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In Brandenburg werden illegale Open Airs mit dem Helikopter hochgenommen

Endlich haben es illegale Raver in der Schwerverbrechliste ganz nach oben geschafft. Wir haben bei der Polizei nachgefragt, wie es zu diesem Schritt kam.
Symbolfoto eines Helikopters der Polizei Brandenburg: imago / Frank Sorge

Der Sommer ist da – mit etwas Verspätung, aber er ist da! Zeit für Open Airs! Solche Freiluftpartys zu veranstalten, ist allerdings nicht mehr so einfach: illegale Raves werden sofort aufgelöst und die legalen sind ohne Ende durchkommerzialisiert. Seit einigen Monaten durchforstet die Polizei sogar die sozialen Netzwerke nach illegalen Partys und warnt die Veranstalter bereits im Vorhinein. In Brandenburg versuchten am vergangenen Wochenende etwa 60 Techno-Freunde trotz aller Widrigkeiten ein spontanes Open Air in einem Waldstück in Storkow zu veranstalten. Am Ende kam ihnen die Polizei aber auf die Schliche, wenn auch mit einem ungewohnten Mittel: Die Beamten flogen mit einem Helikopter über den Wald, um den genauen Standort der Party zu bestimmen.

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Bereits am Samstag hatten sich Anwohner über laute Musik beschwert, allerdings war es der Polizei zuerst unmöglich gewesen, die Quelle der wummernden Bässe auszumachen, wie die Polizeidirektion Ost in einer Meldung mitteilte. In der Nacht zum Sonntag wurde der Rave dann mithilfe des Hubschraubers entdeckt. Die Beamten nahmen die Personalien von allen 61 Techno-Fans auf, weil sich keiner von ihnen als Veranstalter zu erkennen gebe wollte. Obendrein heißt es in der Mitteilung auch noch: "Die Oberförsterei prüft nun, ob der Wald in Mitleidenschaft gezogen wurde."


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So weit so ungewöhnlich. Oder nicht? THUMP hat bei Stefanie Klaus von der Pressestelle der Polizei Brandenburg per Mail nachgefragt, wie es zu dem Helikopter-Einsatz kam. Für sie ist es nichts Ungewöhnliches, dass ein Helikopter zum Einsatz kam: "Der Einsatz des Polizeihubschraubers erfolgt immer lageabhängig. Im konkreten Fall war der Einsatz zur Lokalisierung des Einsatzortes, Aufklärung und Beweissicherung erforderlich. Anlass waren mehrere Notrufe bei der Polizei aufgrund einer erheblichen Ruhestörung aus einem zunächst nicht näher zu identifizierenden örtlichen Bereich." Außerdem seien "bei derartigen illegalen Veranstaltungen weitere Rechtsverstöße (Jugendschutzgesetz, OwiG, Landeswaldgesetz,…) nicht auszuschließen." Immerhin geht der Jugendschutz hier noch vor dem Waldschutz. Per Auto hätten die Beamten die Party jedoch nicht finden können.

In Brandenburg könnten zudem "legal Open Airs angemeldet werden", so Stefanie Klaus weiter. Das stimmt zwar, ist aber natürlich keine brandenburgische Besonderheit, sondern in allen Bundesländern möglich. Das Problem ist dabei vielfach, dass die Veranstaltungen oft nicht genehmigt werden, zum Beispiel weil "kein öffentliches Interesse vorliegt", wie in diesem Fall. Außerdem sind die Vorlaufzeiten recht lang, so dass eine relativ spontane Freiluftparty zumeist sowieso nicht möglich ist. In Halle gibt es seit ein paar Jahren daher die Möglichkeit, innerhalb von 24 Stunden ein Open Air anzumelden.

Draußen feiern bleibt also weiterhin ein schwieriges Unterfangen in Deutschland, auch außerhalb der großen Städte.

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