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drogenpolitik

Überraschung: Polizei durchsucht Festivalbesucher—und findet Drogen

Der Polizeibericht zum Time Warp zeigt, dass elektronische Musikfestivals auch dann als Negativbeispiele herhalten müssen, wenn die Entwicklung eigentlich positiv ist.
Ausgelassene Stimmung, mit und ohne Drogen—ein Foto vom letztjährigen Time Warp in Mannheim

Er gehört mittlerweile zum jährlichen Ritus des Time Warp Festivals dazu: der abschließende Polizeibericht. Und der kommt 2016 zum gleichen Schluss wie immer: Es wurden Drogen gefunden. Mehr noch: Es waren mehr Drogen als noch im Vorjahr. Allerdings gab man sich bei der Polizei große Mühe, um überhaupt auf diese Zahlen zu kommen. Denn ist der eigentliche Trend beim Drogenkonsum ist positiv.

Zunächst einmal: Das seit 1994 stattfindende Time Warp Festival ging Samstagabend bis Sonntagnachmittag ohne größere Komplikationen über die Bühne. 16.000 Menschen – darunter viele aus europäischen Nachbarstaaten – feierten friedlich und ausgelassen. Auch im Nachhinein sind bislang keine größeren Beschwerden aufgetaucht. Dafür hat jedoch das Polizeipräsidium Mannheim noch am gestrigen Nachmittag einen Einsatzbericht an die Presse rausgegeben.

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Kontrolliert wurde mit den üblichen „Großkontrollen rund um das Veranstaltungsgelände sowie mobile Kontrollen auf den An - und Abfahrtswegen", was die Fußwege zum ÖPNV mit einschloss. Der Fokus lag – laut Polizei – allerdings auf Autofahrern, die sich mutmaßlich unter Drogeneinfluss auf die Straße begaben oder begeben würden. „Die Polizei kontrollierte 1892 Personen und 771 Fahrzeuge. Es wurden 456 Strafverfahren eingeleitet, davon 330 mal wegen Rauschgiftdelikten." Auch Reisebusse wurden noch auf der Autobahn kontrolliert, bei Hockenheim „stürmten", so die Rhein-Neckar-Zeitung, die Beamten die Fahrzeuge.

In Mannheim wurden u.a. „193 g Cannabis-Produkte, 28 g Kokain, 551 XTC-Tabletten, 106 g Amphetamin" festgestellt. Das ist eine ganze Menge, allerdings auf 1892 Personen hochgerechnet nun auch wieder nicht viel, vor allem nicht, wenn nicht nur reine Konsumenten, sondern auch etwaige Dealer unter den Beschuldigten sind. Einer der Einsatzleiter schätzte die Lage als „vergleichbar mit den vergangenen Jahren" ein. Und diese Aussage ist dann doch überraschend pessimistisch, wenn man sich die Daten im Detail anguckt.

Nicht nur, dass die festgestellten Mengen kaum über denen von 2015 liegen—da wurden laut Polizei „rund 174 Gramm Cannabis-Produkte, ca. 25 Gramm Kokain, ca. 312 XTC-Tabletten und ca. 109 Gramm Amphetamin" gefunden. Sie liegen sogar unter der Sammlung von 2014: „rund 230 g Cannabis-Produkte, rund 30g Kokain, insgesamt 791 XTC-Tabletten, über 200g Amphetamin." Und das, obwohl in beiden Jahren nicht mal halb so viele Festivalbesucher kontrolliert wurden, wie in diesem Jahr. Ein deutlicher Rückgang in puncto Betäubungsmittelbesitz und Drogenkonsum wäre also ein logischeres Fazit gewesen.

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Die Auswertungen der Polizei zeigen allerdings Wirkung in den Medien: „Ohne Drogen geht es nicht" lautete die Überschrift des RheinNeckBlog etwa vor einem Jahr. Und auch jetzt bleibt durch den erhöhten Einsatzaufwand – trotz veränderter Sachlage – wieder ein solches Bild zurück. Was das Polizeipräsidium Mannheim dazu bewogen hat, mit 262 Beamten 2016 mehr als anderthalbmal so viele wie 2015 („rund 100") einzusetzen, wurde auf Anfrage von THUMP bislang noch nicht beantwortet.

Was zudem auffällt: Anders als bei der Techno-Veranstaltung Time Warp finden Drogen in den ausführlichen Einsatzberichten des ebenfalls in den Bereich des Präsidiums fallenden Rockfestivals Rock im Park außerhalb von Alkohol derweil keinerlei Erwähnungen.

Die Veranstalter des Time Warps sprechen sich im Übrigen gegen den Drogenkonsum aus. Auf der Festivalwebseite heißt es u.a.: „Please leave your car at home, if you want to drink alcohol!!", und: „Please stay away from drugs. We want to have a 'clean' party! Show responsibility towards yourself, your fellowmen and your environment."

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