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Kalifornische Beamte sollen Häftlinge zum „Gladiatorenkampf“ gezwungen haben

Drei Deputy Sheriffs haben mutmaßlich Häftlinge unter Androhung von Gewalt zu Kämpfen, Glücksspiel und Liegestützen gezwungen.

Foto via San Francisco Sheriff's Department

Deputys des San Francisco Sheriff's Department sollen mutmaßlich einen „Fight Club" betrieben haben, bei dem Häftlinge unter Androhung von Strafe miteinander Faustkämpfe austragen mussten, so der Bezirksstaatsanwalt von San Francisco, George Gascón, der am Dienstag die Anklagen dreier Deputys bekanntgab.

Laut der Staatsanwaltschaft soll Deputy Scott N., der mutmaßliche Anführer der Gruppe, Häftlinge gezwungen haben, unter Androhung von Strafen wie der Anwendung von Tränengas, Elektroschocks, Schlägen oder einer Verlegung in ein anderes Gefängnis „wie Gladiatoren" zu kämpfen. Einem weiteren Beamten, Deputy Eugene J., wird zur Last gelegt, N. bei der Nötigung der Häftlinge geholfen zu haben, und Deputy Clifford C. wird vorgeworfen, als Zeuge untätig geblieben zu sein.

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Deputy N. wird außerdem zur Last gelegt, er habe Häftlinge gezwungen, Liegestütze zu machen und an Glücksspielen teilzunehmen, um Essen, saubere Kleidung und Bettzeug zu bekommen.

Alle drei Beamten des Sheriff's Department waren im County Jail von San Francisco angestellt, wo sie im sechsten Stock arbeiteten, so die Staatsanwaltschaft. Scott N. ist seither entlassen worden.

„Nicht nur haben diese Deputys mangelnde Professionalität an den Tag gelegt, sie haben menschliche Wesen, die sich in ihrer Verantwortung und Obhut befanden, auf furchtbar unmenschliche Weise behandelt", sagte Gascón während einer Pressekonferenz am Dienstag, bei der die Anklagen bekanntgegeben wurden.

N. ist in 17 Punkten angeklagt; er soll mindestens zwei Insassen zum Kämpfen gezwungen haben. Zu den Anklagepunkten gehören tätlicher Angriff, Drohungen, Unmenschlichkeit gegenüber Häftlingen sowie „grausame und ungewöhnliche Bestrafung", welche der achte Zusatzartikel zur US-Verfassung verbietet.

N.s Anwalt, Harry Stern, sagte SFGate, es hätten zwar unter N.s Aufsicht Kämpfe stattgefunden, doch dies sei nur geschehen, um es den Häftlingen zu ermöglichen, ein wenig „Dampf abzulassen". Auch behauptete er, der Fall sei politisch motiviert und diene Gascón zur Förderung seiner Karriere.

Die anderen beiden Deputys, J. und C., wurden der grausamen und ungewöhnlichen Bestrafung sowie der Verletzung ihrer amtlichen Pflichten angeklagt.

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„Häftlinge in unserer Obhut und unserem Gewahrsam erniedrigender und unmenschlicher Behandlung auszusetzen, pervertiert unser Strafjustizsystem und untergräbt alle Resozialisierungsbemühungen", sagte Gascón laut SFGate bei der Pressekonferenz.

Gascóns Büro kündigte die Anklagen nach einjährigen Ermittlungen an, die in Reaktion auf die Beschwerden zweier Häftlinge stattfanden. Laut der Los Angeles Times hatte sich der Vater eines der Häftlinge beim Büro des Pflichtverteidigers von San Francisco über Kämpfe unter Nötigung beschwert.

In den Anklageschriften heißt es, die Deputys hätten die zwei Häftlinge, die als deutlich unterschiedlich groß beschrieben wurden, an aufeinanderfolgenden Tagen und trotz schwerer Verletzungen zum Kampf gezwungen.

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„Sie waren Freunde", sagte der Pflichtverteidiger Jeff Adachi, bei dem die Beschwerde einging, bei der Pressekonferenz am Dienstag. „Sie wollten einander nicht bekämpfen, doch sie wurden dazu gezwungen, und man hat ihnen mit schlimmen Folgen gedroht, wenn sie keinen echten Kampf austrugen. Diese zwei Personen hatten schreckliche Angst, als sie zu uns kamen."

Der neue Sheriff von San Francisco, Vicki Hennessy, begann ihre Amtszeit nach den mutmaßlichen Taten. Sie hat der Öffentlichkeit versichert, sie habe Schritte unternommen, um weitere Fälle derartigen Verhaltens auszuschließen.

Gascóns Büro hat sich auf VICE News' Bitte um einen Kommentar nicht umgehend gemeldet.