FYI.

This story is over 5 years old.

News

An deutschen Schulen wird mehr gedealt denn je

Neue Zahlen zeigen, dass die Drogenpräventionspolitik in Deutschland nicht den gewünschten Effekt bei den Jugendlichen hat.

Symbolfoto. Diese Schüler haben sich nicht versammelt, um zu kiffen und zu ticken, sondern um eine Sonnenfinsternis zu beobachten. Foto: imago/Jan Huebner

Trotz Präventionsprogrammen der Bundesländer hat die Rauschgiftkriminalität an deutschen Schulen in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Das geht aus Statistiken hervor, die von den Landeskriminalämtern und Innenministerien heute über die Nachrichtenagentur dpa veröffentlicht wurden. Zu den häufigsten Delikten gehören demnach der Besitz und Kauf von Rauschgift, vor allem von Cannabis.

Anzeige

Baden-Württemberg führend

Teilweise hat sich die Zahl der Drogendelikte in den Ländern fast verdreifacht, in einem Zeitraum von lediglich fünf Jahren. In Baden-Württemberg waren es 2011 noch 348 Fälle, 2015 dann schon 939. Eine ähnliche drastische Zunahme hatte Sachsen-Anhalt mit mittlerweile 109 Fällen zu verbuchen, wenngleich das Ausgangsniveau mit 42 deutlich geringer war. Allerdings beträgt die Einwohnerzahl dort auch nur ein Fünftel von der in Baden-Württemberg und dementsprechend gibt es deutlich weniger Schulen und Schüler.

In etwa verdoppelt hat sich die Anzahl der Rauschgiftdelikte in Nordrhein-Westfalen (von 443 auf 897) und Sachsen (von 69 auf 128). Leichte Anstiege sind in Hessen, Rehinland-Pfalz und Niedersachsen festzustellen.

Wenige überraschend besagen die Zahlen, dass Kinder unter 14 Jahren deutlich seltener Rauschgift konsumieren und verkaufen als Mittel- und Oberstufenschüler, die in der Regel über 14 Jahre alt sind.

Bundesdrogenbeauftragte gibt der Gesellschaft die Schuld

Wie immer stellt sich bei solchen Zahlen die Frage: Warum ist das so? Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU) erklärt sich die gestiegenen Zahlen durch die "gesellschaftliche Verharmlosung von Cannabis".

Das bayrische Innenministerium sieht hingegen vor allem das Darknet als Hauptgrund für den Anstieg der Drogendelikte, da sich die dortigen Angebote "in ihrer verharmlosenden Aufmachung als Spaß- und Lifestyle-Produkte geradewegs an die internetaffine Jugend" richten.

Anzeige

Weder Mortler, noch das bayrische Innenministerium, hinterfragen jedoch den Erfolg der Präventionsmaßnahmen der Länder. Mortler sagte lediglich, dass "Prävention und Aufklärung im Vordergrund" stehen. Für Udo Beckmann, den Vorsitzenden des Lehrerverbands Bildung und Erziehung (VBE), sind noch andere Faktoren entscheidend, zum Beispiel die Thematisierung und der Umgang im Elternhaus und die Vorbildfunktion von Eltern.

Eva Hoch, Präventionsforscherin an der Ludwig-Maximilians-Universität München, stellt laut ZEIT in Frage, ob die Programme der Bundesländer "nachhaltig und wirksam" seien. Es ließe sich zum Beispiel nicht klar sagen, ob durch die derzeitigen Maßnahmen die Risikobereitschaft für den Konsum bei Schülern steige.

Cannabis für medizinische Zwecke seit Kurzem erlaubt

Vor wenigen Tagen wurde das Gesetz "Cannabis als Medizin" vom Bundestag beschlossen. Es verpflichtet die Krankenkassen dazu, Schwerkranken Cannabis als Schmerzmittel bereitstellen zu müssen, sofern es ihnen hilft.

Eine Legalisierung, wie sie zum Beispiel Cem Özdemir fordert, lehnt die Bundesregierung jedoch weiterhin ab. Sie würde von Jugendlichen laut Marlene Mortler als "staatliche Unbedenklichkeitsbescheinigung" verstanden werden.

Folge THUMP auf Facebook und Instagram.