenn man sich nicht jedes Wochenende wie ein Arschloch aufführt, kommt man eigentlich überall rein.

Kölner nehmen Feierkultur noch ernst

Foto: Schrebergarten

Sara: In Köln wird die Feierkultur ernster genommen als so manche Klimakatastrophe. Als der beliebte Laden Papierfabrik geschlossen wurde, legten schluchzende Raver Blumenkränze vor die Club-Pforten und demonstrierten am Rudolfplatz für mehr Gerechtigkeit. Die Innenstadt triefte noch Tage danach von all dem vergossenen Herzblut.

David: Feierkultur ist mein Lieblings-Hass-Wort. Feiern hat wenig mit Kultur zu tun und die meisten Leute, die bei Clubschließungen über kulturelle Aspekte schwadronieren, sind eigentlich nur traurig, dass man Ihnen den Drogenspielplatz weggenommen hat. Trotzdem ist es lustig zu sehen, welch ein Aufschrei durch die Menge geht, wenn einer der wenigen guten Clubs seine Tore schließt. So viel Leidenschaft findest du sonst nirgendwo.

Köln ist die kleinste Großstadt der Welt

Foto: Bartosz Ludwinski

Sara: Lange Taxifahrten und kilometerlange „Walks of Shame" mit verschmierter Schminke kommen den Kölnern nicht in die Kamellen-Tüte. Sowohl jeder nennenswerte Club der Stadt, als auch die Wohnung deines One-Night-Stands sind zu Fuß innerhalb von maximal 15 Minuten zu erreichen. Ein Taxi rufen wir natürlich trotzdem.

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David: Wenn dir in Berlin einer sagt, „das ist gleich um die Ecke", dann lügt er. In die meisten Kölner Bars und Clubs kann ich dagegen von meiner Haustür aus hinein- und auch wieder hinausfallen. Selten bin ich weiter als 5 Minuten von meinem warmen Bettchen entfernt. Wenn ich wirklich mal eine Reise nach Ehrenfeld oder—noch extravaganter—auf die andere Rheinseite wage, was mit Reisestrapazen von 10 bis 15 Minuten Fuß- oder Bahnweg verbunden ist, brauche ich eine ganze Weile, um mich von dieser anstrengenden Mission zu erholen. Meist erzähle ich meinen Freunden im Viertel noch Wochen später von diesem unglaublich spannenden Ausflug. Ja, ich lebe in einem Mikrokosmos, aber da wir alle von Mikroorganismen abstammen und die klügste Lösung bekanntlich die einfachste ist, stellt sich für mich nur noch die Frage, ob ich mir nicht irgendwann mal eine Feuerleiter aus meiner Wohnung in den Club bauen lasse, damit ich mich nicht mehr der Anstrengung des Fahrstuhlfahrens aussetzten muss.

Hier gibt es eine Woche und ein Wochenende

Foto: LIKEparty

David: Auch wenn es verrückt klingt, in Köln gibt es eine Woche und ein Wochenende. Just in diesem Moment bin ich auf dem Weg nach Berlin, wo ich auf einer Party auflege. Es ist Dienstag. Für mich ist das etwas Außergewöhnliches, weil Dienstag mein Kinotag ist. Für Berliner ist es vollkommen normal, die gehen am liebsten Sonntag früh ins Berghain und Mittwochs zum Rave. Die Grenzen zwischen Afterhour und Vortrinken verschwimmen, denn man lebt in einer Stadt, die niemals schläft. Ich wiederum schlafe sehr gerne, und da mein Bett ja meist nur 5 Minuten von meinem Aufenthaltsort entfernt ist, endet die Party für mich irgendwann auch. Ich sehe nur Vorteile darin, dass sonntags irgendwann einfach nichts mehr geht, und man Montags nicht wie ein verklatschtes Stück Müll durch die Gegend rennt.

Sara: Auch wenn der ein oder andere verpillte Zeitgenosse schon straight von der Afterhour in den Flixxbus gesprungen und ins Berghain gefahren ist, so sind wir doch ganz froh, dass der Laden in Berlin steht. In Kölle trinken wir nämlich entspannt vor, gehen danach ins Reineke Fuchs, Gewölbe, Heinz Gaul, oder Odonien und lassen danach die Nacht in der Barracuda Bar oder im Sixpack ausklingen. Manchmal beschweren wir uns über die geringe Auswahl an Locations, aber insgeheim lieben wir sie. Als Kölner tanzt man eben auf allen Parties gleichzeitig.

Zu viel Liebe für dich? Hier 7 Dinge, die wir an Kölner Clubs hassen.