Robert Hood über Techno, Spiritualität und Polizeigewalt in den USA
Marie Staggat

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Robert Hood über Techno, Spiritualität und Polizeigewalt in den USA

„In Musik steckt so eine starke Kraft, sie kann sogar Aufstände herbeiführen.“

Nenn ihn Floorplan, Monobox oder einfach einen von Detroits Besten, Robert „Noise" Hood hat einen Ruf, der ihm vorauseilt. Seit er sich in den frühen 90ern durch sein Mitwirken bei dem radikalen Underground-DJ-Kollektiv Underground Resistance einen Namen gemacht hat, findet sich Hood dauerhaft unter den am meisten respektierten Größen der elektronischen Musikwelt wieder.

Diesen Monat gibt es so etwas wie eine Premiere für einen Produzenten, von dem vermutlich viele annehmen, dass er schon lange keine Premieren mehr erlebt. Er nimmt vorerst eine Auszeit von seinem eigenen Label M-Plant und veröffentlicht eine EP auf EPM Music, die zwei seiner Dancefloor-Persönlichkeiten kombiniert, den minimalistischen Robert Hood und den etwas gefühlvolleren Floorplan. „Es schien die richtige Zeit zu sein, das zu tun. Ich wollte schon immer eine Veröffentlichung mit Robert Hood und Floorplan machen", erklärt Hood über das Telefon aus seiner ländlichen Heimat in Alabama. „Ich weiß nicht, ob das nochmal passiert."

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Hood verrät, dass die Gospel-, Disco- und House-Elemente auf seiner neuen EP direkt von Lil' Louis beeinflusst wurden, dem Chicagoer Produzenten hinter dem House-Klassiker „French Kiss". „In den späten 80ern und frühen 90ern habe ich das, was er gemacht hat, geliebt. Ich erinnere mich daran, gedacht zu haben: ‚Das ist es, was einen Künstler ausmacht'", sagt Hood. „Ich habe mich von der Art angezogen gefühlt, mit der er der spirituellen Disco-Atmosphäre gehuldigt hat."

Spiritualität ist besonders wichtig für Hood, der sich selbst eher als einen „spirituellen Typen" als einen „religiösen Typen" bezeichnet. „Religion, fehlgeleitete Religion, blendet die Leute vor der Wahrheit. Ich betrachte [die Welt] durch die Augen von Liebe und Gnade. Wenn du Gnade verstehst, dann verstehst du, dass wir alle in gleichem Boot sitzen", sagt er.

Photo: Marie Staggat

Ich frage Hood, wie sein Glauben an spirituelle Gnade, zusammen mit der radikalen Politik von Underground Resistance, in das heutige Amerika passt—eine Nation, in der die Erschießung von unbewaffneten schwarzen Männer zu einer furchtbaren Alltäglichkeit geworden ist. Wo steht die Musik in dieser geteilten Gesellschaft?

„Musik ist so eine starke heilende Kraft", antwortet Hood nach eine Denkpause. „Sie kann auch Aufstände anstacheln. Sie ist so eine kraftvolle Ausdrucksform, die uns durch schwere Zeiten hilft. Ich erinnere mich daran, wie ich diesen Song von Pharoahe Monch namens ‚Clap' gehört habe. Er hat gesagt, dass die Leute eines Tages klatschen werden—damit meinte er aber nicht mit den Händen, sondern durch einen Pistolenschuss. Das siehst du in Ferguson, nachdem das Justizministerium das rassistische Klima in der Polizeiverwaltung offengelegt hat."

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„Wir sehen, dass andauernd junge schwarze Männer ermordet werden", erzählt Hood weiter. „Seit 2008"—in dem Jahr, in dem Präsident Obama gewählt wurde—„hat die Wut zugenommen. Von Hass getrieben Gruppierungen haben seither um 800% zugenommen. Auf College-Campus gibt es rassistische Gesänge. Auf beiden Seiten gibt es Hass. Aufgrund der Geschichte des Landes vertrauen wir der Polizei nicht. Respekt wird sich verdient, er ist nicht gegeben; wir alle müssen den Respekt der anderen verdienen."

Die Antwort, sagt Hood, liegt nicht im weltlichen Reich der Regierung oder der Politik, sondern in einer höheren Kraft: Jesus.

„Die Bibel sagt: ‚Meine Leute werden durch einen Mangel an Wissen zerstört', aber es geht nicht so sehr darum, dass wir es nicht wissen—sondern darum, dass wir das Wissen zurückweisen", erklärt er. „Wir müssen das Wissen also festhalten. Musik ist für mich eine Art, die gute Nachricht zu verbreiten, die Heilsbotschaft."

Als einer der Paten des Techno sieht Hood seine musikalische Mission heutzutage darin, die nächste Generation „zu füttern". „Die Seele von Techno wurde zwischen 1997 und 2007 verwässert und ging verloren", sagt er. Erst in den späten 2000ern hat Techno „seine Seele zurückgewonnen und sich von dem Durcheinander und den unnötigen Elementen befreit."

„Jetzt, da wir dieses Stadium erreicht haben, in dem Techno so stark wie vorher und so gesund ist—so habe ich es seit Jahren nicht mehr gesehen—ist es wichtig, nicht zu selbstgefällig zu werden", schlussfolgert er.

„Jetzt geht es um Qualitätskontrolle und das fängt mit mir an. Das Essen, das ich den Leuten serviere, muss von guter Qualität sein, damit die Kids damit wachsen können. Also ist es sehr wichtig, dass ich die Tracks für ein Set sorgfältig auswähle, versuche, das zu finden, was ich servieren werde—das, was auf dem Speiseplan steht."

Robert Hoods EP Shaker/Ritual erscheint am 20. April über EPM Music

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