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mord

Weil ihm niemand zum Geburtstag gratuliert hat, hat dieser Mann seine Freundin erstochen und verstümmelt

Als sein Sohn ihm dann doch noch gratulierte, antwortete er: "zu spät".
Foto: imago | allOver-MEV

Gegen drei Uhr morgens schickt Alexander S. seinem Sohn eine SMS: "Ich habe sie umgebracht." Der Sohn kann es nicht glauben. "Natalja?", schreibt er, "Meinst du das ernst?" Alexander S. antwortet nicht mehr darauf. Aber er hat es ernst gemeint: Ein paar Stunden zuvor hat er seine Freundin Natalja ermordet – und zwar offenbar, weil sein Sohn ihm nicht rechtzeitig zum Geburtstag gratulierte.

Am Mittwoch hat ein Essener Schwurgericht Alexander S. deshalb zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Was die Anklage dabei im Laufe des Prozesses an Details über den Fall zusammengetragen hatte, ließ kaum Zweifel an der Schuld von S. – und zeichnete gleichzeitig das Bild einer Tat, deren Grausamkeit nur noch von ihrer Sinnlosigkeit übertroffen wurde.

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Viel zu feiern hatte Alexander S. am 17. Januar, seinem 46. Geburtstag, nicht: Der gebürtige Kasache, der schon seit den 90ern in Deutschland lebt, hatte zu diesem Zeitpunkt keine Wohnung, Arbeit hatte er schon seit Jahren nicht mehr gehabt. Seine Frau, mit der er drei Kinder bekommen hatte, hatte sich von ihm getrennt – weil er zu viel trank, und weil ihn das gewalttätig machte.

Aber immerhin hatte er eine Freundin: die 41-jährige Natalja, eine Osteuropäerin, die er übers Internet kennengelernt hatte. Ihretwegen war er von Leverkusen nach Essen gezogen, aber auch hier fand er keinen Job. Bei ihr in der Wohnung wollte er an diesem Dienstagabend seinen Geburtstag feiern.

Dann brach allerdings ein Streit aus, so die Anklage. Alexander S., auch an jenem Abend betrunken, habe über seinen Sohn geschimpft, weil der ihm nicht zum Geburtstag gratuliert hätte. Natalja habe ihm daraufhin vorgehalten, er müsse sich ja nicht wundern: Er sei nun mal ein schlechter Vater.

Was als Nächstes passiert, wird der Richter später als eine "wahre Orgie der Gewalt" beschreiben: Alexander S. fängt an, auf seine Freundin einzuprügeln, immer wieder schlägt er ihr in den Bauch und ins Gesicht, bis Natalja zu Boden fällt. Als sie wieder aufstehen will, rammt er ihr ein Messer in den Rücken. "Die Klinge durchbohrte ihren Körper bis zu den Rippen", trug die Staatsanwaltschaft während des Prozesses vor. Auch als sie schon tot ist, macht er weiter.

Irgendwann bekommt S. dann doch eine SMS von seinem Sohn, der ihm zum Geburtstag gratuliert. Er antwortet mit "zu spät" – und dem Geständnis. Kurz nach der SMS-Unterhaltung mit dem Sohn ruft Alexander S. dann auch noch seine Ex-Frau an und erzählt ihr, dass er Natalja "weggemacht" habe.

Aber auch seine Ex-Frau nimmt ihn zuerst nicht ernst, erst am nächsten Tag ruft sie die Feuerwehr. Als die gegen Abend die Wohnung aufbricht, findet sie im Wohnzimmer die verstümmelte Natalja in ihrem eigenen Blut. Wenig später wird Alexander S. bei einem Freund festgenommen, bei dem er sich mit einer Flasche Wodka einquartiert hatte. Bei der Festnahme, berichtet die WAZ, hatte er rund vier Promille.

Während des Prozesses hat Alexander S. nie geleugnet, Natalja getötet zu haben. "Wer soll es denn gewesen sein? Es war doch sonst keiner da", antwortete er auf eine Frage des Richters. Allerdings hatte er einmal angegeben, er habe seiner Freundin nur bei ihrem Selbstmord helfen wollen, ein andermal, dass er aus Notwehr gehandelt habe. Bis zum Ende, warf der vorsitzende Richter ihm vor, zeigte S. "keine Reue, keine Scham".

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