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Konstantin von Giegling soll Frauen als DJs für schlechter und übervorteilend halten

In einer Reportage der "Groove" wird eine eigentümliche Begegnung mit dem DJ beschrieben. Laut The Black Madonna habe er sich ihr zudem als "Chauvinist" vorgestellt.
Promofoto von Niels Freidel

Kaum ein Label war in den letzten Monaten so sehr im Gespräch wie das Weimarer Kollektiv Giegling mit seiner Welttournee. Auch THUMP berichtete mehrfach. In der Printausgabe des Magazins Groove ist nun eine weitere Reportage über diese Tour zu lesen. Aufsehen erregt dabei eine Passage über Konstantin, den wohl bekanntesten und mehr oder minder tonangebenden Künstler von Giegling.

Demzufolge soll Konstantin Männer überraschenderweise für in der Szene benachteiligt, aber von "Natur" aus fürs Auflegen prädestiniert halten. Nach Johannes Heils problematischen Facebookposts gibt es damit bereits den zweiten Sexismus-Skandal in der deutschen Szene.

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Die Journalistin Laura Aha, die auch bereits für THUMP tätig war, beschreibt dabei eine Zugfahrt mit Konstantin inklusive einer "ziemlich unerwarteten Diskussion über Feminismus im Allgemeinen und explizit über Frauen in der elektronischen Musikszene":

Statt sich jedoch (…) für mehr Gleichberechtigung der Geschlechter an den Decks und die Unterstützung weiblicher und nicht binärer DJs auszusprechen, äußert sich Konstantin (…) unerwartet heftig. Er empfände es als ungerecht, dass weibliche DJs zurzeit so sehr gefördert würden, obwohl sie seiner Meinung nach meist schlechter auflegten als Männer. Seiner Logik zufolge sei es demnach einfacher, als DJ erfolgreich zu werden, da die wenigen Frauen, die sich für das Auflegen interessierten, unverhältnismäßig gepusht würden.

Laut Groove habe Konstantin das mit einem "'natürlichen' Machtstreben und Geltungsbedürfnis, das dem Mann (…) inhärent sei" begründen wollen. Bei als DJs aufstrebenden Frauen hätte dies weiterhin zur Folge, dass sie "ihre 'weiblichen Qualitäten' verlieren und zusehends 'vermännlichen' würden", wie es im Text heißt.


Auch auf THUMP: Was ist heute gut an elektronischer Musik und was schlecht?


Aha schreibt, sie habe anschließend die Giegling-Kollektivmitglieder Dustin und Frauke mit Konstantins Aussagen konfrontiert. Diese gaben an, dessen Haltung zu kennen. "Beide versichern mir (aber), dass dies im Kollektiv eine explizite (…) Einzelmeinung sei." Die Gesamtheit aller Mitglieder würde sich geschlossen davon distanzieren, heißt es.

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Konstantin schreibt in erster Reaktion von "missverstandenem schlechten Humor"

Nachdem die Reportage gestern samt einer englischen Übersetzung der Sexismus-Stelle u.a. von Discwoman verbreitet wurde, hat sich Konstantin nun gegenüber Resident Advisor via Statement geäußert.

"Ich bedauere die Worte, die gedruckt wurden sehr", schreibt er. "Diese Worte sind keine direkten Zitate und meiner Meinung nach irreführend." Giegling hätte stets versucht, Frauen einzubeziehen. Und natürlich denke er nicht, dass Frauen schlechtere DJs als Männer seien. Zudem habe Konstantin das Auflegen von seiner Freundin Sarah gelernt.

Schuld an der Darstellung des Gespräches seien sowohl er selbst als auch Aha. Er, weil die Angewohnheit habe, Positionen, die nicht seine sind, manchmal auch nur einzunehmen, um andere zu provozieren. Sie, weil sie seinen schlechten Humor nicht verstanden hätte.

Dass "schlechter Humor", der schlecht ist, weil er Missstände wie Sexismus reproduziert, kein "Humor", sondern einfach nur schlecht ist, erwähnt er dabei nicht. Eine Entschuldigung kommt nicht. Auch zu dem zweiten Gespräch aus dem Artikel, demnach die restlichen Giegling-Mitglieder bereits von seinen Ansichten wüssten (die folgerichtig wohl mehr als nur "Witze" sein müssten) äußerte er sich nicht.

Das Kollektiv Giegling als solches hat bislang nicht auf eine Anfrage von THUMP zur Kontroverse reagiert.

The Black Madonna und Aurora Halal twittern über Negativerfahrungen mit Konstantin

Derweil berichten die DJs und Produzentinnen The Black Madonna, Courtesy und Aurora Halal von ähnlich gelagerten Erlebnissen mit Konstantin.

The Black Madonna twitterte über ein Zusammentreffen mit ihm vor wenigen Tagen. Demnach soll Konstantin folgendes zu ihr gesagt haben: "Du bist Feministin? Du möchtest vielleicht nicht in meiner Nähe sein. Ich bin ein Chauvinist."

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Screenshot von einer Serie von The Black Madonna-Tweets zu Konstantin

Ebenfalls auf Twitter schilderte Courtesy ein Zusammentreffen mit Konstantin, in dem dieser ihrer Erinnerung nach eine andere DJ als "vulgar" (ordinär) beschrieb. Der Grund dafür soll die vermeintliche "männliche" Art der Künstlerin gewesen sein.

In einem mittlerweile gelöschten Tweet gab Aurora Halal wiederum an, dass sie einst Gieglings Vril für eine Party buchen wollte. Konstantin soll daraufhin darauf bestanden haben, dass auch er spielen würde und das beide nicht auftreten würden, wenn "Lena oder Hauff" gebucht würden. Damit sind Lena Willikens und Helena Hauff gemeint. Die Party fand nicht statt.

Aurora Halals mittlerweile gelöschter Tweet von gestern

Konstantin spielt demnächst u.a. beim Melt! Festival, beim Freqs of Nature und bei Cocoon Ibiza. Des Öfteren ist er bereits in Clubs wie dem Berghain oder dem Bassiani in Tbilisi aufgetreten, die sich mehrfach für mehr Gleichberechtigung in der männlich-weiß-dominierten DJ Szene positioniert haben. Er ist auch als Herr Koreander und Teil von Kettenkarussell bekannt.

Diese Geschichte wird fortwährend aktualisiert.

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