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Sollten Like Mike & Dimitri Vegas vom #LollaBerlin ausgeladen werden?

„Da kommt mir die Kotze hoch!“ Der Chef des weltbekannten Lollapalooza Festivals hasst EDM—und lässt die DJs trotzdem auflegen.
Dimitri Vegas und Like Mike mit EDM-Kollege Steve Aoki beim Tomorrowland 2014. Foto: imago/Belga

Am vergangenen Wochenende konnten deutsche EDM-Fans für 25 Euro live auf einen Screen schauen, auf dem wiederum andere Leute zu sehen waren, die DJs wie Like Mike und Dimitri Vegas zujubelten. Wer die beiden so richtig „live" in Deutschland sehen will, muss dann schon 79 Euro für eine Tageskarte beim Lollapalooza Festival in Berlin berappen, welches im September stattfindet. Denn auch auf dem ursprünglich nur der alternativen Rockmusik verschriebenen Festival läuft mittlerweile auch EDM. Neben Dimitri & Mike spielen u.a. Alan Walker, Zedd, Martin Solveig und Major Lazer auf dem umstrittenen Event im Treptower Park. Bei den Lollapaloozas in den USA ist die Anzahl an EDM-Acts selbstredend noch höher.

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Ein Umstand, der Perry Farrell zur Weißglut treibt: „Ich hasse EDM, da kommt mir die Kotze hoch!", sagte er dem Chicago Tribune. Farrell hatte das Lollapalooza 1991 mitbegründet, zunächst als Abschiedstour für seine bekannte Rock-Band Jane's Addiction. Später machte er daraus ein weltweit erfolgreiches Festivalunternehmen—mitsamt eines deutschen Ablegers, den er im letzten Jahr öffentlichkeitswirksam selbst eröffnete.

Beim Mutterfestival in Chicago hat man Farrell zu Ehren nun sogar eine Stage nach ihm benannt—auf der EDM läuft. „Als sie mir erzählten, dass sie eine Bühne nach mir benennen werden, hab ich mich natürlich geehrt gefühlt. Aber jetzt kommen die Leute und fragen: 'Perry, was ist da bei dir los, auf deiner Stage?' Glaubt mir, ich frage mich dasselbe. Manchmal bringt mich mein eigenes Festival zum Erschaudern." EDM habe House-Musik verändert und kaputt gemacht. „House war meditativ, psychedelisch, man wurde auf eine Reise mitgenommen." Das ist nun vorbei. Mittlerweile ist das Lollapalooza eine Marke mit Franchisekonzept geworden, das bei der Kommerzialisierung keine Grenzen mehr kennt und daher fast schon logisch zwingend die Partnerschaft mit EDM fand.

Wenn EDM aber so sehr dem „eigentlichen" Konzept des Lollapaloozas widerspricht, sollte man dann nicht Dimitri Vegas & Like Mike (und Alan Walker) bei der Berliner Version am Mitte September wieder ausladen und mit lebenslangem Haus- und House-Verbot belegen?

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Das geht nicht, sagt der Chef. An EDM, samt Businessmaschine, gäbe es als Festival kein Vorbeikommen mehr, so Farrell. „Du müsstest komplett auf das verzichten, was grad Pop ist, und du kannst kein Festival machen, wenn du auf Pop-Musik verzichtest."

Zumindest ziehen die ersten Künstler nun die ersten Konsequenzen. Für Drum'n' Bass-Ikone DJ Fresh ist die gesamte Industrie derartig verkommen, dass er seine DJ-Karriere nun vorerst beendet hat. In einem Facebook-Post schrieb er, dass der EDM-Betrieb Seelen zerstöre und Fake sei. „Ich kann nicht mehr Teil dieser Industrie sein. Ich hasse alles an ihr."

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