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Gretchen McCulloch, eine auf die Internetsprache spezialisierte Linguistin, meinte zu mir, dass Sexting die Leute nicht zwangsläufig geiler macht. „Lies dir doch nur mal die Gedichte von Catull oder die Briefe von James Joyce an seine Frau Norah durch. Da steht unglaublich versautes Zeug drin", erzählte sie mir. Im Smartphone-Zeitalter können solche schmutzigen Unterhaltungen jedoch zu jeder Tages- und Nachtzeit stattfinden. So kannst du zum Beispiel schnell eine Nachricht über stahlharte Schwänze losschicken, während du bei Starbucks auf deinen Caramel Chai Latte wartest.„Oft geht man davon aus, dass Technologie eine Art moralische Panik auslöst, aber in vielen Fällen macht sie nur das für die breite Masse zugänglich, was einzelne Personen schon seit Jahrhunderten machen", erklärte McCulloch.Da wir jetzt aber diesen ganzen Dirty Talk in unser Handy eintippen, bringen wir dabei auch Sachen raus, die wir unserem Sexpartner so wohl niemals ins Gesicht sagen würden. Ich glaube, ich habe das Wort „Glied" noch nie in einer sexuell konnotierten Situation gebraucht. „Penis" und „Schwanz" auf jeden Fall, aber „Glied" noch nie. Anscheinend handelt es sich dabei um den Lord Voldemort der Genitalbezeichnungen. Hast du jemals versucht, die Dinge, die du beim Sexting schreibst, im echten Leben über die Lippen zu bringen? Das fühlt sich einfach nicht natürlich an.Motherboard: Ein neues Text-Game bietet dir Dirty Talk mit einer künstlichen Intelligenz
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Um diese Behauptung zu untermauern, startete die Filmemacherin Eileen Yaghoobian ein Projekt, bei dem reale Sexting-Konversationen im echten Leben nachgestellt wurden. Die dabei entstandenen „Send Me Your Sexts"-Videos sind total bizarr: Keine der Unterhaltungen ergibt wirklich Sinn, die Dialoge wirken abgehackt, es gibt ständig peinliche und langgezogene Pausen und man ist sich befremdlicherweise nie ganz sicher, wo genau der Dialog stattfinden soll. Ganz abgesehen vom Kontext der Videos wird sofort klar, dass diese Konversationen nur für die digitale Welt bestimmt waren.Ich weiß genau, was Yaghoobian mit ihrem Projekt sagen will. Wenn ich mir meine Sexting-Nachrichten später noch mal durchlese, denke ich mir oft: „Wer schreibt denn Bitteschön so eine Scheiße? Bin das wirklich ich?" Es fühlt sich fast so an, als würde irgendein Alter Ego diese Nachrichten eintippen und nicht die echte Alison.McCulloch zufolge ist das Ganze jedoch nicht so drastisch. „Eigentlich ist es so, dass Sexting dich in den ganzen Prozess viel mehr einbindet. Das bedeutet auch, dass wir viel schneller reagieren und schreiben", meinte sie zu mir. „Und wenn alles schnell schnell gehen muss, dann kommen wir eben nicht so eloquent rüber."Wenn ich mir meine Sexting-Nachrichten später noch mal durchlese, denke ich mir oft: „Wer schreibt denn Bitteschön so eine Scheiße? Bin das wirklich ich?"
Munchies: Warum sich Männer eher für Sex als für Essen entscheiden
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Thumbnail: Mike Licht | Flickr | CC BY 2.0