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Safer Use

Ecstasy oder Alkohol? Die Bundesdrogenbeauftragte setzt überraschende Prioritäten

Nur auf eine Haschlegalisierung kannst du noch lange warten.

Foto von imago/Metodi Popow

Otto-Normal-Säufer findet Drogen in der Regel gefährlich. Ecstasy ist eigentlich schon wie Heroin—und wie das endet, siehst du ja in etlichen Hollywoodfilmen und an Kurt Cobain, oder? Seit den 90er Jahren haben viele DJs und Raver immer wieder darauf hingewiesen, dass Emma nicht so gefährlich ist wie Bruder Alk, denn unter dessen Einfluss passieren diverse Gewaltdelikte und auch deutlich mehr 112-Einsätze. Mit Marlene Mortler hat die Raver-Community nun eine unverhoffte Unterstützerin bekommen. Marlene wer? Die Bundesdrogenbeauftragte, unter deren Kopfkissen (vermutlich) ihr CSU-Parteibuch liegt.

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Gestern sprach sie in Würzburg zum Thema anlässlich der JugendFilmTage, mit denen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Jugendliche zu einer kritischen Haltung gegenüber Alkohol und Tabak erziehen will. Um jugendnah zu wirken, hat man auch ein "jugendliches" Plakat entworfen, mit Skatern und so.

"Alltagsdrogen sind das eigentlich größere Problem", erklärte Mortler dabei jedenfalls und meinte damit Alkohol und Nikotin. Ecstasy-Konsum sieht sie also nicht als zentrales Problem einer Drogenpolitik. Dabei boomt die Droge aktuell europaweit.

Und was ist mit Cannabis? Es zu legalisieren wäre "der absolute falsche Weg". Denn: "Wir haben schon genügend Probleme mit Alkohol und Tabak—da müssen wir uns nicht durch eine leichtfertige Legalisierung ein weiteres ins Haus holen". An dem Nein zur Legalisierung ist in Deutschland einfach nicht zu rütteln. Immerhin hackt sie nicht auf Emma und ihren Freunden rum.

Zwei Wochen zuvor war Mortler bereits als rasende Botschafterin der Klarheit und Nüchternheit in Amberg, Ostbayern, unterwegs. In der Grenzregion zu Tschechien ist Crystal Meth das vorherrschende Thema, dennoch wiederholte Morlter ihre Mahnung, dass die meisten Deutschen immer noch von Alkohol abhängig sind, ethanolhaltige Exzesse also der Hauptfeind im Lande sind. Sie ließ es sich aber auch nicht nehmen, ein paar Thesen zur Haschisch aufzustellen: "Zu Cannabis in der Freizeit sage ich Nein. Als Medikament, wenn sonst keine Medikamente wirken, kann es jedoch verwendet werden." Kein Wort zu Cannabis in der Arbeitszeit allerdings.

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Eine Legalisierung geht für sie nun aber einfach wirklich nicht, das habe man in Österreich gesehen. "Dort wurde beschlossen, dass Cannabiskonsumenten erst verfolgt werden, nachdem sie öfter als viermal dahingehend auffällig wurden." Das gut gemeinte Gesetz habe jedoch zu einem starken Anstieg des Handels geführt.

Man muss an dieser Stelle sagen:

Liebe Frau Mortler, in Österreich wurde ein Gesetz zur Entkriminalisierung des Besitzes von Haschisch beschlossen. Das ist keine Legalisierung von Cannabis im Sinne eines gesetzlich erlaubten Handels.

Bedenkt man, dass selbst Cannabis in Deutschland immer noch nicht für medizinische Zwecke freigegeben wurde, kann man die Hoffnung auf einen Einsatz von MDMA, Ketamin und LSD in der Psychotherapie, wo sich die Forschung derzeit große Heilerfolge von diesen Substanzen verspricht, vor dem nächsten Jahrhundert vergessen. Ganz nüchtern betrachtet.

Ein Interview zum Thema "Cannabislegalisierung" aus dem letzten Jahr

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