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One-Hit-Wonder DJ Christopher S. soll seine Plattensammlung in Brand gesetzt haben lassen

13.000 Platten gingen in Flammen auf. Nun entschied ein Gericht über den mutmaßlichen Versicherungsbetrug von Christopher S.
Links: Christopher S. (Promofoto) soll seine Plattensammlung in Brand gesetzt haben lassen. Rechts: Symbolbild eines Wohnungsbrands (imago)

Diese Geschichte klingt nach einem ARD-Krimi. Ein ehemals erfolgreicher DJ und Produzent gerät in Geldnot. Kurzerhand entwirft er einen Plan: Er karrt seine 13.000 Exemplare starke Plattensammlung in eine Lagerhalle und lässt die komplette Kollektion gegen Brandschäden versichern. Eine Woche nachdem ihm die Versicherung die Deckung möglicher Schäden zugesagt hat, lässt er seine Sammlung von zwei Kumpels abfackeln. Weil die beiden etwas zu viel Benzin im Lagerraum verschüttet haben, fliegt ihnen der ganze Laden um die Ohren. Beide erleiden Verbrennungen und werden festgenommen. Der DJ meldet einen Tag später seiner Versicherung dennoch den Brandfall. Doch diese wittert jedoch einen Betrug und bringt ihn vor Gericht.

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Der DJ, um den es in dieser Geschichte geht, heißt Christopher S, bürgerlich: Christoph Spörri. Er hatte seit den 2000er Jahren immer wieder kommerziell erfolgreiche Veröffentlichungen, hauptsächlich in der Schweiz. Zu seinen bekanntesten Liedern gehört "Star", das es auch in die deutschen Charts schaffte und über Kontor Records veröffentlicht wurde. Vor zwei Jahren brachte er gemeinsam mit Luca Hänni (2012 DSDS-Gewinner) das Album Dance Until We Die heraus.

Vor Kurzem gab es Berichte, dass Spörri fast eine halbe Million Euro Schulden habe. Jetzt wurde er zu mehr als sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Denn laut Auffassung des Regionalgerichtes Bern-Mittelland soll der DJ die oben beschriebenen Taten im Mai 2012 tatsächlich so begangen haben. Am vergangenen Freitag wurde er der Anstiftung zur Brandstiftung, versuchten Betrug, Anstiftung zu falschem Zeugnis, Veruntreuung und "ungetreuer Geschäftsbesorgung" schuldig gesprochen.

In der Verhandlung hatten die beiden mutmaßlichen Brandstifter ausgesagt, von Spörri beauftragt worden zu sein, die Lagehalle abzubrennen.

Spörri und sein Anwalt bereits angekündigt, in Berufung zu gehen. In einer Stellungnahme für den Schweizer Blick schrieb der 47-Jährige DJ und Produzent, dass die Verhandlung eine Farce gewesen sei und die Begründung ein Skandal. "Wir gehen in Berufung und kämpfen für die Gerechtigkeit! Meine Familie wurde vor drei Jahren monatelang bedroht und wir mussten Sicherheitsleute rund um die Uhr haben!"

Wie das Gericht selbst erklärte, basierte das Urteil der Richter nicht auf Beweisen, sondern ausschließlich auf Indizien. Gerichtspräsident Urs Herren sagte gegenüber der Tageszeitung Der Bund: "Alle Überlegungen führen dazu, dass es nur Spörri gewesen sein kann, der den Auftrag gegeben hat." Die beiden mutmaßlichen Mittäter wurden zu dreieinhalb und zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, einer von ihnen auch noch zu einer Geldstrafe von 20.000 Franken (ca. 18.600 Euro). Alle Urteile sind allerdings noch nicht rechtskräftig.

Die Reaktionen auf das Urteil fielen derweil sehr unterschiedlich aus. Auf die Seite Spörris stellte sich etwa ein Autor des Magazins Kult, dessen ansonsten vor allem mit Rothschild-Theorien gespickter Text unter dem Titel "Je suis Chrisopher S.". Darin hieß es: "[…] In erster Linie ist Christoph Spörri ein Mensch. Und er hat niemanden niedergestochen, vergewaltigt oder in den Rollstuhl geprügelt. Er hat lediglich—als selbständiger Familienvater—keine Kohle mehr gehabt und musste 'sich selber helfen'."

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