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Wie macht man ein gutes Cover, Todd Terje?

Der Norweger hat gerade eine mächtig groovende Cover-EP vorgelegt. Hier erklärt er dir die Coolness von Phil Collins und Boney M.
Photo by Christian Belgaux

Jeder Musiker hat diese eine Sache, die er im Studio braucht, um die Kreativsäfte fließen zu lassen. Und für Terje Olsen—alias Todd Terje, den norwegischen Produzenten und Genredurchkreuzer—ist das eine schöne Tasse … Kaffee. „Wir haben den besten Kaffee der Welt in Norwegen. Hättest du nicht gedacht, was?", fragt mich Terje am Telefon mit einem frechen, leicht besserwisserischen Unterton. „Der macht mich wach, wenn ich eine kleine Pause brauche."

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Viel rumgetrödelt hat Olsen in letzter Zeit aber auch wirklich nicht. Gerade arbeitet er hart am Nachfolger zu seinem atemberaubenden It's Album Time von 2014 und letzten Monat erst hat er unter dem Namen Todd Terje & The Olsens eine EP mit voller Bandbesetzung veröffentlicht. The Big Cover-Up ist, wie der Titel schon suggeriert, voll mit Covern von Disco- und Elektrotracks verdienter Genrepioniere wie Vangelis, Boney M und Yellow Magic Orchestra. Olsen und seine Band haben darauf die Feinheiten seines Solo-Materials perfekt in eine unglaublich präzise klingende Live-Instrumentation übersetzt. Das Ergebnis ist reich an Texturen und warm im Klang und verleiht den ausgewählten Artefakten früher elektronischer Musik Olsens abgedrehte, musiknerdige Klangcharakteristik.

Wir haben Terje in seinem Studio/Büro angerufen, um von ihm zu erfahren, warum er sich für genau diese Songs entschieden hat.

Martin Denny/Yellow Magic Orchestra - Firecracker

Jeder Musiker hat diese eine Sache, die er im Studio braucht, um die Kreativsäfte fließen zu lassen. Und für Terje Olsen—alias Todd Terje, den norwegischen Produzenten und Genredurchkreuzer—ist das eine schöne Tasse ... Kaffee. „Wir haben den besten Kaffee der Welt in Norwegen. Hättest du nicht gedacht, was?", fragt mich Terje am Telefon mit einem frechen, leicht besserwisserischen Unterton. „Der macht mich wach, wenn ich eine kleine Pause brauche."

Viel rumgetrödelt hat Olsen in letzter Zeit aber auch wirklich nicht. Gerade arbeitet er hart am Nachfolger zu seinem atemberaubenden It's Album Time von 2014 und letzten Monat erst hat er unter dem Namen Todd Terje & The Olsens eine EP mit voller Bandbesetzung veröffentlicht. The Big Cover-Up ist, wie der Titel schon suggeriert, voll mit Covern von Disco- und Elektrotracks verdienter Genrepioniere wie Vangelis, Boney M und Yellow Magic Orchestra. Olsen und seine Band haben darauf die Feinheiten seines Solo-Materials perfekt in eine unglaublich präzise klingende Live-Instrumentation übersetzt. Das Ergebnis ist reich an Texturen und warm im Klang und verleiht den ausgewählten Artefakten früher elektronischer Musik Olsens abgedrehte, musiknerdige Klangcharakteristik.

Wir haben Terje in seinem Studio/Büro angerufen, um von ihm zu erfahren, warum er sich für genau diese Songs entschieden hat.

Martin Denny/Yellow Magic Orchestra - Firecracker

THUMP: Also Terje, wie bist du auf denn auf den hier gekommen?
Todd Terje: Ich habe über „Firecracker" in Bill Brewsters Last Night a DJ Saved My Life: The History of the Disc Jockey gelesen. Hinten im Buch gibt es eine Liste mit einem Best-of-Mix für viele Clubs der 80er: The Loft, Shoom in Großbritannien ... Als ich 20 war, wusste ich noch nicht besonders viel über Disco und House und ich wusste auch nicht, dass „Firecracker" ein großer Einfluss für die frühen Elektro-DJs war.

Als ich „Firecracker" dann zum ersten Mal gehört habe, war mein erster Eindruck: „Häh? Das klingt ziemlich lasch." Das Lied geht gar nicht so sehr nach vorne wie die House-Tracks von heute. Es hat wirklich ein paar Anläufe—es waren sogar Monate—gebraucht, bevor ich diese alten Tracks wirklich für voll nehmen konnte. Ich brauchte eine Weile, um überhaupt auf den Geschmack zu kommen, und ich brauchte vor allem etwas Zeit, um den Kitsch der alten Songs wirklich schätzen zu lernen.

Boney M - Baby Do You Wanna Bump

Alle Songs[, die wir gecovert haben,] habe ich durchs Auflegen kennengelernt. Die Band hat nicht die gleichen Disco-Wurzeln wie ich. Unser Perkussionist Martin Windstand kennt zwar die meisten Tracks, aber er ist kein Experte. Unsere Version von „Baby Do You Wanna Bump" klingt noch mehr nach Tribalmusik als das Original. Das Original wurde schon in einer Naturdokumentation über Afrika gespielt und ich habe es sogar noch mehr nach König der Löwen und noch kitschiger klingen lassen. Ich liebe es, wenn etwas richtig Hartes und Perkussives auf extrem kitschige Klänge trifft. Diesen Ansatz verfolge ich auch bei meinem Disco-Zeug. Du kannst dir diese ganzen alten, schmalzigen Songs nehmen, sie in die Länge ziehen und monotoner und clubbiger machen. Das ist ziemlich spannend.

Dabei hatte Exotica als Musikrichtung mal einen ziemlich schlechten Ruf.
Ich liebe Exotica. Ich mag komische Musik aus der ganzen Welt. Das habe ich während meiner Jahre als DJ gelernt. Mittlerweile hänge ich im Plattenladen mehr in der Lounge und Exotica-Abteilung ab, als bei den Disco-Platten. So ein Klischee-Abklatsch von Exotica kann sogar noch besser klingen als das echte Zeug, das sie versuchen zu imitieren. Ich verstehe nicht, was an Musik falsch sein soll, die ein gewisses Bild malen möchte und versucht, etwas Anderes zu machen, als nur Musik der Musik wegen zu sein. Ich finde es immer aufregend, wie Musik mit nichtmusikalischen Dingen interagiert. Man hört immer am besten Musik, wenn man etwas tut, wie joggen oder arbeiten. Die Musik verwandelt sich dabei dann oft.

Vangelis - La Fête Sauvage

Das erste Mal, dass ich Vangelis gehört habe, war durch den Onkel meiner Ex-Freundin. Sie schämte sich für ihre Familie und sagte zu mir: „Rede nicht mit dem Onkel, er wird dich nur über Vangelis volllabern." Ich fragte: „Was ist so schlimm an Vangelis?" Sie darauf: „Das ist dieser neumodische New-Age-Scheiß, den die Leute gerade hören." Erst fünf Jahre später habe ich dann gemerkt, dass Vangelis cool ist. Ich war in der Zwischenzeit gegenüber etwas abseitiger, improvisierter Musik im Club offener geworden und verstand sofort, dass ich da etwas unglaublich Großartiges entdeckt hatte. Ich war aber gleichzeitig ziemlich genervt, dass meine Ex-Freundin mich so früh gegenüber seiner Musik verschlossen hatte und ich ihn mir nicht schon früher angehört hatte. Es dauerte seine Zeit, bis mir auch sein synthesizerlastiger Kram gefallen hat, aber jetzt höre ich das ganz gerne. Inzwischen ist es cool, Phil Collins und Vangelis zu mögen.

Was hältst du als Musikkonsument vom Konzept des Geschmacks?
Ich kann nicht wirklich sagen, dass Geschmack etwas Konstantes ist. In gewisser Weise ist er irrelevant, weil du wahrscheinlich irgendwann alles magst, wenn sich dein Geschmack ständig weiterentwickelt. Als Kind mochte ich Country nicht, jetzt gefallen mir ein paar Lieder. Rap mochte ich früher auch nicht. Ich habe inzwischen gelernt, mich nicht sofort gegenüber etwas zu verschließen. Mir kann fast alles gefallen, wenn man es mir auf die richtige Art präsentiert. DJ Harvey spielt zum Beispiel Songs, von denen ich nicht gewusst habe, dass ich sie mag. Es ist einfach seine Art der Präsentation, die mich dazu bringt, sie zu mögen—total unabhängig von meinem persönlichen Geschmack. Jeder im Raum mag Chicagos „If You Leave Me Now", wenn es zum richtigen Zeitpunkt gespielt wird. Dein Geschmack verliert und Chicago gewinnt. DJ Harvey gewinnt. Ich glaube nicht, dass mein persönlicher Geschmack so wichtig ist.

Todd Terje & The Olsens The Big Cover-up ist bei Olsen Records/ rough trade erschienen und steht nachfolgend für dich als Stream bereit:

**

Larry twittert. THUMP auch. Folge uns auf Twitter, Instagram und unserer neuen Facebook-Seite.

THUMP: Also Terje, wie bist du auf denn auf den hier gekommen?
Todd Terje: Ich habe über „Firecracker" in Bill Brewsters Last Night a DJ Saved My Life: The History of the Disc Jockey gelesen. Hinten im Buch gibt es eine Liste mit einem Best-of-Mix für viele Clubs der 80er: The Loft, Shoom in Großbritannien … Als ich 20 war, wusste ich noch nicht besonders viel über Disco und House und ich wusste auch nicht, dass „Firecracker" ein großer Einfluss für die frühen Elektro-DJs war.

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Als ich „Firecracker" dann zum ersten Mal gehört habe, war mein erster Eindruck: „Häh? Das klingt ziemlich lasch." Das Lied geht gar nicht so sehr nach vorne wie die House-Tracks von heute. Es hat wirklich ein paar Anläufe—es waren sogar Monate—gebraucht, bevor ich diese alten Tracks wirklich für voll nehmen konnte. Ich brauchte eine Weile, um überhaupt auf den Geschmack zu kommen, und ich brauchte vor allem etwas Zeit, um den Kitsch der alten Songs wirklich schätzen zu lernen.

Boney M - Baby Do You Wanna Bump

Jeder Musiker hat diese eine Sache, die er im Studio braucht, um die Kreativsäfte fließen zu lassen. Und für Terje Olsen—alias Todd Terje, den norwegischen Produzenten und Genredurchkreuzer—ist das eine schöne Tasse ... Kaffee. „Wir haben den besten Kaffee der Welt in Norwegen. Hättest du nicht gedacht, was?", fragt mich Terje am Telefon mit einem frechen, leicht besserwisserischen Unterton. „Der macht mich wach, wenn ich eine kleine Pause brauche."

Viel rumgetrödelt hat Olsen in letzter Zeit aber auch wirklich nicht. Gerade arbeitet er hart am Nachfolger zu seinem atemberaubenden It's Album Time von 2014 und letzten Monat erst hat er unter dem Namen Todd Terje & The Olsens eine EP mit voller Bandbesetzung veröffentlicht. The Big Cover-Up ist, wie der Titel schon suggeriert, voll mit Covern von Disco- und Elektrotracks verdienter Genrepioniere wie Vangelis, Boney M und Yellow Magic Orchestra. Olsen und seine Band haben darauf die Feinheiten seines Solo-Materials perfekt in eine unglaublich präzise klingende Live-Instrumentation übersetzt. Das Ergebnis ist reich an Texturen und warm im Klang und verleiht den ausgewählten Artefakten früher elektronischer Musik Olsens abgedrehte, musiknerdige Klangcharakteristik.

Wir haben Terje in seinem Studio/Büro angerufen, um von ihm zu erfahren, warum er sich für genau diese Songs entschieden hat.

Martin Denny/Yellow Magic Orchestra - Firecracker

THUMP: Also Terje, wie bist du auf denn auf den hier gekommen?
Todd Terje: Ich habe über „Firecracker" in Bill Brewsters Last Night a DJ Saved My Life: The History of the Disc Jockey gelesen. Hinten im Buch gibt es eine Liste mit einem Best-of-Mix für viele Clubs der 80er: The Loft, Shoom in Großbritannien ... Als ich 20 war, wusste ich noch nicht besonders viel über Disco und House und ich wusste auch nicht, dass „Firecracker" ein großer Einfluss für die frühen Elektro-DJs war.

Als ich „Firecracker" dann zum ersten Mal gehört habe, war mein erster Eindruck: „Häh? Das klingt ziemlich lasch." Das Lied geht gar nicht so sehr nach vorne wie die House-Tracks von heute. Es hat wirklich ein paar Anläufe—es waren sogar Monate—gebraucht, bevor ich diese alten Tracks wirklich für voll nehmen konnte. Ich brauchte eine Weile, um überhaupt auf den Geschmack zu kommen, und ich brauchte vor allem etwas Zeit, um den Kitsch der alten Songs wirklich schätzen zu lernen.

Boney M - Baby Do You Wanna Bump

Alle Songs[, die wir gecovert haben,] habe ich durchs Auflegen kennengelernt. Die Band hat nicht die gleichen Disco-Wurzeln wie ich. Unser Perkussionist Martin Windstand kennt zwar die meisten Tracks, aber er ist kein Experte. Unsere Version von „Baby Do You Wanna Bump" klingt noch mehr nach Tribalmusik als das Original. Das Original wurde schon in einer Naturdokumentation über Afrika gespielt und ich habe es sogar noch mehr nach König der Löwen und noch kitschiger klingen lassen. Ich liebe es, wenn etwas richtig Hartes und Perkussives auf extrem kitschige Klänge trifft. Diesen Ansatz verfolge ich auch bei meinem Disco-Zeug. Du kannst dir diese ganzen alten, schmalzigen Songs nehmen, sie in die Länge ziehen und monotoner und clubbiger machen. Das ist ziemlich spannend.

Dabei hatte Exotica als Musikrichtung mal einen ziemlich schlechten Ruf.
Ich liebe Exotica. Ich mag komische Musik aus der ganzen Welt. Das habe ich während meiner Jahre als DJ gelernt. Mittlerweile hänge ich im Plattenladen mehr in der Lounge und Exotica-Abteilung ab, als bei den Disco-Platten. So ein Klischee-Abklatsch von Exotica kann sogar noch besser klingen als das echte Zeug, das sie versuchen zu imitieren. Ich verstehe nicht, was an Musik falsch sein soll, die ein gewisses Bild malen möchte und versucht, etwas Anderes zu machen, als nur Musik der Musik wegen zu sein. Ich finde es immer aufregend, wie Musik mit nichtmusikalischen Dingen interagiert. Man hört immer am besten Musik, wenn man etwas tut, wie joggen oder arbeiten. Die Musik verwandelt sich dabei dann oft.

Vangelis - La Fête Sauvage

Das erste Mal, dass ich Vangelis gehört habe, war durch den Onkel meiner Ex-Freundin. Sie schämte sich für ihre Familie und sagte zu mir: „Rede nicht mit dem Onkel, er wird dich nur über Vangelis volllabern." Ich fragte: „Was ist so schlimm an Vangelis?" Sie darauf: „Das ist dieser neumodische New-Age-Scheiß, den die Leute gerade hören." Erst fünf Jahre später habe ich dann gemerkt, dass Vangelis cool ist. Ich war in der Zwischenzeit gegenüber etwas abseitiger, improvisierter Musik im Club offener geworden und verstand sofort, dass ich da etwas unglaublich Großartiges entdeckt hatte. Ich war aber gleichzeitig ziemlich genervt, dass meine Ex-Freundin mich so früh gegenüber seiner Musik verschlossen hatte und ich ihn mir nicht schon früher angehört hatte. Es dauerte seine Zeit, bis mir auch sein synthesizerlastiger Kram gefallen hat, aber jetzt höre ich das ganz gerne. Inzwischen ist es cool, Phil Collins und Vangelis zu mögen.

Was hältst du als Musikkonsument vom Konzept des Geschmacks?
Ich kann nicht wirklich sagen, dass Geschmack etwas Konstantes ist. In gewisser Weise ist er irrelevant, weil du wahrscheinlich irgendwann alles magst, wenn sich dein Geschmack ständig weiterentwickelt. Als Kind mochte ich Country nicht, jetzt gefallen mir ein paar Lieder. Rap mochte ich früher auch nicht. Ich habe inzwischen gelernt, mich nicht sofort gegenüber etwas zu verschließen. Mir kann fast alles gefallen, wenn man es mir auf die richtige Art präsentiert. DJ Harvey spielt zum Beispiel Songs, von denen ich nicht gewusst habe, dass ich sie mag. Es ist einfach seine Art der Präsentation, die mich dazu bringt, sie zu mögen—total unabhängig von meinem persönlichen Geschmack. Jeder im Raum mag Chicagos „If You Leave Me Now", wenn es zum richtigen Zeitpunkt gespielt wird. Dein Geschmack verliert und Chicago gewinnt. DJ Harvey gewinnt. Ich glaube nicht, dass mein persönlicher Geschmack so wichtig ist.

Todd Terje & The Olsens The Big Cover-up ist bei Olsen Records/ rough trade erschienen und steht nachfolgend für dich als Stream bereit:

**

Larry twittert. THUMP auch. Folge uns auf Twitter, Instagram und unserer neuen Facebook-Seite.

Alle Songs[, die wir gecovert haben,] habe ich durchs Auflegen kennengelernt. Die Band hat nicht die gleichen Disco-Wurzeln wie ich. Unser Perkussionist Martin Windstand kennt zwar die meisten Tracks, aber er ist kein Experte. Unsere Version von „Baby Do You Wanna Bump" klingt noch mehr nach Tribalmusik als das Original. Das Original wurde schon in einer Naturdokumentation über Afrika gespielt und ich habe es sogar noch mehr nach König der Löwen und noch kitschiger klingen lassen. Ich liebe es, wenn etwas richtig Hartes und Perkussives auf extrem kitschige Klänge trifft. Diesen Ansatz verfolge ich auch bei meinem Disco-Zeug. Du kannst dir diese ganzen alten, schmalzigen Songs nehmen, sie in die Länge ziehen und monotoner und clubbiger machen. Das ist ziemlich spannend.

Dabei hatte Exotica als Musikrichtung mal einen ziemlich schlechten Ruf.
Ich liebe Exotica. Ich mag komische Musik aus der ganzen Welt. Das habe ich während meiner Jahre als DJ gelernt. Mittlerweile hänge ich im Plattenladen mehr in der Lounge und Exotica-Abteilung ab, als bei den Disco-Platten. So ein Klischee-Abklatsch von Exotica kann sogar noch besser klingen als das echte Zeug, das sie versuchen zu imitieren. Ich verstehe nicht, was an Musik falsch sein soll, die ein gewisses Bild malen möchte und versucht, etwas Anderes zu machen, als nur Musik der Musik wegen zu sein. Ich finde es immer aufregend, wie Musik mit nichtmusikalischen Dingen interagiert. Man hört immer am besten Musik, wenn man etwas tut, wie joggen oder arbeiten. Die Musik verwandelt sich dabei dann oft.

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Vangelis - La Fête Sauvage

Jeder Musiker hat diese eine Sache, die er im Studio braucht, um die Kreativsäfte fließen zu lassen. Und für Terje Olsen—alias Todd Terje, den norwegischen Produzenten und Genredurchkreuzer—ist das eine schöne Tasse ... Kaffee. „Wir haben den besten Kaffee der Welt in Norwegen. Hättest du nicht gedacht, was?", fragt mich Terje am Telefon mit einem frechen, leicht besserwisserischen Unterton. „Der macht mich wach, wenn ich eine kleine Pause brauche."

Viel rumgetrödelt hat Olsen in letzter Zeit aber auch wirklich nicht. Gerade arbeitet er hart am Nachfolger zu seinem atemberaubenden It's Album Time von 2014 und letzten Monat erst hat er unter dem Namen Todd Terje & The Olsens eine EP mit voller Bandbesetzung veröffentlicht. The Big Cover-Up ist, wie der Titel schon suggeriert, voll mit Covern von Disco- und Elektrotracks verdienter Genrepioniere wie Vangelis, Boney M und Yellow Magic Orchestra. Olsen und seine Band haben darauf die Feinheiten seines Solo-Materials perfekt in eine unglaublich präzise klingende Live-Instrumentation übersetzt. Das Ergebnis ist reich an Texturen und warm im Klang und verleiht den ausgewählten Artefakten früher elektronischer Musik Olsens abgedrehte, musiknerdige Klangcharakteristik.

Wir haben Terje in seinem Studio/Büro angerufen, um von ihm zu erfahren, warum er sich für genau diese Songs entschieden hat.

Martin Denny/Yellow Magic Orchestra - Firecracker

THUMP: Also Terje, wie bist du auf denn auf den hier gekommen?
Todd Terje: Ich habe über „Firecracker" in Bill Brewsters Last Night a DJ Saved My Life: The History of the Disc Jockey gelesen. Hinten im Buch gibt es eine Liste mit einem Best-of-Mix für viele Clubs der 80er: The Loft, Shoom in Großbritannien ... Als ich 20 war, wusste ich noch nicht besonders viel über Disco und House und ich wusste auch nicht, dass „Firecracker" ein großer Einfluss für die frühen Elektro-DJs war.

Als ich „Firecracker" dann zum ersten Mal gehört habe, war mein erster Eindruck: „Häh? Das klingt ziemlich lasch." Das Lied geht gar nicht so sehr nach vorne wie die House-Tracks von heute. Es hat wirklich ein paar Anläufe—es waren sogar Monate—gebraucht, bevor ich diese alten Tracks wirklich für voll nehmen konnte. Ich brauchte eine Weile, um überhaupt auf den Geschmack zu kommen, und ich brauchte vor allem etwas Zeit, um den Kitsch der alten Songs wirklich schätzen zu lernen.

Boney M - Baby Do You Wanna Bump

Alle Songs[, die wir gecovert haben,] habe ich durchs Auflegen kennengelernt. Die Band hat nicht die gleichen Disco-Wurzeln wie ich. Unser Perkussionist Martin Windstand kennt zwar die meisten Tracks, aber er ist kein Experte. Unsere Version von „Baby Do You Wanna Bump" klingt noch mehr nach Tribalmusik als das Original. Das Original wurde schon in einer Naturdokumentation über Afrika gespielt und ich habe es sogar noch mehr nach König der Löwen und noch kitschiger klingen lassen. Ich liebe es, wenn etwas richtig Hartes und Perkussives auf extrem kitschige Klänge trifft. Diesen Ansatz verfolge ich auch bei meinem Disco-Zeug. Du kannst dir diese ganzen alten, schmalzigen Songs nehmen, sie in die Länge ziehen und monotoner und clubbiger machen. Das ist ziemlich spannend.

Dabei hatte Exotica als Musikrichtung mal einen ziemlich schlechten Ruf.
Ich liebe Exotica. Ich mag komische Musik aus der ganzen Welt. Das habe ich während meiner Jahre als DJ gelernt. Mittlerweile hänge ich im Plattenladen mehr in der Lounge und Exotica-Abteilung ab, als bei den Disco-Platten. So ein Klischee-Abklatsch von Exotica kann sogar noch besser klingen als das echte Zeug, das sie versuchen zu imitieren. Ich verstehe nicht, was an Musik falsch sein soll, die ein gewisses Bild malen möchte und versucht, etwas Anderes zu machen, als nur Musik der Musik wegen zu sein. Ich finde es immer aufregend, wie Musik mit nichtmusikalischen Dingen interagiert. Man hört immer am besten Musik, wenn man etwas tut, wie joggen oder arbeiten. Die Musik verwandelt sich dabei dann oft.

Vangelis - La Fête Sauvage

Das erste Mal, dass ich Vangelis gehört habe, war durch den Onkel meiner Ex-Freundin. Sie schämte sich für ihre Familie und sagte zu mir: „Rede nicht mit dem Onkel, er wird dich nur über Vangelis volllabern." Ich fragte: „Was ist so schlimm an Vangelis?" Sie darauf: „Das ist dieser neumodische New-Age-Scheiß, den die Leute gerade hören." Erst fünf Jahre später habe ich dann gemerkt, dass Vangelis cool ist. Ich war in der Zwischenzeit gegenüber etwas abseitiger, improvisierter Musik im Club offener geworden und verstand sofort, dass ich da etwas unglaublich Großartiges entdeckt hatte. Ich war aber gleichzeitig ziemlich genervt, dass meine Ex-Freundin mich so früh gegenüber seiner Musik verschlossen hatte und ich ihn mir nicht schon früher angehört hatte. Es dauerte seine Zeit, bis mir auch sein synthesizerlastiger Kram gefallen hat, aber jetzt höre ich das ganz gerne. Inzwischen ist es cool, Phil Collins und Vangelis zu mögen.

Was hältst du als Musikkonsument vom Konzept des Geschmacks?
Ich kann nicht wirklich sagen, dass Geschmack etwas Konstantes ist. In gewisser Weise ist er irrelevant, weil du wahrscheinlich irgendwann alles magst, wenn sich dein Geschmack ständig weiterentwickelt. Als Kind mochte ich Country nicht, jetzt gefallen mir ein paar Lieder. Rap mochte ich früher auch nicht. Ich habe inzwischen gelernt, mich nicht sofort gegenüber etwas zu verschließen. Mir kann fast alles gefallen, wenn man es mir auf die richtige Art präsentiert. DJ Harvey spielt zum Beispiel Songs, von denen ich nicht gewusst habe, dass ich sie mag. Es ist einfach seine Art der Präsentation, die mich dazu bringt, sie zu mögen—total unabhängig von meinem persönlichen Geschmack. Jeder im Raum mag Chicagos „If You Leave Me Now", wenn es zum richtigen Zeitpunkt gespielt wird. Dein Geschmack verliert und Chicago gewinnt. DJ Harvey gewinnt. Ich glaube nicht, dass mein persönlicher Geschmack so wichtig ist.

Todd Terje & The Olsens The Big Cover-up ist bei Olsen Records/ rough trade erschienen und steht nachfolgend für dich als Stream bereit:

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Larry twittert. THUMP auch. Folge uns auf Twitter, Instagram und unserer neuen Facebook-Seite.

Das erste Mal, dass ich Vangelis gehört habe, war durch den Onkel meiner Ex-Freundin. Sie schämte sich für ihre Familie und sagte zu mir: „Rede nicht mit dem Onkel, er wird dich nur über Vangelis volllabern." Ich fragte: „Was ist so schlimm an Vangelis?" Sie darauf: „Das ist dieser neumodische New-Age-Scheiß, den die Leute gerade hören." Erst fünf Jahre später habe ich dann gemerkt, dass Vangelis cool ist. Ich war in der Zwischenzeit gegenüber etwas abseitiger, improvisierter Musik im Club offener geworden und verstand sofort, dass ich da etwas unglaublich Großartiges entdeckt hatte. Ich war aber gleichzeitig ziemlich genervt, dass meine Ex-Freundin mich so früh gegenüber seiner Musik verschlossen hatte und ich ihn mir nicht schon früher angehört hatte. Es dauerte seine Zeit, bis mir auch sein synthesizerlastiger Kram gefallen hat, aber jetzt höre ich das ganz gerne. Inzwischen ist es cool, Phil Collins und Vangelis zu mögen.

Was hältst du als Musikkonsument vom Konzept des Geschmacks?
Ich kann nicht wirklich sagen, dass Geschmack etwas Konstantes ist. In gewisser Weise ist er irrelevant, weil du wahrscheinlich irgendwann alles magst, wenn sich dein Geschmack ständig weiterentwickelt. Als Kind mochte ich Country nicht, jetzt gefallen mir ein paar Lieder. Rap mochte ich früher auch nicht. Ich habe inzwischen gelernt, mich nicht sofort gegenüber etwas zu verschließen. Mir kann fast alles gefallen, wenn man es mir auf die richtige Art präsentiert. DJ Harvey spielt zum Beispiel Songs, von denen ich nicht gewusst habe, dass ich sie mag. Es ist einfach seine Art der Präsentation, die mich dazu bringt, sie zu mögen—total unabhängig von meinem persönlichen Geschmack. Jeder im Raum mag Chicagos „If You Leave Me Now", wenn es zum richtigen Zeitpunkt gespielt wird. Dein Geschmack verliert und Chicago gewinnt. DJ Harvey gewinnt. Ich glaube nicht, dass mein persönlicher Geschmack so wichtig ist.

Todd Terje & The Olsens The Big Cover-up ist bei Olsen Records/ rough trade erschienen und steht nachfolgend für dich als Stream bereit:

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