Diana Ross tanzt im berühmten Studio 54. Foto von Sonia Moskowitz/Getty ImagesDieser Text erscheint als Teil unseres internationalen Spezials_ "Dancing VS the State". Dafür blickt THUMP eine Woche lang in den USA, UK _und Deutschland darauf, wie Staaten versuchen, elektronische Musik zu beschneiden und zu regulieren, und wie sich die Szene politisch positioniert.Das Verhältnis der USA zum Tanzen ist kein Einfaches. Die Geschichte des amerikanischen Nachtlebens quillt geradezu über vor Vorgaben und Regelungen, die nichts anderes zum Ziel haben, als die beliebte Freizeitaktivität im Zaum zu halten. Im hyperchristlichen Amerika des 19. Jahrhunderts war selbst ein züchtiger Paartanz in diversen Städten und Dörfern nicht erlaubt. Noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein war an gleichgeschlechtliche Tanzübungen in der Öffentlichkeit nicht zu denken. Bis heute existieren Gesetze wie das Cabaret Law in New York, das seit seiner Verabschiedung 1920ern bei Gelegenheit immer wieder in Anspruch genommen wurde, um Nicht-Weiße und Menschen der LBTQ-Gemeinschaft ins Visier zu nehmen. Bei einer Betrachtung der Fälle, in denen Gesetz und Tanzvergnügen aufeinanderstoßen, wird schnell klar, dass es sich meistens um Versuche handelt, Sexualität zu kontrollieren und marginalisierte Gruppen zu unterdrücken.
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THUMP hat die absurdesten und weitreichendsten Beispiele amerikanischer Gesetzgebung gegen das Feiern rausgesucht. Die Gesetze sagen viel über die Moralvorstellungen und Vorurteile der jeweiligen Zeit aus.Die baptistische Baylor University öffnet im Bundesstaat Texas ihre Pforten mit einem rigorosen Tanzverbot, das für das ganze Campusgelände gilt. Wie viele andere strenge Baptisten zu der Zeit sieht auch die Universitätsleitung im Tanz nur Sünde. Es sollte 151 Jahre bis zur Aufhebung des Verbots dauern. Als Universitätspräsident Robert Sloan Jr. die Regelung 1996 schließlich für ungültig erklärte, warnte er die Studierenden eindringlich, nichts "Obszönes oder Provokatives" zu tun.Wie die Tageszeitung The Day berichtet, schließt die Kommission für öffentliche Sicherheit in Minneapolis alle Kabarettbühnen und 43 Saloons der Stadt. In dieser Zeit steht "Kabarett" für jedes Lokal, in dem Auftritte – wie Musik und Tanz – vor sitzenden Zuschauern aufgeführt werden. Das Publikum selbst darf nicht tanzen und es ist illegal, Alkohol an Frauen zu verkaufen. Wenn ein Mann ein Bier kauft und es mit seiner Frau teilt, kann er dafür bestraft werden.Zur Blütezeit des Jazz verabschieden eine ganze Reihe Bundesstaaten sogenannte Sonntagsgesetze. Diese verbieten gewisse Tätigkeiten am Sonntag, wie etwa den Verkauf von Alkohol. Manche dieser Regelungen gelten heute noch. Besonders streng geht es in Atlanta zu, wo ein Gesetz das "Tanzen an öffentlichen Orten am Tag des Herren … verbietet", wie es in einer AP-Meldung von 1967 heißt. Diese Gesetze kamen im 20. Jahrhundert immer wieder zum Einsatz – besonders in den 1960er Jahren.In New York wurde 1926 während der Prohibition ein Gesetz verabschiedet, das jedes öffentliche Lokal, das Essen oder Getränke anbietet, dazu verpflichtet eine "Kabarett Lizenz" zu erwerben, damit die Gäste dort tanzen dürfen. Offiziell sollten damit die sogenannten Speakeasies bekämpft werden – Bars, in denen illegal Alkohol ausgeschenkt wurde – , allerdings war die Lizenz unfassbar schwierig zu bekommen und darüber hinaus sehr teuer. Die Gesetzgebung drosselte New Yorks ohnehin schon trockengelegtes Nachtleben und wurde besonders strickt gegen Bars durchgesetzt, die vor allem Nicht-Weiße frequentierten. Die Regelung, die oft als "Kabarett-Gesetz" oder "No-Dancing Law" bezeichnet wird, gilt auch heute noch. Über die Jahre wurde sie mit schwankender Intensität durchgesetzt.
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