Ali Dia—Der Amateurspieler, der sich bis in die Premier League mogelte

In der Welt des Sports rücken normalerweise nur die Athleten in den Fokus der Öffentlichkeit, die es wirklich draufhaben. Klar, ab und zu geht auch mal ein Fail-Video viral, aber Fails sind eigentlich nur dann lustig und relevant, wenn der Unglücksrabe es ansonsten deutlich besser macht. Eine Ausnahme stellte ein 31-jähriger Senegalese dar: Ali Dia, der größte Hochstapler in der Geschichte des englischen Fußballs. Denn der kommt auf 53 Minuten Einsatzzeit in der Premier League, obwohl er erfrischend talentfrei war.

Irgendwann im Herbst 1996 klingelte in der Geschäftsstelle des FC Southampton das Telefon. Der Anrufer behauptete, der Weltfußballer George Weah zu sein und unbedingt mit Trainer Souness sprechen zu müssen. Als er tatsächlich durchgestellt wurde, erklärte er der Liverpool-Legende, dass er einen sehr interessanten Spieler an der Angel habe: seinen Cousin Ali Dia. Der hat nämlich nicht nur für PSG gespielt, sondern auch schon einige Länderspiele für sein Heimatland Senegal auf dem Buckel. Bis heute ist nicht klar, ob Dia selbst anrief oder ob ein Kumpel in die Bresche sprang. Fakt ist nur: Alles war erstunken und erlogen.

Ali Dia – Futebolista por um…Dia — Bom Futebol (@BomFutebolBlog)September 12, 2016

Trotzdem wurde das Undenkbare Wirklichkeit: Dia erhielt einen Einmonatsvertrag bei den Saints. Wie das ging? Nun ja, 1996 konnte man nicht schnell mal die Bio eines Spielers auf Wikipedia gegenchecken. Und wenn doch ein Weltfußballer sagt, dass der Junge was auf dem Kasten hat….

Dia—der zuvor bei unterklassigen Vereinen in Frankreich und beim deutschen Zweitligisten VfB Lübeck unter Vertrag stand (dort aber auch nur auf rund 40 Minuten Einsatzzeit kam)—machte sich tatsächlich auf den Weg nach England. Beim Training fiel seinen Mitspielern ziemlich schnell auf, dass Weahs Cousin mit seinem berühmten Verwandten vom AC Mailand nicht allzu viel gemein hat.

Folglich wurde Dia auch nur für die zweite Mannschaft nominiert. Doch das Spiel der B-Truppe fiel witterungsbedingt aus, dazu fehlten Trainer Souness gleich mehrere Stammkräfte. So kam es, dass Dia beim Spiel gegen Leeds United doch noch auf der Bank Platz nehmen durfte.

Wir schreiben den 23. November 1996 und rund 20 Minuten nach Anpfiff muss die Vereinsgalionsfigur Matt Le Tissier wegen einer Wadenzerrung vom Platz. Doch anstatt dem etatmäßigen Verteidiger Ken Monkou zu vertrauen, wechselt Souness Dia ein. Denn wenn es einer richten kann, dann wohl der Cousin von George Weah. Richtig? Falsch.

A look back Ali Dia — Loaded (@loadedonline)September 12, 2016

Denn um die Leistung von Dia in einem Satz zusammenzufassen, zitieren wir einfach Matt Le Tissier: „Like Bambi on Ice!" Und um noch einen draufzusetzen: Dia spielen zu sehen, war aus Matts Sicht „embarrassing", also peinlich. Autsch. Darum bekam der Senegalese auch die Höchststrafe und wurde nach 53 Minuten wieder ausgewechselt. Natürlich für Ken Monkou.

Doch bevor er vom Platz musste, schoss er ironischerweise fast noch ein Tor für Southampton:

Nach dem Leeds-Spiel wurde Dia nie wieder in Southampton gesehen. Warum auch, hatte er doch das Maximum aus seinen Fähigkeiten rausgeholt, einer Familien-Portion Chuzpe sei Dank. Zu schlecht für den VfB Lübeck, aber dafür mal echte Premier-League-Luft geschnuppert. Aus diesem Grund wird Dia von vielen englischen Fans mittlerweile regelrecht verehrt—und ist ein feststehender Fußball-Begriff. Denn Dia hat das geschafft, von dem alle Fans träumen. Ohne ganz großes Talent mit den ganz Großen mitspielen können.