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Safer Use

Eine neue Methode soll Drogentestkits endlich sicherer machen

Per Zufall haben europäische Forscher ein neues Verfahren zur Analyse von Ecstasy entwickelt – allerdings hilft es nicht beim zentralen Problem der derzeitigen Pillen.
Symbolfoto von Pixabay.

Zu den größten Risiken des Drogenkonsums gehört die Zusammensetzung der jeweiligen Substanz. Verunreinigungen können die körperliche Gesundheit viel stärker gefährden, als es die eigentliche Droge ohnehin schon tut.* Im Internet gibt es daher mehrere Seiten, die Labortests von Pillen und anderem "Zeug" veröffentlichen. Es dauert aber eine gewisse Zeit, bis neue Teile getestet wurden und währenddessen kommen wieder neue Produkte auf den Markt. Für zu Hause gibt es daher sogenannte Drogentestkits. Die sind allerdings umstritten, unter anderem wegen ihrer Ungenauigkeit. Europäische Forscher haben nun eine neue Methode entdeckt, die exaktere und schnellere Drogentestergebnisse liefern soll als die Kits für den Heimgebrauch. Gegen eines der größten Probleme auf dem derzeitigen Drogenmarkt hilft die neue Technik jedoch nicht.

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Doch zunächst zu dem neuen Testverfahren, das von Wissenschaftlern der University of South Denmark, der Polytechnic University of Valencia und des CIBER-BBN in Spanien entwickelt wurde. Eigentlich hatten die Forscher bei ihrer Arbeit ein anderes Ziel – es ging um die Entwicklung molekularer Maschinen, die elektronische Systeme wie zum Beispiel den PC ersetzen könnten, um Gewicht und Platz zu sparen.


Aus dem VICE-Netzwerk: Die Wahrheit über Ecstasy: High Society


Wie dem auch sei. Per Zufall (!) sind die Forscher bei ihrer Arbeit auf eine neue Methode gestoßen, um den MDMA-Gehalt von Ecstasy zu testen (Wir würden wirklich gerne wissen, wie dieser Zufall zustande kam, aber gut). Jedenfalls fanden sie heraus, dass sich mithilfe eines sogenannten Atomballs selbst geringe Mengen MDMA in einer Substanz nachweisen lassen. Wie das funktioniert? Dieser abgefahrene Atomball hat mehrere Öffnungen, die mit Molekülen gefüllt sind. Kommen diese in Kontakt mit MDMA, werden sie aktiv, fangen an zu leuchten und strömen aus dem Ball. Ein entsprechender Sensor kann diesen Vorgang erkennen und ein Signal geben. Ist kein MDMA vorhanden, bleiben die Moleküle inaktiv.

Jan O. Jeppesen, einer der beteiligten Forscher, sagte dazu: "Was unsere Methode von anderen unterscheidet, ist, dass sie selbst kleinste Spuren von MDMA erkennt." Seine Forscherkollegen Ramón Martínez-Máñez and Félix Sancenón sagten, dass die Genauigkeit bei fast 100 Prozent liege. Das heißt, in nahezu allen Fällen wird das MDMA erkannt. Durch die neu entdeckte Methode könnten zukünftig günstigere, verlässlichere und nutzerfreundlichere Drogentestkits entwickelt werden.

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Was bringt das neue Verfahren?

Angenommen es könnte bald wirklich einen solchen Test für zu Hause geben. Was nützt er den Konsumenten? Sie können damit möglicherweise haargenau erkennen, ob überhaupt MDMA in ihrem Ecstasy ist. Wie viel genau enthalten ist, lässt sich dadurch allerdings nicht angeben. Zwar konnten in dem Versuch kleine Mengen MDMA erkannt werden, allerdings hatten die Forscher diese Menge vorher selbst bestimmt.

Das Problem vieler Pillen, die momentan im Umlauf sind, ist aber nicht, dass sie kein MDMA enthalten und deshalb gefährlich sind. Ganz im Gegenteil. Sie enthalten so viel MDMA wie nie zuvor, oft deutlich mehr als die Menge, die Drogenexperten für verträglich halten. Die Gefahr liegt derzeit also weniger in der Unreinheit der Substanzen.

Dennoch sind hin und wieder auch Pillen ohne MDMA im Umlauf – zuletzt in Süddeutschland. In solchen Fällen könnte die neue Technik zu Harm Reduction und Safer Use beitragen. Ein legale Möglichkeit, seine Drogen zu testen, würde das ebenfalls bieten. Davon abgesehen raten wir allen Konsumenten, sich regelmäßig über aktuell im Umlauf befindliche Pillen zu informieren und immer mit einem Viertel anzufangen – wenn es schon sein muss.

* Unbedarfter Drogenkonsum kann schwere körperliche und psychische Schäden verursachen. THUMP will dich nicht zum Konsum animieren, wohl aber dazu, dass du dich, solltest du Drogen nehmen, möglichst gut darüber informierst. Alle unsere Artikel zum Thema "Safer Use" findest du hier.

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