FYI.

This story is over 5 years old.

Energy-Drink

Energy-Drink-Konsumenten haben zu Unrecht einen verdammt schlechten Ruf

Eine neue Studie aus den USA offenbart, dass Männer, die Energy Drinks trinken, homophob, chauvinistisch und unsicher sind. Sehen wir anders.
Alle Fotos: Imago

Leute, die Energy Drinks trinken sind homophob, chauvinistisch und Männer, die sich nicht über ihre eigene Männlichkeit im Klaren sind—das liest zumindest die Huffington Post aus einer aktuellen Studie aus Amerika heraus. Ist es nicht erstaunlich, dass es zu jedem kleinen Furz eine amerikanische Studie gibt, deren Bezug zur echten Welt so realistisch ist, wie die Wahrscheinlichkeit, dass deine Ex-Freundin je zu dir zurückkehrt? Abgesehen davon findet man homophobe, chauvinistische, unsichere Männer überall, nicht nur unter den Energy-Drink-Trinkern. Menschen, die legale Aufputschmittel in sich kippen sind nicht unbedingt Arschlöcher.

Anzeige

Clubszene

Was wären Clubs und Partys ohne Wodka-Energy? Natürlich kannst du jetzt argumentieren, dass nur Daniel-Aminati-Look-a-Likes im Matrix den güldenen Softdrink mit hartem Alkohol vermischen, um nach dem Genuss aufgepumpt und voller Adrenalin deinen kleinen Bruder zu verprügeln. Aber auch der Typ, der sein ganzes Pep schon weggezogen hat, versucht sich mit Taurin und Koffeein zu helfen. Andere sitzen mit ihrer Bong und einer Tüte Chips daheim und öffnen sich eine Dose des Energie-Getränkes, um später noch ordentlich feiern zu können und nicht einzuschlafen. Versuch nicht, mir zu erzählen, dass Leute Arschlöcher sind, die einfach nur Feiern wollen und keine Drogen haben, sie nicht konsumieren möchten oder am kommenden Montag einen Drogentest machen sollen, weil sie ihren Führerschein neu beantragen mussten. Ohne die kleine Dosis Guarana im Drink würde auch der Barkeeper nicht durchhalten—die gesamte Party-Szene würde zusammenbrechen.

Gayszene

Zunächst musst du dir die philosophische Frage stellen, ob Schwule homophob sein können. Die Studie sagt nämlich, dass Energy-Drink-Konsumenten homophoben Aussagen eher zustimmen. (Du erinnerst dich?) Dann dürfte ja auch niemand mit homo- oder bisexuellen Vorlieben das flüssige Gold (nicht Bier!) trinken. Mal ehrlich: Die Wahrscheinlichkeit, insgeheim selbst gerne den Würstchen-Express nehmen zu wollen, steigt, umso lauter man gegen Schwule schimpft. An diesem Punkt macht uns schon die freie Marktwirtschaft und Markenauswahl einen Strich durch die Rechnung: Pussy. Die rosa Dose. Das Getränk, das nicht „unmännlicher" sein könnte und auf jedem Christopher Street Day, sowie in jeder gut sortierten Tankstelle zu finden ist, steht auf derselben Stufe der Maskulinitäts-Skala wie Prosecco. Niemand, der homophob oder sich seiner Männlichkeit nicht bewusst ist, würde diesen Guarana-geschwängerten Drink je in die Hand nehmen. Wenn diese Aspekte auf Energy-Liebhaber zutreffen würden, hätte die Marke keine Chance zu existieren.

Anzeige

Energy-Drink-Werbung vermittelt falsches Frauenbild?

Die Werbebotschaften von Energy-Drink-Herstellern bestehen laut Artikeln zur Studie aus Männern, die sehr männlich sind und von Frauen bewundert werden oder zumindest eine aktivere Position einnehmen. Kurzes Durchzappen der 2015 erschienenen Fernseh-Werbespots für Red Bull bestätigt das. Aber das ist nun mal leider immer noch das vorherrschende Konzept von Fernsehwerbungen. Mit sich sexy räkelnden Frauen wird heutzutage fast jedes „coole" Produkt verkauft. Schaut man sich derweil an, was derselbe Hersteller sonst an Presseaufmerksamkeit generiert, wird schnell klar, dass die Zielgruppe breiter gefächert ist und jede Sparte über verschiedene Wege erreicht wird. Die Red Bull Music Academy fördert beispielsweise musikalische Talente—ob Frau oder Mann.

Studienteilnehmer

Aprospos Demografie: Für die Studie wurden an einem amerikanischen College mehr als 467 Männer zwischen 18 und 67 Jahren befragt. Das klingt doch nach einem guten Ausschnitt der Gesellschaft, oder? Nicht ganz, denn das Durchschnittsalter der Probanden betrug 23 Jahre. Außerdem waren, mal ganz abgesehen von der kleinen Gruppe einer einzigen Region, alle Teilnehmer weiß, männlich und heterosexuell. Mal wieder beschert uns das Land der unbegrenzten Möglichkeiten eine repräsentative und aussagekräftige Studie, die uns nur ratlos an unserem Magic Man nippen lässt.