Der THUMP Guide zum Heimgehen

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Der THUMP Guide zum Heimgehen

Ruf nicht deinen Dealer an, du musst in drei Stunden bei der Geburtstagsfeier deines Vaters sein.

Ohne jetzt wie deine Eltern klingen zu wollen, aber manchmal ist es wichtig, zu wissen, wann du nach Hause gehen musst. Das ist eine wertvolle Party-Qualifikation. Bevor du jetzt sagst: „Nein Alter, ich gehe, wann ich will, niemand kann mich aufhalten", lass mich erklären, was ich genau meine.

Hast du dich jemals auf einer Afterparty wiedergefunden, die keine Afterparty war, sondern nur aus dir und sieben anderen Leuten bestand, die versucht haben, nicht total müde auszusehen, die letzten Reste zu Lines zusammengekratzt und selbstgedrehte Zigaretten geraucht haben? Und ist dir auch aufgefallen, dass es, bevor diese „Afterparty" zu merkwürdiger, unangenehmer Stille voller Zigarettenqualm wird, immer eine Person oder eine Gruppe von Personen gibt, die zu den anderen sagt: „OK, Leute, wir hauen ab." Hast du ihnen jemals dabei zugesehen, wie sie in die Nacht entschwanden und am nächsten Tag gedacht: „Ich wünschte, das wäre ich gewesen. Ich wünschte, ich wüsste, wann es Zeit ist, zu gehen."? Und trotzdem weißt du es nie. Irgendeine mächtige Angst, etwas zu verpassen, hält dich bis in den nächsten Tag hinein in muffigen Wohnzimmern gefangen. Du hältst dich verzweifelt am verkohlten Skelett der vergangenen Nacht fest und hoffst vergeblich, dass mehr Zeit mit diesen Leuten ,die „gute Zeit" noch ausdehnen wird. Geständnis: Das bin ich. Ich spreche darüber, was ich mache.

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Ich habe mich mittlerweile zu oft dabei erwischt, wie ich die Nacht wie ein Handtuch ausgewrungen habe; wie ich versucht habe, die letzten Tropfen rauszubekommen, nur um dann zu merken, dass es zwei Uhr mittags ist und ich in 45 Minuten im Fernbus sitzen muss oder etwas ähnlich Furchtbares. Ich frage mich manchmal, was es ist, das es mir so schwer macht, einfach nach Hause zu gehen. Der Hauptgrund ist, denke ich, Freunde sehen zu wollen. Wenn du gute Freunde hast und sie gute Sachen zu erzählen haben, dann fühlt sich die Zeit, die du mit ihnen verbringst, so kostbar an, dass der Drang unbändig sein kann, es weit über den eigentlichen Punkt des Verfalls hinaus aufrechterhalten zu wollen. Es gibt diesen Fall, aber es gibt auch den Lagerkoller. Manchmal, wenn du über einen bestimmten Punkt hinaus bist, ist das Furchteinflößendste, diese besagte Wohnung zu verlassen und in die echte (mittlerweile hell erleuchtete) Welt hinauszugehen. Du musst einen Bus nach Hause nehmen. Du riechst schlecht und deine Augen sehen merkwürdig aus und jetzt musst du dich in einen Bus voller normaler Leute setzen. Sie werden es wissen. Sie wissen es, oder? Schau, wie sie dich ansehen. Du bist ekelhaft.

Deswegen habe ich beschlossen, diesen Guide zusammenzustellen. Ich sage nicht, dass ich ab jetzt um drei Uhr im Bett liegen will. Tatsächlich plane ich, diese langen Sessions noch auszudehnen, dafür aber die Anzahl zu reduzieren. Das wird sie noch spezieller machen. Eigentlich will ich nur eine Kultur der Selbstbeherrschung zu aufbauen. Dabei will ich dich und dadurch auch mich zu einer bewussteren Methode des Partymachens führen. Weniger ist mehr, Leute. Denk daran, wie gut du dich fühlen wirst, wenn du ab und an um vier nach Hause gehst, anstatt am nächsten Tag immer noch wach zu sein, in irgendeiner Küche 15 Kilometer von zu Hause entfernt. Wenn du das nächste Mal Angst hast, so zu enden, denk an Folgendes…

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HÖR SCHON FRÜH AUF, DICH MIT DROGEN UND ALKOHOL VOLLZUPUMPEN

Klassischer Timing-Tipp. Oft ist der Grund, warum du so lange wach bist, weil du bis fünf Minuten vor Schluss die Sau rauslässt. Wenn du den Club immer noch bis zum Anschlag aufgedreht verlässt, willst du bestimmt nicht kurze Zeit später Schluss machen. Warum genießt du keine sanfte Landung, während du noch unterwegs bist. Oder noch verwegener: behandle Drogen und Alkohol nicht wie ein Glas Milch, das du runterstürzen musst, bevor es sauer wird. Nimm gerade genug, um eine gute Zeit zu haben und… Scheiße, ich klinge echt wie ein Personal Trainer, oder? Das ist aus mir geworden. Fuck.

NIMM EIN TAXI NACH HAUSE

Ich weiß, ein Taxi kostet dich vielleicht 20 Euro und dieser Typ wohnt wirklich nur um die Ecke und auf dem Weg kannst du dir noch ein paar Bier holen. Aber sieh es mal so, wenn du jetzt mit zu diesem Typen nach Hause gehst, dann wirst du bestimmt mindestens 20 Euro für Drogen ausgeben. Dann die weiteren Drinks. Dann das furchtbare Gefühl im Magen am nächsten Tag, wenn dir einfällt, dass du die ganze Zeit damit verbracht hast, in der Wohnung dieses armen Typen über Jonathan Franzen zu sprechen. Dann die Tatsache, dass dein Schlafrhythmus total im Arsch ist. 20 Euro hören sich da doch gar nicht so schlecht an, oder?

WÄHLE DIE RICHTIGE MUSIK

OK, du hast die ersten beiden Ratschläge also ignoriert und bist bei jemandem in der Wohnung gelandet. Das ist in Ordnung. Wie ich bereits vorher gesagt habe, ist nichts schlimm daran, lange weg zu bleiben. Es ist jetzt nur die Frage, die Kontrolle zu behalten, damit es kein Albtraum wird. Viel von dem, was als nächstes passiert, hängt von der Musik ab. Nur damit du Bescheid weißt: Weder Dean Blunt noch Burial machen gute „Chill"-Musik. Sie lassen den ganzen Raum nur wie eine Art urbanes Apokalypse-Szenario aussehen. Stürm aber auch nicht rein und mach „Witch Doctor" an—du bist nicht mehr im Club. Versuch irgendwas dazwischen zu finden. Nimm dir für ein paar traditionelle Beats die gesamte 1080p Collection vor oder wirf die Vorsicht über Bord und leg etwas Softrock auf.

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ZIEH NICHT DIE VORHÄNGE ZU

Es können Tage vergehen.

TRINK TEE

Ja, ich empfehle dir, eine Tasse Tee zu trinken. Du willst kein Bier. Ich weiß es. Du trinkst es nicht wirklich. Es ist im Prinzip noch komplett voll. Denk an Tee. Der geht runter wie Öl, oder? Willst du eine Decke? So ist es gut. Natürlich kannst du auf dem Sofa schlafen, Kumpel. Ja, wir frühstücken morgen alle zusammen. Sssssssch.

RUF NICHT DEINEN DEALER AN

Der Titel ist bereits der Tipp.

STELL DIR SELBST FOLGENDE FRAGEN

Sind diese Leute wirklich meine Freunde?
Würde ich Zeit mit ihnen verbringen, wenn ich nicht total voll wäre?
Wo sind meine Freunde?
Ich glaube, ich habe einen von ihnen dabei beobachtet, wie er mit einem Mann in einem großen Mantel abgehauen ist, aber vielleicht war das jemand anderes.
Wo bin ich?
Wie spät ist es?
Wie komme ich verdammt nochmal nach Hause?
Was muss ich morgen machen?
Scheiße, ich muss zu einer Taufe.

Flickr /

andrew_mc_d / CC BY 2.0

WIEDERHOLE FOLGENDES MANTRA

Die Nacht ist zu Ende und das ist OK.
Es wird weitere Nächte geben.
Ich habe wirklich nicht viel Geld.
Ich werde diese Leute wieder sehen.
Auch wenn ich es nicht wirklich will.

BESORG DIR EINE FREUNDIN/EINEN FREUND

Ach, weißt du was? Ignorier das alles. Du machst das alles wahrscheinlich nur, weil du einsam bist. Wer bin ich, dir Vorträge zu halten. Wollen wir zu dir?

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