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Berlin

Bildung, Bass, Drogen: FDP wirbt mit Spezial-Plakat vorm Berghain

Wir haben bei der Partei nachgefragt, was man damit bewirken will.
Plädoyer für frühere Öffnungszeiten des Berghains? Foto via Facebook/FDP

Um die Beliebtheit der FDP war es in den letzen Jahren nicht gut bestellt. Ihre Umfragewerte lagen bundesweit deutlich unter dem Alkoholgehalt eines deutschen Bieres nach dem Reinheitsgebot. In Berlin haben es die Liberal-Demokraten traditionell obendrein noch schwerer. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2011 erhielten sie satte 1,8 % der Wählerstimmen, was nicht zum Einzug in das Gebäude des ehemaligen Preußischen Landtages reichte.

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Nur allzu logisch war es daher, dass die Partei eine neue Image-Kampagne startete. Dazu suchte man sich mit der Berliner Werbeagentur „Heimat" eine alte Bekannte, mit der man schon zu Zeiten Möllemanns zusammenarbeitete. Damals, Anfang der 2000er, warb man in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel mit dem Motto „Wenn wir nicht schnell für neue Lehrer sorgen, finden unsere Kinder selber welche" für eine bessere Bildungspolitik. Zu sehen war dabei unterem anderen Adolf Hitler. Nach dem Brexit gab es Plakate mit dem Slogan: „Dear start-ups, keep calm and move to Berlin." Und nun hat sie Partei wieder eine Plakat-Aktion veranstaltet, die für Aufmerksamkeit gesorgt hat: Am Wochenende stellten man einen Werbebanner vor dem Berghain auf.

In den einschlägigen Berghain-Gruppen wurde das Foto nicht unbedingt begrüßt. Ein User befand sogar, dass er lieber die AfD wählen würde, als die Liberal-Demokraten. Was wollte die FDP mit dem Plakat außer Aufmerksamkeit noch bewirken? Wir haben per Mail bei Jean-Paul Neuling nachgefragt, seines Zeichens Pressesprecher der Liberaldemokraten in Berlin:

Herr Neuling, wie kam es zu der Idee, vor dem Berghain eine Werbetafel aufzustellen?
Ganz ehrlich? Natürlich wollten wir Aufmerksamkeit erreichen. Und Ihre Fragen beweisen ja, dass wir es geschafft haben.

Ist das Plakat ein Plädoyer für mehr farbliche Vielfalt im Berghain, statt schwarzem Einheitslook?
Mitnichten, wir wollen dem Berghain und seinen Gäste doch keine Gestaltungsvorschläge oder Kleidervorschriften machen. Die wissen sicher selbst am besten, was angesagt ist. Vielmehr wollten wir mit der Aktion auf ein großes Problem in Berlin aufmerksam machen, nämlich den Unterrichtsausfall an den Schulen. Zehn Prozent der Stunden finden schlichtweg nicht statt und Berlin ist bundesweit Schlusslicht, was die Bildung angeht.

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Für welche Bildungspolitik steht die Berliner FDP?
Wir sind für die beste Bildung. Die haben die Kinder verdient - auch die der Gäste des Berghain. Bildung ist die zentrale Voraussetzung für jeden Menschen, seinen Weg zu gehen und sein Glück zu machen. Freie Demokraten setzen darauf, Wissen und Werte zu vermitteln, mit denen jeder sich im Arbeits- und Privatleben behaupten kann. Wer nichts weiß, muss alles glauben. Das schmälert das Selbstbewusstsein und mindert die Verantwortungsbereitschaft. Wir wollen Aufstiegschancen für jeden und jede, gerade für die Leistungswilligen. Die Bildungspolitik umfasst zirka 20 Prozent unseres Wahlprogramms, was zeigt, welche Bedeutung wir ihr beimessen.

Wie sollte die Drogenpolitik nach Auffassung der Partei in den nächsten Jahren gestaltet werden?
Wir setzen uns für die Legalisierung von Konsum und Besitz von Cannabis als Genussmittel für volljährige Personen ein. Die Freigabe soll dabei streng reguliert werden, um insbesondere dem Jugendschutz Rechnung zu tragen. Mit einer kontrollierten Legalisierung werden illegale Handelsstrukturen gezielt aufgelöst und die Beschaffungskriminalität verringert. Es muss konsequent getrennt werden zwischen Gelegenheits-Genussmitteln und harten Drogen, die gesellschaftlich großen Schaden anrichten.

Glauben Sie, dass Clubgänger eine Bildungslücke haben, was chemische Substanzen angeht?
Wie kommen Sie denn jetzt darauf?

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Ist das Berghain der Lieblingsclub der FDP?
Das Berghain ist der beliebteste Club in Deutschland und die Nummer 16 in der Welt. Wenn das nicht Antwort genug ist.

Will die Berliner FDP das Berghain dann wieder zum beliebtesten Club der Welt machen, der er schon mal vor ein paar Jahren war? Make
Berghain Great Again?
Das überlässt man doch den Gästen, oder nicht?

Eine wahrlich liberale Antwort. Vielen Dank!

Momentan liegt die FDP in Berlin laut Umfragen verschiedener Institute übrigens zwischen vier und sechs Prozent.

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