Fort Romeau ist gerne altmodisch

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Interview

Fort Romeau ist gerne altmodisch

Der britische House- und Discoproducer über sein neues Album, die EDM-Szene, seine große Liebe zu Vinyl und den Reiz von Fehlern.

Bevor Mike Greene alias Fort Romeau 2012 sein Album Kingdoms veröffentlichte, kannte den Londoner Produzenten kein Mensch. Das änderte sich mit dem Release schlagartig. Fort Romeau wurde zu einem gefragten DJ in den besten Clubs der Welt und zu einem Symbol einer neuen Generation im House—wobei das wohl vor allem auf sein Alter zurückzuführen ist, weniger auf die Musik. Denn Fort Romeau bezieht sich musikalisch sehr bewusst auf klassischen House und Disco, was mit Sicherheit auch mit seiner Sammelleidenschaft für Schallplatten zu tun hat. Ja, richtig gelesen, Fort Romeau kauft Vinyl und ist einer der wenigen international gefragten DJs, die ausschließlich mit Vinyl auflegen.

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Für sein diese Woche beim renommierten amerikanischen Label Ghostly International erscheinendes zweites Album Insides hat sich Fort Romeau in die Sounds experimenteller Platten aus den späten 70ern vertieft und diese mit klassischem House kombiniert. Kurz bevor er in die USA aufgebrochen ist, um ein paar Shows zu spielen und sein neues Album unters Volk zu bringen, haben wir noch mit Fort Romeau über seine altmodische Leidenschaft für Vinyl, sein neues Album und die amerikanische Dance Music Szene gesprochen.

Thump: Du bist gerade auf dem Weg in die USA, um dort ein paar Gigs zu spielen. Würdest du sagen, es gibt große Unterschiede in der elektronischen Musikszene im Vergleich zu Europa?

Fort Romeau: Diese Kultur hat dort eine ganz andere Bedeutung. Es gibt Bereiche, in denen sowas wie Underground Dance Music bekannt ist, aber so richtig populär war elektronische Musik ganz offensichtlich nie. Nicht wirklich. Auch wenn paradoxerweise viele der größten und einflussreichsten Köpfe dieser Musik aus den Staaten kamen und kommen—man denke nur an Chicago, Detroit oder New York. Aber es wirkt einfach nicht so, als hätte es die Popkultur so durchdrungen wie in Europa, etwa wie in Deutschland oder in Großbritannien. Elektronische Musik ist hier einfach ein fester Bestandteil der musikalischen Landschaft—auch im Mainstream. Das ist in Amerika ein neues Ding. Ich finde, es gibt wirklich sehr gute Musik aus den USA und Kanada. Keine Ahnung, ob es rein stilistisch da große Unterschiede zwischen Amerika und Europa gibt, aber kulturell denke ich, gibt es sie auf jeden Fall.

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Momentan erfährt elektronische Musik in Amerika einen großen Hype weit in den Mainstream hinein.
Ja, es wirkt zumindest so, aber ich bin mir da nicht so sicher. Klar, mit so Dingen wie EDM oder wie auch immer die Kids das heutzutage nennen, wird das zum Mainstream. Vielleicht wird dadurch in Amerika die Dominanz des HipHop im Mainstream etwas herausgefordert, andererseits vermischen sich HipHop und EDM mehr und mehr miteinander. Es gibt diese bizarre Kreuzung aus Guetta-eskem Elektrohouse und Black Eyed Peas oder Pitbull oder so einem Scheiß … Keine Ahnung, Alter, das ist echt nicht meine Baustelle (lacht).

Aber hat diese Entwicklung deiner Meinung nach einen Einfluss auf die Undergroundszene oder Musik, der du entstammst?
Ich denke nicht. Hier in Europa sind wir es seit Jahren gewohnt, dass Mainstream-Künstler Undergroundstyles klauen oder übernehmen und damit berühmt werden. So hat das in Europa schon immer funktioniert und soweit ich das überschauen kann, war das hier schon immer viel populärer als in den USA. Ich denke, das ist schon immer irgendwie passiert und ich glaube, dass hat keinen Einfluss auf das, was ich persönlich mache. Es kann sein, dass der Aufstieg des EDM Auswirkungen nach unten hat, im Sinne davon, dass 13-Jährige Skrillex oder David Guetta hören und dann vielleicht ein Prozent dieser Leute später andere elektronische Musik hören. Vielleicht funktioniert das so, keine Ahnung.

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Hört hier das komplette Album im Stream:

Dein erstes Album hast du bei 100% Silk veröffentlicht, in der Zwischenzeit bist du mehr oder weniger zu Ghostly International gewechselt, wo jetzt auch dein neues Album erscheint. Hat das deine Musik beeinflusst?****
Nein, eigentlich nicht. Aus meiner Sicht waren Labels nie so wichtig in Bezug darauf, was ich mache. Viele der Leute, die ich mag, deren Musik ich gehört habe, als ich aufgewachsen bin, Produzenten, die mir gefallen, halten sich an diese Tradition, mit vielen kleinen Labels zusammenzuarbeiten. Du machst eine 12" mit dem einen Label und dann eine mit einem anderen Label und du bist dabei nicht unbedingt sehr an eines dieser Label gebunden. Ich bin sehr glücklich, mit Ghostly zusammenzuarbeiten—das ist ein wirklich gutes Label. Einer der Gründe, warum ich Ghostly mag, ist, dass sie keinen speziellen Sound oder Style haben. Mir gefällt die Idee, dass sie wie eine White Cube Gallery funktionieren - als ein sehr genau kuratierter Ort, an dem unterschiedliche Künstler nebeneinander sitzen können. Diese müssen nicht zwingend miteinander diskutieren, auch wenn das natürlich passieren kann, aber für mich wäre es immer ermüdend, wenn ich mich zu sehr an einen Labelsound binden würde. Weil sich das dann zu sehr auf meine Musik auswirken würde, schätze ich.

Auch wenn Ghostly keinen speziellen Sound hat, ist es — auch in der elektronischen Musikszene — ein sehr spezielles Label. Sie legen sehr viel Wert auf das Gesamtkonzept, Vinyl ist wichtig, Layout ist extrem wichtig, das ganze Drumherum.
Ja, der ganze Ansatz legt genauso viel Wert auf das physische Objekt, wie auf die Musik oder das Cover-Artwork. Er bezieht vollkommen die ästhetische, physische Seite eines Releases mit ein, was sehr cool ist. Für mich ist das sehr wichtig, weil ich ein großer Schallplatten-Fan bin und Musik auf Vinyl kaufe. Es gefällt mir, wenn Leute Zeit in das Artwork und das Drumherum investieren — die kleinen Dinge, verschiedene Vinyl-Editionen oder Art-Prints. Ghostly pflegt diesen multidisziplinären Ansatz, das ist cool.

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Wie bist du eigentlich bei Ghostly gelandet? Hast du es darauf angelegt?
Es hat sich irgendwie so ergeben. Nach meinem Debütalbum Kingdoms fragte mich Sam, der Chef von Ghostly, ob ich einen Remix für Beacon, eine ihrer Bands machen würde. Ich schätze, der Remix hat ihm ziemlich gut gefallen, denn er fragte mich, ob ich noch Tracks zum Release anstehen hätte. Ich schickte ihm diesen SW9-Track, den ich zwar schon veröffentlicht hatte, aber nur als Free-Download im Netz. Aber ich wollte das gerne auf Platte rausbringen. Und seitdem ging es nur noch darum, genug Material für ein Album fertigzustellen und nebenbei ein paar andere Dinge zu veröffentlichen.

Wenn man sich dein neues Album Insides anhört: Inwieweit hat sich deine Musik gegenüber deinem Debütalbum weiterentwickelt?
Grundsätzlich denke ich, kommt dieses Album aus einer stilistisch ähnlichen Ecke, also House, Disco, Chicago-House. Doch das erste Album war mehr dort verankert und basierte definitiv viel mehr auf Samples. Das neue Album, Insides, kommt aus der gleichen Ecke, bringt aber viel mehr verschiedene Einflüsse ein und hat einen breiteren Spielraum. Es gibt darauf Einflüsse aus den Anfängen elektronischer Musik, 70er-Jahre-Experimental, deutsche Musik, New Wave bis zu den frühen 80ern. Natürlich vermischt mit House, Disco und Techno. Gleichzeitig habe ich hart daran gearbeitet, bei Null anzufangen und Dinge von Grund auf zu entwickeln. Ich habe viel mit Synthesizern gearbeitet und habe versucht, so viele der Sounds wie möglich selbst zu erzeugen und mich nicht so sehr auf das Sampling zu versteifen.

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Hast du dich bewusst in die Anfänge der elektronischen Musik, des Krautrocks und der 70er Jahre eingearbeitet? Hast du bewusst nach alten Platten gesucht?
Ich denke, diese Entwicklung hängt stark mit dem Auflegen zusammen. Nachdem ich Kingdoms veröffentlicht habe, habe ich mehr und mehr aufgelegt, und die Möglichkeit bekommen, in sehr coolen Clubs und insgesamt auch längere Sets zu spielen. Wenn du länger spielst, musst du dich viel mehr mit einem Erzählbogen beschäftigen und deswegen habe ich angefangen, mich tiefer in diese Musik einzugraben. Ich habe einfach versucht, Dinge zu finden, die außergewöhnlich sind, die andere Leute vielleicht nicht spielen, die aber trotzdem Sinn in einem House-, Disco-Kontext machen. Das bedeutet einfach, viel mehr Platten zu kaufen, seltsame und andere Sachen zu finden. Dieser Prozess hatte viel Einfluss darauf, wie ich dieses Album geschrieben habe. Definitiv.

Es ist ein Thema im House, dass sich sehr vieles wiederholt oder dass sich Musiker eher auf alte Stile beziehen, statt zu versuchen, neue Wege zu finden und innovativ zu sein. Ist House 2015 per Definition nostalgisch?
Ich denke, es ist ein Vorurteil, dass Innovation in der elektronischen Musik überhaupt wichtig ist. Ich glaube, das hat ideologische Gründe, die in den Anfängen des deutschen Krautrock liegen. Es ging dort immer nur um Zukunftsvisionen—ihrer Zeit voraus zu sein, war quasi teil der Ideologie dieser Musik. Und das gilt ebenfalls für Detroit Techno, der ein massives neofuturistisches Gefühl transportiert. Daher, vermute ich, kommt diese Annahme, dass diese Musik sich immer weiter nach vorne bewegen muss. Nick Höppner hat dazu mal etwas gesagt, was es meiner Meinung nach auf den Kopf getroffen hat. Sein neues Album heißt Folk und er sagte darüber, dass diese Musik nach nun 30 Jahren Entwicklung ihre Kindheit hinter sich gelassen hat. Jetzt ist sie erwachsen und muss ihre Persönlichkeit festigen. Für uns Künstler bedeutet das, dass wir in diesem ausgereiften Kontext unsere eigene Stimme etablieren müssen. Für mich ist es sehr wichtig, ich selbst zu sein und mein Gefühl auszudrücken. Es gibt niemals zwei verschiedene Menschen, die denselben Geschmack haben oder dieselben Referenzen. Das heißt, solange du ehrlich mit dir selbst und deinem eigenen Geschmack und deinen Entscheidungen bist, wird sich das in deiner Musik ausdrücken. Vielleicht erfindest du damit nichts neu, vielleicht veränderst du damit nicht die Geschichte der Musik, aber du bleibst du selbst und hast deine eigene Stimme. Das ist eigentlich alles, was du erreichen kannst—unabhängig davon, ob du dich in einem Sound bewegst, den es im Grunde schon lange gibt oder den andere auch machen.

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Apropos Sound von anderen, du hast einen Billboard-Artikel getwittert, der von dem Gerichtsverfahren zwischen Pharrell und den Erben Marvin Gayes handelte. Du hast Pharrells Zitat genannt, in dem er sagte, dass das Urteil, eine „schrecklicher Präzedenzfall für Musik und Kreativität" sei. Schließt du dich seiner Meinung an?
Zu allererst muss ich sagen, ich finde, dass „Blurred Lines" ein entsetzlicher Song ist, versteh mich da bitte nicht falsch, er ist schrecklich! Aber trotzdem ist das Urteil ein sehr gefährlicher Präzedenzfall. Die eine Sache ist es, jemanden finanziell zu entschädigen, weil man etwas gesampelt hat, ohne um Erlaubnis zu fragen. Obwohl ich schon das einfach nur dumm finde. Es ergibt aus der Sicht von jemandem, der Kunst erschafft, überhaupt keinen Sinn. Ich habe da eine andere ideologische Sicht drauf. Aber ich kann verstehen, dass es allgemein in einer kapitalistischen Gesellschaft diese Denkweise gibt. Was wirklich gar keinen Sinn ergibt, ist die diesem Urteil zugrunde liegende Idee, dass du den Vibe des Songs kopieren könntest oder sowas. Was soll das bedeuten? Dieses Urteil basiert auf einer falschen Annahme darüber, wie Kreativität funktioniert. Als könnte Kreativität aus den Nichts entstehen, als wäre sie ein Ausdruck einer puren, einmaligen Idee. Natürlich ist das überhaupt nicht der Fall. Kreativität entsteht, indem man verschiedene Dinge nimmt und auf eine Art zusammenfügt, wie es noch nie geschehen ist oder die für einen einmalig ist. Und sie hängt total vom Kontext ab. Musik existiert nicht im Abstrakten, es gibt immer einen Zusammenhang, Einflüsse oder Ähnlichkeiten. Wenn man jetzt diesen Schritt geht, wo soll man aufhören? Dieses Urteil sagt, dass alles, was schon mal von irgendwem gemacht wurde und ein Copyright besitzt, in Stein gemeißelt ist. Jede neue Musik ist damit am Arsch!

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Weil sie immer irgendwie so klingen wird, wie Musik, die es bereits gibt.
Ja genau. Es ist absurd … und es ist unverschämt! (lacht)

Als ich deinen Song „Not a Word" auf dem neuen Album gehört habe, musste ich sofort an Daft Punk denken. Hast du schon einen Gerichtstermin?
Daft Punk, ja? (lacht)

Bevor Mike Greene alias Fort Romeau 2012 sein Album Kingdoms veröffentlichte, kannte den Londoner Produzenten kein Mensch. Das änderte sich mit dem Release schlagartig. Fort Romeau wurde zu einem gefragten DJ in den besten Clubs der Welt und zu einem Symbol einer neuen Generation im House—wobei das wohl vor allem auf sein Alter zurückzuführen ist, weniger auf die Musik. Denn Fort Romeau bezieht sich musikalisch sehr bewusst auf klassischen House und Disco, was mit Sicherheit auch mit seiner Sammelleidenschaft für Schallplatten zu tun hat. Ja, richtig gelesen, Fort Romeau kauft Vinyl und ist einer der wenigen international gefragten DJs, die ausschließlich mit Vinyl auflegen.

Für sein diese Woche beim renommierten amerikanischen Label Ghostly International erscheinendes zweites Album Insides hat sich Fort Romeau in die Sounds experimenteller Platten aus den späten 70ern vertieft und diese mit klassischem House kombiniert. Kurz bevor er in die USA aufgebrochen ist, um ein paar Shows zu spielen und sein neues Album unters Volk zu bringen, haben wir noch mit Fort Romeau über seine altmodische Leidenschaft für Vinyl, sein neues Album und die amerikanische Dance Music Szene gesprochen.

Thump: Du bist gerade auf dem Weg in die USA, um dort ein paar Gigs zu spielen. Würdest du sagen, es gibt große Unterschiede in der elektronischen Musikszene im Vergleich zu Europa?

Fort Romeau: Diese Kultur hat dort eine ganz andere Bedeutung. Es gibt Bereiche, in denen sowas wie Underground Dance Music bekannt ist, aber so richtig populär war elektronische Musik ganz offensichtlich nie. Nicht wirklich. Auch wenn paradoxerweise viele der größten und einflussreichsten Köpfe dieser Musik aus den Staaten kamen und kommen—man denke nur an Chicago, Detroit oder New York. Aber es wirkt einfach nicht so, als hätte es die Popkultur so durchdrungen wie in Europa, etwa wie in Deutschland oder in Großbritannien. Elektronische Musik ist hier einfach ein fester Bestandteil der musikalischen Landschaft—auch im Mainstream. Das ist in Amerika ein neues Ding. Ich finde, es gibt wirklich sehr gute Musik aus den USA und Kanada. Keine Ahnung, ob es rein stilistisch da große Unterschiede zwischen Amerika und Europa gibt, aber kulturell denke ich, gibt es sie auf jeden Fall.

Momentan erfährt elektronische Musik in Amerika einen großen Hype weit in den Mainstream hinein.
Ja, es wirkt zumindest so, aber ich bin mir da nicht so sicher. Klar, mit so Dingen wie EDM oder wie auch immer die Kids das heutzutage nennen, wird das zum Mainstream. Vielleicht wird dadurch in Amerika die Dominanz des HipHop im Mainstream etwas herausgefordert, andererseits vermischen sich HipHop und EDM mehr und mehr miteinander. Es gibt diese bizarre Kreuzung aus Guetta-eskem Elektrohouse und Black Eyed Peas oder Pitbull oder so einem Scheiß ... Keine Ahnung, Alter, das ist echt nicht meine Baustelle (lacht).

Aber hat diese Entwicklung deiner Meinung nach einen Einfluss auf die Undergroundszene oder Musik, der du entstammst?
Ich denke nicht. Hier in Europa sind wir es seit Jahren gewohnt, dass Mainstream-Künstler Undergroundstyles klauen oder übernehmen und damit berühmt werden. So hat das in Europa schon immer funktioniert und soweit ich das überschauen kann, war das hier schon immer viel populärer als in den USA. Ich denke, das ist schon immer irgendwie passiert und ich glaube, dass hat keinen Einfluss auf das, was ich persönlich mache. Es kann sein, dass der Aufstieg des EDM Auswirkungen nach unten hat, im Sinne davon, dass 13-Jährige Skrillex oder David Guetta hören und dann vielleicht ein Prozent dieser Leute später andere elektronische Musik hören. Vielleicht funktioniert das so, keine Ahnung.

Hört hier das komplette Album im Stream:

Dein erstes Album hast du bei 100% Silk veröffentlicht, in der Zwischenzeit bist du mehr oder weniger zu Ghostly International gewechselt, wo jetzt auch dein neues Album erscheint. Hat das deine Musik beeinflusst?
Nein, eigentlich nicht. Aus meiner Sicht waren Labels nie so wichtig in Bezug darauf, was ich mache. Viele der Leute, die ich mag, deren Musik ich gehört habe, als ich aufgewachsen bin, Produzenten, die mir gefallen, halten sich an diese Tradition, mit vielen kleinen Labels zusammenzuarbeiten. Du machst eine 12" mit dem einen Label und dann eine mit einem anderen Label und du bist dabei nicht unbedingt sehr an eines dieser Label gebunden. Ich bin sehr glücklich, mit Ghostly zusammenzuarbeiten—das ist ein wirklich gutes Label. Einer der Gründe, warum ich Ghostly mag, ist, dass sie keinen speziellen Sound oder Style haben. Mir gefällt die Idee, dass sie wie eine White Cube Gallery funktionieren - als ein sehr genau kuratierter Ort, an dem unterschiedliche Künstler nebeneinander sitzen können. Diese müssen nicht zwingend miteinander diskutieren, auch wenn das natürlich passieren kann, aber für mich wäre es immer ermüdend, wenn ich mich zu sehr an einen Labelsound binden würde. Weil sich das dann zu sehr auf meine Musik auswirken würde, schätze ich.

Auch wenn Ghostly keinen speziellen Sound hat, ist es — auch in der elektronischen Musikszene — ein sehr spezielles Label. Sie legen sehr viel Wert auf das Gesamtkonzept, Vinyl ist wichtig, Layout ist extrem wichtig, das ganze Drumherum.
Ja, der ganze Ansatz legt genauso viel Wert auf das physische Objekt, wie auf die Musik oder das Cover-Artwork. Er bezieht vollkommen die ästhetische, physische Seite eines Releases mit ein, was sehr cool ist. Für mich ist das sehr wichtig, weil ich ein großer Schallplatten-Fan bin und Musik auf Vinyl kaufe. Es gefällt mir, wenn Leute Zeit in das Artwork und das Drumherum investieren — die kleinen Dinge, verschiedene Vinyl-Editionen oder Art-Prints. Ghostly pflegt diesen multidisziplinären Ansatz, das ist cool.

Wie bist du eigentlich bei Ghostly gelandet? Hast du es darauf angelegt?
Es hat sich irgendwie so ergeben. Nach meinem Debütalbum Kingdoms fragte mich Sam, der Chef von Ghostly, ob ich einen Remix für Beacon, eine ihrer Bands machen würde. Ich schätze, der Remix hat ihm ziemlich gut gefallen, denn er fragte mich, ob ich noch Tracks zum Release anstehen hätte. Ich schickte ihm diesen SW9-Track, den ich zwar schon veröffentlicht hatte, aber nur als Free-Download im Netz. Aber ich wollte das gerne auf Platte rausbringen. Und seitdem ging es nur noch darum, genug Material für ein Album fertigzustellen und nebenbei ein paar andere Dinge zu veröffentlichen.

Wenn man sich dein neues Album Insides anhört: Inwieweit hat sich deine Musik gegenüber deinem Debütalbum weiterentwickelt?
Grundsätzlich denke ich, kommt dieses Album aus einer stilistisch ähnlichen Ecke, also House, Disco, Chicago-House. Doch das erste Album war mehr dort verankert und basierte definitiv viel mehr auf Samples. Das neue Album, Insides, kommt aus der gleichen Ecke, bringt aber viel mehr verschiedene Einflüsse ein und hat einen breiteren Spielraum. Es gibt darauf Einflüsse aus den Anfängen elektronischer Musik, 70er-Jahre-Experimental, deutsche Musik, New Wave bis zu den frühen 80ern. Natürlich vermischt mit House, Disco und Techno. Gleichzeitig habe ich hart daran gearbeitet, bei Null anzufangen und Dinge von Grund auf zu entwickeln. Ich habe viel mit Synthesizern gearbeitet und habe versucht, so viele der Sounds wie möglich selbst zu erzeugen und mich nicht so sehr auf das Sampling zu versteifen.

Hast du dich bewusst in die Anfänge der elektronischen Musik, des Krautrocks und der 70er Jahre eingearbeitet? Hast du bewusst nach alten Platten gesucht?
Ich denke, diese Entwicklung hängt stark mit dem Auflegen zusammen. Nachdem ich Kingdoms veröffentlicht habe, habe ich mehr und mehr aufgelegt, und die Möglichkeit bekommen, in sehr coolen Clubs und insgesamt auch längere Sets zu spielen. Wenn du länger spielst, musst du dich viel mehr mit einem Erzählbogen beschäftigen und deswegen habe ich angefangen, mich tiefer in diese Musik einzugraben. Ich habe einfach versucht, Dinge zu finden, die außergewöhnlich sind, die andere Leute vielleicht nicht spielen, die aber trotzdem Sinn in einem House-, Disco-Kontext machen. Das bedeutet einfach, viel mehr Platten zu kaufen, seltsame und andere Sachen zu finden. Dieser Prozess hatte viel Einfluss darauf, wie ich dieses Album geschrieben habe. Definitiv.

Es ist ein Thema im House, dass sich sehr vieles wiederholt oder dass sich Musiker eher auf alte Stile beziehen, statt zu versuchen, neue Wege zu finden und innovativ zu sein. Ist House 2015 per Definition nostalgisch?
Ich denke, es ist ein Vorurteil, dass Innovation in der elektronischen Musik überhaupt wichtig ist. Ich glaube, das hat ideologische Gründe, die in den Anfängen des deutschen Krautrock liegen. Es ging dort immer nur um Zukunftsvisionen—ihrer Zeit voraus zu sein, war quasi teil der Ideologie dieser Musik. Und das gilt ebenfalls für Detroit Techno, der ein massives neofuturistisches Gefühl transportiert. Daher, vermute ich, kommt diese Annahme, dass diese Musik sich immer weiter nach vorne bewegen muss. Nick Höppner hat dazu mal etwas gesagt, was es meiner Meinung nach auf den Kopf getroffen hat. Sein neues Album heißt Folk und er sagte darüber, dass diese Musik nach nun 30 Jahren Entwicklung ihre Kindheit hinter sich gelassen hat. Jetzt ist sie erwachsen und muss ihre Persönlichkeit festigen. Für uns Künstler bedeutet das, dass wir in diesem ausgereiften Kontext unsere eigene Stimme etablieren müssen. Für mich ist es sehr wichtig, ich selbst zu sein und mein Gefühl auszudrücken. Es gibt niemals zwei verschiedene Menschen, die denselben Geschmack haben oder dieselben Referenzen. Das heißt, solange du ehrlich mit dir selbst und deinem eigenen Geschmack und deinen Entscheidungen bist, wird sich das in deiner Musik ausdrücken. Vielleicht erfindest du damit nichts neu, vielleicht veränderst du damit nicht die Geschichte der Musik, aber du bleibst du selbst und hast deine eigene Stimme. Das ist eigentlich alles, was du erreichen kannst—unabhängig davon, ob du dich in einem Sound bewegst, den es im Grunde schon lange gibt oder den andere auch machen.

Apropos Sound von anderen, du hast einen Billboard-Artikel getwittert, der von dem Gerichtsverfahren zwischen Pharrell und den Erben Marvin Gayes handelte. Du hast Pharrells Zitat genannt, in dem er sagte, dass das Urteil, eine „schrecklicher Präzedenzfall für Musik und Kreativität" sei. Schließt du dich seiner Meinung an?
Zu allererst muss ich sagen, ich finde, dass „Blurred Lines" ein entsetzlicher Song ist, versteh mich da bitte nicht falsch, er ist schrecklich! Aber trotzdem ist das Urteil ein sehr gefährlicher Präzedenzfall. Die eine Sache ist es, jemanden finanziell zu entschädigen, weil man etwas gesampelt hat, ohne um Erlaubnis zu fragen. Obwohl ich schon das einfach nur dumm finde. Es ergibt aus der Sicht von jemandem, der Kunst erschafft, überhaupt keinen Sinn. Ich habe da eine andere ideologische Sicht drauf. Aber ich kann verstehen, dass es allgemein in einer kapitalistischen Gesellschaft diese Denkweise gibt. Was wirklich gar keinen Sinn ergibt, ist die diesem Urteil zugrunde liegende Idee, dass du den Vibe des Songs kopieren könntest oder sowas. Was soll das bedeuten? Dieses Urteil basiert auf einer falschen Annahme darüber, wie Kreativität funktioniert. Als könnte Kreativität aus den Nichts entstehen, als wäre sie ein Ausdruck einer puren, einmaligen Idee. Natürlich ist das überhaupt nicht der Fall. Kreativität entsteht, indem man verschiedene Dinge nimmt und auf eine Art zusammenfügt, wie es noch nie geschehen ist oder die für einen einmalig ist. Und sie hängt total vom Kontext ab. Musik existiert nicht im Abstrakten, es gibt immer einen Zusammenhang, Einflüsse oder Ähnlichkeiten. Wenn man jetzt diesen Schritt geht, wo soll man aufhören? Dieses Urteil sagt, dass alles, was schon mal von irgendwem gemacht wurde und ein Copyright besitzt, in Stein gemeißelt ist. Jede neue Musik ist damit am Arsch!

Weil sie immer irgendwie so klingen wird, wie Musik, die es bereits gibt.
Ja genau. Es ist absurd ... und es ist unverschämt! (lacht)

Als ich deinen Song „Not a Word" auf dem neuen Album gehört habe, musste ich sofort an Daft Punk denken. Hast du schon einen Gerichtstermin?
Daft Punk, ja? (lacht)

Ja, vermutlich wegen dem Vocoder.
Das ist genau der Punkt. Wie ich schon sagte, diesen Sounds wohnt keine Bedeutung inne. Als ich diesen Song geschrieben habe, dachte ich nicht annähernd an Daft Punk. Es ging mir da viel mehr um frühe 80er-Weirdo-Music, vielleicht sowas wie Yello und ein paar seltsame Avantgarde-Platten aus Italien, die diesen total weirden Vocoder-Sound nutzen. Darauf beziehe ich mich eigentlich. New Jackson, mit dem ich den Song gemacht habe, hatte diesen alten, russischen Vocoder und er hat diesen Italo-Disco-Vibe mit eingebracht. Das Interessante ist allerdings, dass, wo du es jetzt sagst, ich natürlich auch Parallelen zu Daft Punk erkennen kann—ich meine, sie nutzen jede Menge Vocoder, du kannst dem nicht entkommen (lacht). Aber daraus ist dieser Song nicht entstanden. Aber es ist fast schon egal, was ich darüber denke, es geht darum, was jeder, der es hört, denkt.

Vielleicht haben sich Daft Punk von denselben Italo-Disco- und Yello-Platten inspirieren lassen.
(lacht) Aber im Ernst, es kann gar keine Zweifel daran geben, dass sie sich mit den Vocodern auf einen späten 70er Italo-Disco-Sound beziehen. Das ist schon die erste deutliche Referenz, auf jeden Fall.

Du hast schon erwähnt, dass du Vinyl kaufst und sammelst. Legst du noch immer nur mit Platten auf?
Ja, tatsächlich. Es liegt eigentlich nur daran, dass ich das meiste an Musik, das ich kaufe, auf Vinyl kaufe. Ich genieße das einfach, damit aufzulegen. Ich habe einfach weniger Spaß, wenn ich mit USB-Sticks oder CDs auflege. Ich mag es, die Platte in meiner Hand zu haben. Ich genieße es auch, mich nicht von irgendwelchen Computer-Bildschirmen oder LEDs ablenken zu lassen. Also ja, ich schleppe immer diese bescheuerten, schweren Plattenkoffer mit mir rum (lacht).

Das macht sehr wenig Spaß, wenn man reist, oder?
Das macht echt keinen Spaß—das ist die Arbeit an dem Ganzen.

Ich denke, das ist für die meisten der Grund, doch irgendwann auf zwei USB-Sticks umzusteigen. Wenn man jeden zweiten Tag einen Gig irgendwo auf der Welt hat, New York, Berlin, London hat man irgendwann keine Lust mehr, diese schwere Tasche mitzuschleppen.
Ja, ich habe schon Probleme mit meinem Rücken, weil ich die ganzen Zeit Platten trage. Vielleicht kann ich es tatsächlich irgendwann nicht mehr machen ... Oder ich muss es einfach wie Ricardo Villalobos machen und jemanden anstellen, der meine Platten für mich trägt. Das ist ein Traum, oder?

Haha, du kannst sie auch gleich dafür bezahlen, dass sie die Platten für dich auf den Plattenspieler legen.
Ja, jemand macht sie an, ein anderer mixt, und ein dritter nimmt sie wieder runter.

Und du stehst nur rum und kannst dich betrinken und Drogen nehmen.
Ich muss gar nicht erst mitkommen. Noch besser.

Diese Vision ist gar nicht so unrealistisch. Es gibt sehr große DJs, die Gerüchten zufolge ihre kompletten Set fertig gemischt auf einem USB-Stick mitbringen.

Ja, und ich bin überzeugt davon, dass das auf jeden Fall so ist, bei Leuten aus dem Mainstream-EDM-Bereich ...

... wie Aviici oder David Guetta.
Ja, diese Jungs! Ich weiß sicher, dass die das machen. Zumindest ein großer Teil ihres Sets ist komplett vorbereitet. Das liegt daran, dass diese Jungs eine so ausgearbeitete Live-Produktion haben — Feuerwerke, Lichtshow, etc. — die Techniker dahinter müssen genau wissen, wann was passiert. Alles muss da genau vorbereitet sein. Deshalb haben die mit Sicherheit mindestens 30 oder 40 Minuten fertig gemixt. Würde mich aber auch nicht überraschen, wenn das komplette Set vorbereitet wäre. Andererseits, wenn du mit dem Computer auflegst, mit Ableton Live oder so, dann ist dein Set eh schon mehr oder weniger fertig. An dem Punkt, an dem alles Tempo-locked ist, ist die Hälfte der Arbeit gemacht. Ich sage nicht, dass das der falsche Weg ist, aber für mich wäre das extrem langweilig. Mit gefällt die Idee, dass es jederzeit ganz schrecklich schiefgehen könnte. (lacht) Das macht es viel aufregender.

Ging es schon mal ganz schrecklich schief?
Nein, nicht schrecklich. Das Schlimmste, was mir passiert, sind Kratzer auf den Platten oder wenn die Nadel springt. Wenn die Nadel bei einem Übergang springt, ist das halt scheiße.

Du hast vorhin gesagt, dass ein Grund dafür, dass du mit Platten auflegst, ist, dass du deine Musik auf Platten kaufst. Ganz ehrlich: Welcher DJ kauft denn noch die Musik, die er auflegt? Normale DJs werden doch von allen Seiten bemustert!
Ich kaufe alles. Klar kriege ich viel per E-Mail, Promo und so. Manchmal höre ich mir das auch an, aber um ehrlich zu sein, bin ich nur bei zwei oder drei Labeln auf der Promoliste. Das ist einfach Zeitverschwendung für die meisten. Es kann sein, dass ich mir das anhöre, aber wenn ich es kaufen werde, dann habe ich es vermutlich schon im Laden oder bei Juno oder irgendwo gefunden. Klar ist das hart, weil es echt viel Geld kostet (lacht). Aber für mich gehört das einfach dazu, ich habe da aus meiner Sicht eine Verpflichtung, in Musik zu investieren. Das macht mir auch total Spaß, das ist nicht nur Arbeit für mich. Ich gebe lieber das Geld für Platten aus als für ... keine Ahnung, wofür gibt man Geld aus?

Sneakers?
Sneakers, ja, aber ich gebe nicht so viel Geld für Kleidung aus.

Du bist schon ziemlich altmodisch, oder?
Ich bin altmodisch?

Du legst mit Platten auf, und du kaufst sie in Plattenläden.
Vielleicht, aber ich mache das nicht für ein Image, ich mache das nicht, um seltsam zu sein. Ich mag das einfach!

Fort Romeaus neues Album Insides erscheint am 27. März via Ghostly International (Cargo Records). Kauft es auf Vinyl, CD oder als Mp3.

Ja, vermutlich wegen dem Vocoder.
Das ist genau der Punkt. Wie ich schon sagte, diesen Sounds wohnt keine Bedeutung inne. Als ich diesen Song geschrieben habe, dachte ich nicht annähernd an Daft Punk. Es ging mir da viel mehr um frühe 80er-Weirdo-Music, vielleicht sowas wie Yello und ein paar seltsame Avantgarde-Platten aus Italien, die diesen total weirden Vocoder-Sound nutzen. Darauf beziehe ich mich eigentlich. New Jackson, mit dem ich den Song gemacht habe, hatte diesen alten, russischen Vocoder und er hat diesen Italo-Disco-Vibe mit eingebracht. Das Interessante ist allerdings, dass, wo du es jetzt sagst, ich natürlich auch Parallelen zu Daft Punk erkennen kann—ich meine, sie nutzen jede Menge Vocoder, du kannst dem nicht entkommen (lacht). Aber daraus ist dieser Song nicht entstanden. Aber es ist fast schon egal, was ich darüber denke, es geht darum, was jeder, der es hört, denkt.

Vielleicht haben sich Daft Punk von denselben Italo-Disco- und Yello-Platten inspirieren lassen.
(lacht) Aber im Ernst, es kann gar keine Zweifel daran geben, dass sie sich mit den Vocodern auf einen späten 70er Italo-Disco-Sound beziehen. Das ist schon die erste deutliche Referenz, auf jeden Fall.

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Du hast schon erwähnt, dass du Vinyl kaufst und sammelst. Legst du noch immer nur mit Platten auf?
Ja, tatsächlich. Es liegt eigentlich nur daran, dass ich das meiste an Musik, das ich kaufe, auf Vinyl kaufe. Ich genieße das einfach, damit aufzulegen. Ich habe einfach weniger Spaß, wenn ich mit USB-Sticks oder CDs auflege. Ich mag es, die Platte in meiner Hand zu haben. Ich genieße es auch, mich nicht von irgendwelchen Computer-Bildschirmen oder LEDs ablenken zu lassen. Also ja, ich schleppe immer diese bescheuerten, schweren Plattenkoffer mit mir rum (lacht).

Das macht sehr wenig Spaß, wenn man reist, oder?
Das macht echt keinen Spaß—das ist die Arbeit an dem Ganzen.

Ich denke, das ist für die meisten der Grund, doch irgendwann auf zwei USB-Sticks umzusteigen. Wenn man jeden zweiten Tag einen Gig irgendwo auf der Welt hat, New York, Berlin, London hat man irgendwann keine Lust mehr, diese schwere Tasche mitzuschleppen.
Ja, ich habe schon Probleme mit meinem Rücken, weil ich die ganzen Zeit Platten trage. Vielleicht kann ich es tatsächlich irgendwann nicht mehr machen … Oder ich muss es einfach wie Ricardo Villalobos machen und jemanden anstellen, der meine Platten für mich trägt. Das ist ein Traum, oder?

Haha, du kannst sie auch gleich dafür bezahlen, dass sie die Platten für dich auf den Plattenspieler legen.
Ja, jemand macht sie an, ein anderer mixt, und ein dritter nimmt sie wieder runter.

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Und du stehst nur rum und kannst dich betrinken und Drogen nehmen.
Ich muss gar nicht erst mitkommen. Noch besser.

Diese Vision ist gar nicht so unrealistisch. Es gibt sehr große DJs, die Gerüchten zufolge ihre kompletten Set fertig gemischt auf einem USB-Stick mitbringen.

Ja, und ich bin überzeugt davon, dass das auf jeden Fall so ist, bei Leuten aus dem Mainstream-EDM-Bereich …

… wie Aviici oder David Guetta.
Ja, diese Jungs! Ich weiß sicher, dass die das machen. Zumindest ein großer Teil ihres Sets ist komplett vorbereitet. Das liegt daran, dass diese Jungs eine so ausgearbeitete Live-Produktion haben — Feuerwerke, Lichtshow, etc. — die Techniker dahinter müssen genau wissen, wann was passiert. Alles muss da genau vorbereitet sein. Deshalb haben die mit Sicherheit mindestens 30 oder 40 Minuten fertig gemixt. Würde mich aber auch nicht überraschen, wenn das komplette Set vorbereitet wäre. Andererseits, wenn du mit dem Computer auflegst, mit Ableton Live oder so, dann ist dein Set eh schon mehr oder weniger fertig. An dem Punkt, an dem alles Tempo-locked ist, ist die Hälfte der Arbeit gemacht. Ich sage nicht, dass das der falsche Weg ist, aber für mich wäre das extrem langweilig. Mit gefällt die Idee, dass es jederzeit ganz schrecklich schiefgehen könnte. (lacht) Das macht es viel aufregender.

Ging es schon mal ganz schrecklich schief?
Nein, nicht schrecklich. Das Schlimmste, was mir passiert, sind Kratzer auf den Platten oder wenn die Nadel springt. Wenn die Nadel bei einem Übergang springt, ist das halt scheiße.

Du hast vorhin gesagt, dass ein Grund dafür, dass du mit Platten auflegst, ist, dass du deine Musik auf Platten kaufst. Ganz ehrlich: Welcher DJ kauft denn noch die Musik, die er auflegt? Normale DJs werden doch von allen Seiten bemustert!
Ich kaufe alles. Klar kriege ich viel per E-Mail, Promo und so. Manchmal höre ich mir das auch an, aber um ehrlich zu sein, bin ich nur bei zwei oder drei Labeln auf der Promoliste. Das ist einfach Zeitverschwendung für die meisten. Es kann sein, dass ich mir das anhöre, aber wenn ich es kaufen werde, dann habe ich es vermutlich schon im Laden oder bei Juno oder irgendwo gefunden. Klar ist das hart, weil es echt viel Geld kostet (lacht). Aber für mich gehört das einfach dazu, ich habe da aus meiner Sicht eine Verpflichtung, in Musik zu investieren. Das macht mir auch total Spaß, das ist nicht nur Arbeit für mich. Ich gebe lieber das Geld für Platten aus als für … keine Ahnung, wofür gibt man Geld aus?

Sneakers?
Sneakers, ja, aber ich gebe nicht so viel Geld für Kleidung aus.

Du bist schon ziemlich altmodisch, oder?
Ich bin altmodisch?

Du legst mit Platten auf, und du kaufst sie in Plattenläden.
Vielleicht, aber ich mache das nicht für ein Image, ich mache das nicht, um seltsam zu sein. Ich mag das einfach!

Fort Romeaus neues Album Insides erscheint am 27. März via Ghostly International (Cargo Records). Kauft es auf Vinyl, CD oder als Mp3.