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Safer Clubbing

​Diese App will dich sicher nach Hause bringen

So musst du den Nachhauseweg durch die leere Stadt nicht mehr alleine bestreiten.
Foto: Guillaume Delebarre (CC BY-NC-ND 2.0)

Nach einer gemeinsamen Nacht mit Freunden sicher nach Hause zu kommen, ist für die meisten Männer selbstverständlich. Für viele Frauen ist es nicht so. Immer wieder gibt es Berichte über nächtliche Übergiffe und Raubüberfälle auf Frauen in der Nähe von U-Bahnen oder auf der Straße. Da stellt sich die alte Frage des Genossen Lenin: Was tun?

Ihrer hohen Download-Zahlen zufolge, scheinen einige Nutzerinnen eine neu entwickelte App als praktische Antwort zu sehen: „Companion".

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Und die funktioniert so: Du wählst einen Freund oder eine Freundin als Kontakt aus deinem Adressbuch, dem auf dem Weg nach Hause die Standortdaten mitgeteilt werden. Hast du dein Ziel erreicht, kriegt dein „Companion" eine Nachricht. Sollte sich die Laufgeschwindigkeit rapide erhöhen, das Smartphone runterfallen oder die Kopfhörer rausgezogen werden, gibt es einen 15-Sekunden-Test. Folgt keine Antwort, wird eine Nachricht an deinen Kontakt verschickt.

Außerdem bietet die App dir die Möglichkeit, durch einen Klick entweder die Polizei oder deinen digitalen Begleiter anzurufen, oder aber einen Button mit der Beschriftung „I Feel Nervous" zu drücken. Entwickelt wurde die App übrigens in den USA von fünf Studenten der University of Michigan, die sich um ihre Kommilitonen sorgten, wenn diese alleine unterwegs waren.

Screenshot von www.companionapp.io

Wie manch ein Kommentator lapidar feststellt, mag es bei dieser App wohl datenschutzrechtliche als auch praktische Bedenken geben. Denn natürlich muss man einiges preisgeben, wenn man „Companion" nutzen will. Schließlich braucht die App dein genaues Bewegungsprofil Allerdings mag dieser Aspekt noch verhältnismäßig sekundär sein. Die Frage nach dem praktischen Nutzen ist die relevantere. Überfälle und Übergriffe selbst lassen sich wohl kaum dadurch vermeiden. Das Werbe-Video suggeriert allerdings einen solchen Effekt:

Wenn du dich auf dem Heimweg durch die Nutzung dieser Anwendung sicherer fühlst, ist zumindest ein praktischer Nutzen erreicht. Und mit „Companion" kann in jedem Fall schnell Hilfe geholt werden.

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Allerdings sollte dieser Nutzen nicht einer Analyse der zugrundeliegenden Ursachen von Übergriffen den Weg versperren. In etlichen Medien, vornehmlich englischsprachigen, wurde die App kritiklos abgefeiert. Doch was ist mit dem Folgeeffekt aus einer massenhaften Nutzung der App?

Sie könnte den staatlichen Organen einen legitimen Anlass bieten, bestimmte Gegenden polizeilich stärker zu kontrollieren, weil Benutzer der App in dieser besonders oft den Nervös-Button gedrückt haben. Die Entwickler der Companion App schreiben zu der Funktion selbst: „Not an Emergency, but feel uneasy? Help the community identify sketchy areas. We'll make sure to pass this info on to public safety to make your next walk home even safer."

Letztlich sind solche Argumente gegen die App—und ähnliche Dienste wie „bSafe"—aber nur dann legitim, wenn du dich zugleich auch mit den Ursachen auseinandersetzt, die potentielle Nutzer erst überhaupt dazu bringen, derartige Apps runterzuladen.

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