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techno

Demian Licht gibt dir mit diesem Mix einen Einblick in die mexikanische Techno-Szene

In Vorbereitung auf ihr Set im Berghain und ihren Talk bei Ableton LOOP erklärt uns die Produzentin zudem, warum die nächste Revolution von einer Frau angeführt wird.
Promofoto

Es kommt selten, dass man mit einer Kriminellen spricht. Aber als ich mich via Skype nach Mexiko City verbinden lasse, erscheint auf meinem Bildschirm das Polizeifoto von Jane Forbes, ihres Zeichens im Januar 1905 des Diebstahls überführt. Dann verschwindet der Avatar und da sitzt plötzlich Demian Licht und grüßt freundlich.

Die mexikanische Produzentin, DJ, obendrein erste zertifizierte Ableton Trainerin Lateinamerikas, benutzt das Foto von Forbes auch auf der Seite ihres Labels Motus. Dort ziert die mutmaßliche Diebin ein Manifest, welches aus dem Musiklabel eine "Bewegung, eine Operation, einen Impuls, eine Leidenschaft" macht, die Entwicklung der "Musikszene und Gesellschaft Mexikos vorantreiben" will. Große Worte, aber auch große Sounds. Demian Licht hat in diesem Jahr mit ihrer Female Criminals Vol.1 den feministischen Revolutionshunger in kühlen, aufsehenerregenden Techno gegossen.

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Gemeinsam mit Kollektiven wie NAAFI steht sie für ein neues musikalisches Bewusstsein der mexikanischen Szene und erhält dafür auch international endlich die verdiente Anerkennung. Darüber spricht sie auch heute am ersten von drei Tagen der Ableton Konferenz LOOP im Berliner Funkhaus an der Nalepastraße. Der Titel des Podiums: "The View From Here: Local scenes in a globalized world". LOOP, bei der u.a. auch Gudrun Gut, Lee Scratch Perry oder Moritz von Oswald ihr Wissen und ihre Ansichten vermitteln werden, lädt zudem heute Abend in die Volksbühne und morgen ins Prince Charles. Demian Licht wiederum legt am Sonntag im Berghain neben u.a. Marcel Dettmann auf.

2016 ist bislang also wirklich ihr Durchbruchsjahr, was man auch an Sätzen wie diesem erkennt: "Weißt du, es wäre toll, wenn wir zu anderen Planeten reisen könnten, denn als DJ habe ich gemerkt, dass die Erde gar nicht so groß ist, wie ich als Kind immer dachte." Was die zwischen Mexiko und Europa Pendelnde sonst noch über ihre Arbeit und die mexikanische Szene zu sagen hat, hat sie mir ebenfalls verraten. Außerdem hat sie THUMP einen exklusiven Mix zusammengestellt, der dir einen Eindruck von der mexikanischen Szene vermitteln wird.

THUMP: Demian, das letzte Mal sind wir uns im Sommer in Berlin wenige Tage vor dem Ende eines längeren Aufenthalts deinerseits begegnet. Wie hast du die Zeit seitdem verbracht?
Ich war sehr beschäftigt. Ich arbeite gerade mit einem mexikanischen Kinoregisseur zusammen, mit dem ich noch in Berlin ein Video für meinen Track "Domina" gedreht hatte. Außerdem arbeite an einem neuen Stagedesign für nächstes Jahr. Und natürlich nimmt mich mein Label in Beschlag.

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The Fader hat dich, auch wegen deiner Arbeit mit deinem Label Motus, mal als "mogul to be" bezeichnet. Wärst du gerne ein solcher?
Das ist etwas anmaßend, aber klar, in der Musikindustrie gibt es, anders als in der Mode oder bei Verlagen, keine weiblichen Mogule. Es gibt keine Frau, die so stark ist wie Daniel Miller (Mute) ist. Ich respektiere Produzentinnen wie Ellen Allien mit ihrem Label BPitch Control aber sehr und die Musikindustrie braucht definitiv weibliche Mogul. Ich werde hart dafür arbeiten. Und ich mag Jack White zum Beispiel. Er ist so groß geworden, weil er mit so vielen Leuten zusammengearbeitet hat.

Obwohl ich seit Jahren an Musik arbeite, hat alles so richtig erst dieses Jahr beginnen. Jetzt kenne ich allerdings schon meine Aussichten für die nächsten Jahre. Aber dafür muss ich mich weiterhin an meine Grenze bringen.

Es kommt selten, dass man mit einer Kriminellen spricht. Aber als ich mich via Skype nach Mexiko City verbinden lasse, erscheint auf meinem Bildschirm das Polizeifoto von Jane Forbes, ihres Zeichens im Januar 1905 des Diebstahls überführt. Dann verschwindet der Avatar und da sitzt plötzlich Demian Licht und grüßt freundlich.

Die mexikanische Produzentin, DJ, obendrein erste zertifizierte Ableton Trainerin Lateinamerikas, benutzt das Foto von Forbes auch auf der Seite ihres Labels Motus. Dort ziert die mutmaßliche Diebin ein Manifest, welches aus dem Musiklabel eine "Bewegung, eine Operation, einen Impuls, eine Leidenschaft" macht, die Entwicklung der "Musikszene und Gesellschaft Mexikos vorantreiben" will. Große Worte, aber auch große Sounds. Demian Licht hat in diesem Jahr mit ihrer Female Criminals Vol.1 den feministischen Revolutionshunger in kühlen, aufsehenerregenden Techno gegossen.

Gemeinsam mit Kollektiven wie NAAFI steht sie für ein neues musikalisches Bewusstsein der mexikanischen Szene und erhält dafür auch international endlich die verdiente Anerkennung. Darüber spricht sie auch heute am ersten von drei Tagen der Ableton Konferenz LOOP im Berliner Funkhaus an der Nalepastraße. Der Titel des Podiums: "The View From Here: Local scenes in a globalized world". LOOP, bei der u.a. auch Gudrun Gut, Lee Scratch Perry oder Moritz von Oswald ihr Wissen und ihre Ansichten vermitteln werden, lädt zudem heute Abend in die Volksbühne und morgen ins Prince Charles. Demian Licht wiederum legt am Sonntag im Berghain neben u.a. Marcel Dettmann auf.

2016 ist bislang also wirklich ihr Durchbruchsjahr, was man auch an Sätzen wie diesem erkennt: "Weißt du, es wäre toll, wenn wir zu anderen Planeten reisen könnten, denn als DJ habe ich gemerkt, dass die Erde gar nicht so groß ist, wie ich als Kind immer dachte." Was die zwischen Mexiko und Europa Pendelnde sonst noch über ihre Arbeit und die mexikanische Szene zu sagen hat, hat sie mir ebenfalls verraten. Außerdem hat sie THUMP einen exklusiven Mix zusammengestellt, der dir einen Eindruck von der mexikanischen Szene vermitteln wird.

THUMP: Demian, das letzte Mal sind wir uns im Sommer in Berlin wenige Tage vor dem Ende eines längeren Aufenthalts deinerseits begegnet. Wie hast du die Zeit seitdem verbracht?
Ich war sehr beschäftigt. Ich arbeite gerade mit einem mexikanischen Kinoregisseur zusammen, mit dem ich noch in Berlin ein Video für meinen Track "Domina" gedreht hatte. Außerdem arbeite an einem neuen Stagedesign für nächstes Jahr. Und natürlich nimmt mich mein Label in Beschlag.

The Fader hat dich, auch wegen deiner Arbeit mit deinem Label Motus, mal als "mogul to be" bezeichnet. Wärst du gerne ein solcher?
Das ist etwas anmaßend, aber klar, in der Musikindustrie gibt es, anders als in der Mode oder bei Verlagen, keine weiblichen Mogule. Es gibt keine Frau, die so stark ist wie Daniel Miller (Mute) ist. Ich respektiere Produzentinnen wie Ellen Allien mit ihrem Label BPitch Control aber sehr und die Musikindustrie braucht definitiv weibliche Mogul. Ich werde hart dafür arbeiten. Und ich mag Jack White zum Beispiel. Er ist so groß geworden, weil er mit so vielen Leuten zusammengearbeitet hat.

Obwohl ich seit Jahren an Musik arbeite, hat alles so richtig erst dieses Jahr beginnen. Jetzt kenne ich allerdings schon meine Aussichten für die nächsten Jahre. Aber dafür muss ich mich weiterhin an meine Grenze bringen.

Wie sahen die Jahre vor 2016 denn aus?
Ich habe in dieser Zeit meine Fähigkeiten entwickelt, während ich gleichzeitig unterrichtete: elektronische Musik, Sounddesign, Ableton Live, Synthesis. Meine Schüler waren oft älter als ich. Als 21-Jährige brachte ich 40-jährigen Typen das Produzieren bei und reiste durch Latein- und Südamerika. Außerdem habe ich sieben Jahre lang gekickboxt, was mir vieles über Balance, Konzentration und Stärke gelehrt hat. Ich nahm also ein Level nach dem anderen. Wer aufhört, stirbt.

Was sind die Gemeinsamkeiten zwischen Gemeinsamkeiten zwischen dem DJ-Sein und Kickboxen?
Fokus. Disziplin. Das Grenzen austesten, kreativ wie physisch. Wenn man als DJ jede Nacht auflegt, ständig unterwegs ist, dann muss man wirklich alles beisammen haben, auch physisch.

Aktuell arbeite ich auch an einer Remix-Variante der Female Criminals EP mit mehreren Produzentinnen aus anderen Ländern zusammen. Ich will das mit ihnen zusammen erarbeiten und mich auch auf dem Gebiet der kreativen Führung und Anleitung dabei weiterentwickeln.

Laut dem Motus-Manifest glaubst du daran, dass Technologie ein Träger von Revolution sein kann, ähnlich wie schon Underground Resistance und Kraftwerk.
Ja, das schließt daran an, aber in einem ganz anderen Kontext, nämlich dem Ort, an dem ich geboren wurde und wo ich lebe: Mexiko. Dieser Ort ist ein sehr fruchtbarer Ort für die Zukunft, der noch viel zu sehr der Vergangenheit anhängt, der Misogynie, dem Sexismus, der Ungerechtigkeit. Mit Musik und Technologie will ich das verändern, denn glaub mir, es ist ziemlich verrückt hier. Ich bin ja oft in Deutschland, meinem Lieblingsland in Europa. Dort fühle ich mich wie in der Gegenwart. Und wenn ich dann nach Hause komme, sehe ich die Zukunft—und fühle mich aber in der Vergangenheit.

Waren das auch die Hindernisse, die du in den letzten Jahren überwinden musstest?
Ja, aber ich will nicht mehr meine Energie darauf verwenden. Wenn sich die Leute nicht ändern, dann ändere ich mich. Ich bin viel mehr als nur eine Mexikanerin. Das Land selbst wiederum erlebt gerade viele Veränderungen, klimatisch, politisch. Ob das zum Besseren oder Schlechteren sein wird, wird man erst später erkennen können. Aber auch die Welt befindet sich seit einigen Jahren in einer neuen Ära. Die Leute müssen die Angst überwinden, etwas über Dinge zu erfahren, die sie nicht kennen. Ein Beispiel: Ich bin hier mit diesem Musikstil als Frau die erste meiner Art. Die Männer verlangen aber von mir leise und passiv zu sein. Wenn ich sie dann mit den Veränderungen da draußen in der Welt konfrontiere, wird es ihnen zu viel.

Meine mexikanische Kollegin Valeria, die dich auch persönlich kennt, sagte mir im Vorbereitung auf das Gespräch, du würdest dir sehr viele Gedanken über den Zusammenhalt der Szene machen.
Einige Agenten hier haben keine guten Beziehungen untereinander und das behindert das Vorankommen der Szene. Mir fiel das auf, als ich mal wieder von einer Reise zurückkam. Also veranstaltete ich einen Abend, zu dem ich mehrere Leute aus der Szene einlud. Aber viele kamen nicht. Das sprach Bände. Hier passiert gerade sehr viel Spannendes, aber diese Haltung steht uns im Wege.

Bei dir läuft's immerhin. Wenn du ihm Ausland spielst oder Medien über dich berichten, wirst du dann oft mit Klischeevorstellungen über Mexiko in Verbindung gebracht?
Meine Einflüsse kommen vor allem aus Europa. Das hört man auch in meiner Musik. Deshalb werde ich wahrscheinlich auch nicht mit mexikanischen Klischees konfrontiert, wenn ich in New York oder Berlin gespielt habe. Aber anderen Acts passiert das sicherlich bisweilen. Mein Künstlername und meine Produktionen bringen Leute allerdings dazu, zu denken, ich wäre ein Typ. Ein Manager eines traditionsreichen belgischen Labels fragte mich auch mal per E-mail einem Track. Er grüßte mich als seinen bro. Anscheinend hatte er sich gar nicht mit mir befasst und meinte, ich wäre ich ein Mann, schließlich sei ich ja aus Mexiko. Meine Medienerfahrungen wiederum waren immer sehr positiv.

Wie bist du denn eigentlich auf Demian Licht gekommen?
Dieser Name ist für mich ein Akt der Psychomagie. Als ich 25 Jahre alt wurde, beschloss ich, dass meine Sexualität nie wieder meine Karriere beeinflussen sollte. Also suchte ich mir einen Namen, der weder männlich noch weiblich klang.

Ich möchte nochmals auf dein Manifest zurückkommen. Darin schreibst du, die nächste Revolution wird von einer Frau angeführt.
Ja, die amerikanischen Frauen müssen den Gedanken des Unterschieds und des passiv-Seins überwinden, das nächste Level erreichen. Schau dir doch mal die Geschichte unserer Länder an: Da siehst du immer nur Typen, kaum Frauen, während in Deutschland Merkel Kanzlerin ist.

Mexiko ist zudem sicherlich ein chaotischer Ort, das muss man schon sagen. Ökologisch ist es wie ein einziger Fels. Und es gibt Gewalt. Gerade befinden wir uns in einem Moment des Übergangs, aber wir werden eine Revolution benötigen, um uns all der Dinosaurier zu entledigen, die bis heute den Ton in Mexiko angeben.

Du hast uns freundlicherweise auch einen Mix zum Thema deiner LOOP-Beteiligung zusammengestellt. Wie bist du an ihn herangegangen?
Ich habe Künstler ausgewählt, die auch meiner Ästhetik entsprechen. Die meisten sind meine Freunde. Es handelt sich um Avantgarde-Techno, der man, anders als vielleicht die Musik von NAAFI, nicht sofort mit Mexiko in Verbindung bringen würde.

Tracklist
1. Solandra - Trevor Gavilan
2. Rebelion from de sea - Jadir Zarate
3. FARINAXXXI - ALIAS616
4. Sin - Demian Licht
5. Prometheus - Andy Martin
6. Indomitus - Demian Licht
7. Viento - Machino
8. Furia - Demian Licht
9. True Peak - AAAA
10. You should come to Berlin he said - Magdalena
11. RS Persei - Dig-it
12. Domina - Demian Licht
13. Bosque de Niebla - A-rp

Thomas twittert. Folge zudem THUMP auf Facebook und Instagram.

Wie sahen die Jahre vor 2016 denn aus?
Ich habe in dieser Zeit meine Fähigkeiten entwickelt, während ich gleichzeitig unterrichtete: elektronische Musik, Sounddesign, Ableton Live, Synthesis. Meine Schüler waren oft älter als ich. Als 21-Jährige brachte ich 40-jährigen Typen das Produzieren bei und reiste durch Latein- und Südamerika. Außerdem habe ich sieben Jahre lang gekickboxt, was mir vieles über Balance, Konzentration und Stärke gelehrt hat. Ich nahm also ein Level nach dem anderen. Wer aufhört, stirbt.

Was sind die Gemeinsamkeiten zwischen Gemeinsamkeiten zwischen dem DJ-Sein und Kickboxen?
Fokus. Disziplin. Das Grenzen austesten, kreativ wie physisch. Wenn man als DJ jede Nacht auflegt, ständig unterwegs ist, dann muss man wirklich alles beisammen haben, auch physisch.

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Aktuell arbeite ich auch an einer Remix-Variante der Female Criminals EP mit mehreren Produzentinnen aus anderen Ländern zusammen. Ich will das mit ihnen zusammen erarbeiten und mich auch auf dem Gebiet der kreativen Führung und Anleitung dabei weiterentwickeln.

Laut dem Motus-Manifest glaubst du daran, dass Technologie ein Träger von Revolution sein kann, ähnlich wie schon Underground Resistance und Kraftwerk.
Ja, das schließt daran an, aber in einem ganz anderen Kontext, nämlich dem Ort, an dem ich geboren wurde und wo ich lebe: Mexiko. Dieser Ort ist ein sehr fruchtbarer Ort für die Zukunft, der noch viel zu sehr der Vergangenheit anhängt, der Misogynie, dem Sexismus, der Ungerechtigkeit. Mit Musik und Technologie will ich das verändern, denn glaub mir, es ist ziemlich verrückt hier. Ich bin ja oft in Deutschland, meinem Lieblingsland in Europa. Dort fühle ich mich wie in der Gegenwart. Und wenn ich dann nach Hause komme, sehe ich die Zukunft—und fühle mich aber in der Vergangenheit.

Waren das auch die Hindernisse, die du in den letzten Jahren überwinden musstest?
Ja, aber ich will nicht mehr meine Energie darauf verwenden. Wenn sich die Leute nicht ändern, dann ändere ich mich. Ich bin viel mehr als nur eine Mexikanerin. Das Land selbst wiederum erlebt gerade viele Veränderungen, klimatisch, politisch. Ob das zum Besseren oder Schlechteren sein wird, wird man erst später erkennen können. Aber auch die Welt befindet sich seit einigen Jahren in einer neuen Ära. Die Leute müssen die Angst überwinden, etwas über Dinge zu erfahren, die sie nicht kennen. Ein Beispiel: Ich bin hier mit diesem Musikstil als Frau die erste meiner Art. Die Männer verlangen aber von mir leise und passiv zu sein. Wenn ich sie dann mit den Veränderungen da draußen in der Welt konfrontiere, wird es ihnen zu viel.

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Meine mexikanische Kollegin Valeria, die dich auch persönlich kennt, sagte mir im Vorbereitung auf das Gespräch, du würdest dir sehr viele Gedanken über den Zusammenhalt der Szene machen.
Einige Agenten hier haben keine guten Beziehungen untereinander und das behindert das Vorankommen der Szene. Mir fiel das auf, als ich mal wieder von einer Reise zurückkam. Also veranstaltete ich einen Abend, zu dem ich mehrere Leute aus der Szene einlud. Aber viele kamen nicht. Das sprach Bände. Hier passiert gerade sehr viel Spannendes, aber diese Haltung steht uns im Wege.

Bei dir läuft's immerhin. Wenn du ihm Ausland spielst oder Medien über dich berichten, wirst du dann oft mit Klischeevorstellungen über Mexiko in Verbindung gebracht?
Meine Einflüsse kommen vor allem aus Europa. Das hört man auch in meiner Musik. Deshalb werde ich wahrscheinlich auch nicht mit mexikanischen Klischees konfrontiert, wenn ich in New York oder Berlin gespielt habe. Aber anderen Acts passiert das sicherlich bisweilen. Mein Künstlername und meine Produktionen bringen Leute allerdings dazu, zu denken, ich wäre ein Typ. Ein Manager eines traditionsreichen belgischen Labels fragte mich auch mal per E-mail einem Track. Er grüßte mich als seinen bro. Anscheinend hatte er sich gar nicht mit mir befasst und meinte, ich wäre ich ein Mann, schließlich sei ich ja aus Mexiko. Meine Medienerfahrungen wiederum waren immer sehr positiv.

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Wie bist du denn eigentlich auf Demian Licht gekommen?
Dieser Name ist für mich ein Akt der Psychomagie. Als ich 25 Jahre alt wurde, beschloss ich, dass meine Sexualität nie wieder meine Karriere beeinflussen sollte. Also suchte ich mir einen Namen, der weder männlich noch weiblich klang.

Ich möchte nochmals auf dein Manifest zurückkommen. Darin schreibst du, die nächste Revolution wird von einer Frau angeführt.
Ja, die amerikanischen Frauen müssen den Gedanken des Unterschieds und des passiv-Seins überwinden, das nächste Level erreichen. Schau dir doch mal die Geschichte unserer Länder an: Da siehst du immer nur Typen, kaum Frauen, während in Deutschland Merkel Kanzlerin ist.

Mexiko ist zudem sicherlich ein chaotischer Ort, das muss man schon sagen. Ökologisch ist es wie ein einziger Fels. Und es gibt Gewalt. Gerade befinden wir uns in einem Moment des Übergangs, aber wir werden eine Revolution benötigen, um uns all der Dinosaurier zu entledigen, die bis heute den Ton in Mexiko angeben.

Du hast uns freundlicherweise auch einen Mix zum Thema deiner LOOP-Beteiligung zusammengestellt. Wie bist du an ihn herangegangen?
Ich habe Künstler ausgewählt, die auch meiner Ästhetik entsprechen. Die meisten sind meine Freunde. Es handelt sich um Avantgarde-Techno, der man, anders als vielleicht die Musik von NAAFI, nicht sofort mit Mexiko in Verbindung bringen würde.

Tracklist
1. Solandra - Trevor Gavilan
2. Rebelion from de sea - Jadir Zarate
3. FARINAXXXI - ALIAS616
4. Sin - Demian Licht
5. Prometheus - Andy Martin
6. Indomitus - Demian Licht
7. Viento - Machino
8. Furia - Demian Licht
9. True Peak - AAAA
10. You should come to Berlin he said - Magdalena
11. RS Persei - Dig-it
12. Domina - Demian Licht
13. Bosque de Niebla - A-rp

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