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Wer geht eigentlich aufs Electric Love Festival?

Vielleicht ist das Electric Love wirklich ein riesiges, flammendes Dorfdisco-Inferno. Aber eben ein liebenswertes. Wir haben mit den Besuchern gesprochen.

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Jahrelang war mir das Electric Love Festival am Salzburgring, das mittlerweile mit Leichtigkeit zu den größten Festivals des Landes gehört, ein etwas beängstigendes Rätsel. Immer wieder wurde es mir von Freunden beschrieben, als wäre es ein flammendes Bauerndisco-Inferno, und mir wurde versichert, dass mich der Retorten-EDM-Sound, der dort von absurd überbezahlten DJs, die so tun, als würden sie auflegen aber in Wirklichkeit nur ihre Hände zwei Stunden am Stück in Richtung Himmel strecken, zum heulen bringen würde.

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Nun habe ich das Ganze aber reflektiert und bedacht, dass man meistens ja vor den Sachen Angst hat, die man ganz einfach nicht kennt. Und ich wollte endlich auch einmal selber sehen, wie diese Blüte des EDM-Hypes eigentlich wirklich aussieht. Deshalb habe ich in diesem Jahr entschieden, mich meinen Ängsten zu stellen und mir ein ganzes Electric Love in vollen Zügen reinzuziehen. Und ich sage euch, es war eine seltsame, aber nahezu spirituelle Erfahrung (Meine komplette Electric Love-Odyssee könnt ihr auf Noisey nachlesen). Ich wollte aber auch herausfinden, wer die Besucher am berühmt-berüchtigten Electric Love eigentlich wirklich sind. Man könnte ja leichtgläubig meinen, die Crowd dort besteht lediglich aus Dorfdisco-Publikum aus Salzburg-Umgebung. Tatsächlich sind die Leute dort natürlich von überall her und zu einem großen Teil extra angereist, um an dieser genau so gigantischen wie kuriosen Sause teilzunehmen (von den Menschen, die ich mir für diese Interviews per Zufallsprinzip aus dem Publikum gefischt habe, war überhaupt niemand aus Salzburg). Und alle zusammen waren sie nette Leute. Vielleicht ist das Electric Love wirklich ein riesiges flammendes Dorfsdisco-Inferno, aber eben ein liebenswertes.

Markus (16) und seine freshen Boys aus Oberösterreich

Sorry, so viel Jugendschutz muss leider been.

VICE: Wer bist du und woher kommst du?
Markus: Ich bin der Markus aus Oberösterreich und das sind meine freshen Boys.Sie sind fresh am been. Aber sie wurden zurückgehalten damals. Ich merke schon, ihr seid Moneyboy-Fans. Warum seid ihr denn am Electric Love?
Markus: Na ja, weil wir uns das mit den Freunden ausgemacht haben und weil da einfach voll die Stimmung da ist und weil das hier einfach abfährt, Hawara. Hier gibts nur ein Gas.
Freshe Boys: Und das ist VOIGAS! Welche Sets, die ihr hier gesehen habt, waren die besten bisher?
Markus: Dimitri Vegas & Like Mike, Gunz 4 Hire auf der Hardstyle Bühne, und der Steve Aoki! Der Steve hat gestern ein volles Programm gefahren.
Fresher Boy: Der Steve ist ein lieber Knödel!
Markus: Und heute freuen wir uns auf Knife Party. Showtek wird heute auch noch das Programm fetzten!

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Welche Musik hörst du grundsätzlich so am liebsten?
Markus: Hardstyle-Musik und Electronic. Und da sind wir hier genau richtig. Und heute gibts nur ein Gas, und das ist welches Gas?
Freshe Boys: VOIGAS! Wart ihr davor eigentlich schonmal auf anderen Festivals?
Markus: Nein, nur einer von uns war schon mal am Frequency.

Irgendwas, was ihr der Welt noch übers Electric Love mitteilen wollt?
Markus: This is how we fucking party!
Freshe Boys: Döp, döp, döp!

Gernot (28) aus der Steiermark

Gernot ist der mit den Haaren

VICE: Welche Musik hörst du hauptsächlich und warum bist du am Electric Love?
Gernot: Ich liebe Hardstyle und Hardcore. Also vollgas. Es muss ab 150 BPM aufwärts sein. Ich bin am Electric Love, weil erstmals Q-Dance in Österreich eine eigene Stage auf einem Festival hostet—und da muss man dabei sein. Koste es was es wolle!

Bist du nur wegen der Q-Dance Bühne da?
Absolut, ich bin wirklich nur dort drüben—den anderen Mist brauch ich echt nicht, da wird mir der Arsch wässrig. Das Publikum bei der Hardstyle-Bühne kommt mir überhaupt überdurchschnittlich motiviert vor.
Absolut! Die Leute, die Hardstyle hören … weißt du, das ist eine Lebenseinstellung eigentlich. Mit den Sachen auf den anderen Bühnen kannst du das nicht vergleichen—mit einer EDM oder einem David Guetta, oder wie immer sie auch heißen. Das ist etwas komplett anderes.

Und was sagst du zum Electric Love im Allgemeinen?
Also im Großen und Ganzen finde ich es wirklich gut. Es ist sehr gut organisiert, wenn man sich hier so umsieht. Das einzige Problem hat man bei Regen, da hätte man eventuell einige Unterstellungsmöglichkeiten mehr bieten können.

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Jonas (19) aus Bayern

VICE: Jonas, warum bist du am Electric Love?
Jonas: Weil ich das Festival feier und weil ich die Musik feier. Tiesto feiere ich am meisten. Ich bin aus Bayern hierher gefahren. Eigentlich hör ich alles, aber bei diesem Electric Love sind einfach so viele gute DJs, die ich echt liebe und die ich unbedingt hören will, deswegen bin ich da.

Wie findest du die Leute hier so?
Da ist Österreich allgemein gut, weil alle hier wirklich superfreundlich sind. Wie ist es verglichen mit bayrischen oder allgemein deutschen Festivals?
Kann ich leider gar nicht wirklich sagen, weil ich noch nicht auf so vielen Festival war in Bayern. Ich hab auch nicht so viel Geld dafür. Aber ich hab ja noch Zeit!

Hannah (21) aus Berlin

Hannah ist die junge Dame links im Bild

VICE: Warum bist du am Electric Love?
Hannah: Weil eine Freundin von mir nach Salzburg gezogen ist und so zu mir meinte: „Hey geil, komm mich besuchen, hier ist ein geiles Festival". Dann hab ich mir Karten gekauft, und jetzt sind wir hier.

Und wie geil ist es jetzt wirklich?
Also bis auf das Gewitter, das hier eben drübergezogen ist, ist es ziemlich gut. Am ersten Tag war ich zwar von der Musik ein bisschen enttäuscht, aber gestern war es einfach so gut, die Leuten haben mega Spaß, die Musik ist richtig gut. OK, die Hügel nerven ein bisschen, weil man ständig rauf und runter laufen muss—ich komm ja aus dem Flachland. Aber die Musik entschädigt einen für alles. Was hörst du denn normalerweise so?
Electro und Indie. Das, was man in Berlin eben so hört. Wie findest du das Festival vom Publikum her, verglichen mit Deutschland?
Gut! Am Sonne Mond und Sterne Festival gehen die Leute aber vielleicht noch ein kleines bisschen mehr ab, aber dafür sind sie noch ein bisschen asozialer. Mich fuckt es aber ein bisschen ab, dass alle Leute hier so sprechen, dass ich sie nicht verstehe, ich versteh einfach kein Österreichisch und Bayrisch! Verdammt, sind wir wirklich so schwer zu versehen? Ich geb mir grad extra Mühe.
Nein, also jetzt bei dir geht es klar. Aber wenn da so ein Tiroler anfängt zu sprechen, dann bin ich voll raus.

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Noisey: Ein Toter am Electric Love—Hätte das Festival abgebrochen werden müssen?

Markus (35) und Franz (39) aus Tirol

VICE: Warum seid ihr beim Electric Love?
Markus: Weil hier geile Stimmung ist, geile Musik. Wir sind schon zum zweiten Mal hier. Wir sind aus dem Zillertal hierhergefahren.
Franz: Ich bin Armin van Buuren-Fan, und deshalb sind wir eigentlich hauptsächlich hier.

Was macht das Electric Love besser als andere Festivals?
Markus: Die Stimmung ganz einfach. Das Flair, und das ganze Drumherum. Und ein sehr gutes Publikum, auf alle Fälle. Ihr wolltet aber sicher auch noch andere DJs außer Armin van Buuren sehen, oder?
Markus: Sicher. Alesso zum Beispiel.
Franz: Zedd war gestern auch wirklich super!

Hört ihr auch sonst nur elektronische Musik?
Franz: Er schon—ich bin eigentlich eine musikalische Wildsau, aber das hier gefällt mir wirklich super.