Alle Fotos: © Warp RecordsWurden Fritz Langs und Kraftwerks Visionen von der Mensch-Maschine endlich Wirklichkeit? Der britische Produzent Tom Jenkinson alias Squarepusher hat soeben mit Music For Robots eine EP veröffentlicht, die nicht nur nach Maschinenmusik klingt, sondern mit zwei umfunktionierten japanischen Werksrobotern eingespielt wurde, den Z-Machines. Joseph Cox sprach mit Squarepusher über technische Möglichkeiten und menschliche Komposition.Der britische Produzent Squarepusher hat noch nie davor zurückgeschreckt, neue Technologien mit Musik zu vermischen. Für seine aktuelle Veröffentlichung Music for Robots geht der Künstler mit dem bürgerlichen Namen Tom Jenkinson erneut an die Grenzen der Technologie und lässt die Z-Machines seine Kompositionen spielen.Bei seinem vorherigen Album Ufabulum ging es um Live-Musik und die Überschneidung von LEDs mit kreischenden Synthesizern. Auf der aktuellen EP wird die Musik zwar immer noch live gespielt, aber den Job der Musiker haben jetzt Roboter übernommen: Die Band der Z-Machines besteht aus zwei programmierbaren Gitarristen, einem Schlagzeuger und einem Pianisten.Die Z-Machines wurden an der University of Tokyo in Zusammenarbeit mit dem japanischen Designer Kenjiro Matsuo entwickelt und in der Vergangenheit vor allem für das Zerschreddern von Metall verwendet; vermutlich aufgrund ihrer unglaublichen Arbeitsgeschwindigkeit.„Ich glaube nicht, dass Musik unbedingt von Menschenhand gemacht sein muss, um Gefühle erzeugen zu können. Ich beweise mit diesem Projekt gerne das Gegenteil", sagte Squarepusher im Zuge der Projektpräsentation.Wenn Maschinen in der Lage sind, Musik zu produzieren, die menschliche Ohren begeistert, kommt dann die Seele des Sounds von dem menschlichen Komponisten—oder steuern die Apparate etwas ganz Eigenes bei?THUMP: Inwiefern unterscheidet sich das Komponieren für Maschinen vom Musikzieren mit Menschen?
Squarepusher: Die Grenzen der unterschiedlichen Musikertypen sind ganz andere. Ein Robotergitarrist zum Beispiel kann sehr viel schneller spielen. Das Ausmaß an Bünden, das er greifen kann, ist sehr viel größer.Kompositorische Ideen entstehen häufig durch das Experimentieren im Grenzbereich einer Maschine. Ein Teil des vierten Stückes auf der EP zum Beispiel ist nicht wirklich durch einen Prozess entstanden, den ich im engeren Sinne als musikalisch bezeichnen würde. Es ging viel mehr um das Sammeln von Noten auf der Grundlage mathematischer Gleichungen und das Anwenden der Kalkulationen auf die Fähigkeiten eines Roboters.Ich habe den mathematischen Prozess benutzt, um das System bis zur Überlastung zu bringen und herauszufinden, was passiert.Dein Gitarrist hat 72 Finger, dein Schlagzeuger 22 Arme. Findest du es nicht schwierig, mit solch immensen technischen Möglichkeiten zu arbeiten?
Ich bin es gewohnt in einem Studio zu sitzen, das bis oben hin mit Equipment und zahlreichen unterschiedlichen Instrumenten vollgestopft ist, die alle ihre eigenen Vorteile und Probleme mit sich bringen. Du musst ein virtuelles Bild eines Studios im Kopf haben, während du die Apparate benutzt. Statt einfach nur an den Bedienelementen eines bestimmten Gerätes zu drehen, solltest du das im Vorhinein in deinem Kopf schon machen.Auf welche technischen Probleme bist du gestoßen?
Eines war der Roboter-Drummer. Es gibt eine Verzögerung zwischen dem Zeitpunkt an dem du eine Note absendest, dem Auslösen des Schlags eines Drumsticks und dem tatsächlichen Sound. Und wenn du einen Befehl an den Drumstick schickst, während dieser in Bewegung ist, dann ist der Abstand zwischen seiner Ruheposition und dem Schlagzeug kürzer, was wiederum die Zeitabstände verändert.Solche Probleme müssen aber kein Nachteil sein, denn ich wollte aus den Apparaten ja ein bisschen Funk herausholen und einen Swing in die Rhythmen bringen, die generiert werden.Aber Swing und Funk sind doch vor allem menschliche Kategorien. Können Maschinen damit auch etwas anfangen?
Mit solchen Ausdrücken bezeichnen wir normalerweise die menschlichen Nuancen beim Spielen. Du kannst diese Parameter auch einfach simulieren und erzielst so den Effekt eines menschlichen Musikers. Aber solche Imitation war definitiv nicht mein Ziel. Statt Maschinen einfach nur menschlich zu machen, wollte ich die Charakteristika von Robotern untersuchen und ausreizen. Ich glaube Menschen und Roboter sollten Schulter an Schulter stehen.Squarepusher x Z-Machines, Music for Robots, Warp Records, CD / MP3Folgt Joseph auf Twitter: @josephfcox**Folgt THUMP auf Facebook und Twitter.MEHR VON THUMP„Lass es liegen, fass es an"—Ein Interview mit PattenEin Gespräch über die Musealisierung elektronischer Musik, das visuelle Konzept von Pattens neuem Album ‚Estoile Naiant' und den Schriftsteller Jorge Luis Borges.„Der Urknall, der ultimative Sound"—Ein Interview mit Max CooperVom Genetiker zum Beatkünstler: Wir erkunden menschliche Emotionen und Klang in 4D mit dem irischen Produzenten Max Cooper. Hör dir seinen exklusiven Mix an.„Die Schlagzeile lag völlig auf der Hand"—Parodie und Musikjournalismus in Zeiten von TwitterWir sprachen mit den Machern des Parodie-Twitters @FICTION_Mag. Schnell noch folgen, bevor es jeder tut.
Anzeige
Squarepusher: Die Grenzen der unterschiedlichen Musikertypen sind ganz andere. Ein Robotergitarrist zum Beispiel kann sehr viel schneller spielen. Das Ausmaß an Bünden, das er greifen kann, ist sehr viel größer.
Anzeige
Ich bin es gewohnt in einem Studio zu sitzen, das bis oben hin mit Equipment und zahlreichen unterschiedlichen Instrumenten vollgestopft ist, die alle ihre eigenen Vorteile und Probleme mit sich bringen. Du musst ein virtuelles Bild eines Studios im Kopf haben, während du die Apparate benutzt. Statt einfach nur an den Bedienelementen eines bestimmten Gerätes zu drehen, solltest du das im Vorhinein in deinem Kopf schon machen.Auf welche technischen Probleme bist du gestoßen?
Eines war der Roboter-Drummer. Es gibt eine Verzögerung zwischen dem Zeitpunkt an dem du eine Note absendest, dem Auslösen des Schlags eines Drumsticks und dem tatsächlichen Sound. Und wenn du einen Befehl an den Drumstick schickst, während dieser in Bewegung ist, dann ist der Abstand zwischen seiner Ruheposition und dem Schlagzeug kürzer, was wiederum die Zeitabstände verändert.
Anzeige
Mit solchen Ausdrücken bezeichnen wir normalerweise die menschlichen Nuancen beim Spielen. Du kannst diese Parameter auch einfach simulieren und erzielst so den Effekt eines menschlichen Musikers. Aber solche Imitation war definitiv nicht mein Ziel. Statt Maschinen einfach nur menschlich zu machen, wollte ich die Charakteristika von Robotern untersuchen und ausreizen. Ich glaube Menschen und Roboter sollten Schulter an Schulter stehen.Squarepusher x Z-Machines, Music for Robots, Warp Records, CD / MP3Folgt Joseph auf Twitter: @josephfcox**Folgt THUMP auf Facebook und Twitter.MEHR VON THUMP„Lass es liegen, fass es an"—Ein Interview mit PattenEin Gespräch über die Musealisierung elektronischer Musik, das visuelle Konzept von Pattens neuem Album ‚Estoile Naiant' und den Schriftsteller Jorge Luis Borges.„Der Urknall, der ultimative Sound"—Ein Interview mit Max CooperVom Genetiker zum Beatkünstler: Wir erkunden menschliche Emotionen und Klang in 4D mit dem irischen Produzenten Max Cooper. Hör dir seinen exklusiven Mix an.„Die Schlagzeile lag völlig auf der Hand"—Parodie und Musikjournalismus in Zeiten von TwitterWir sprachen mit den Machern des Parodie-Twitters @FICTION_Mag. Schnell noch folgen, bevor es jeder tut.