FYI.

This story is over 5 years old.

Köln

Roland Kaiser Wilhelm massiert dich mit seinem 'Hitachi M.W.' bis zum Höhepunkt

Der Kölner Produzent hat den passenden Track für den sonnigsten Tag des Jahres parat. Hör ihn dir exklusiv bei uns in voller Länge an.
Roland Kaiser Wilhelm hat seinen neuen Track mit einem Roland-Synthesizer aufgenommen. Was kann da noch schiefgehen? Foto: Caroline Kox

Roland Kaiser Wilhelm – Wer so einen Namen hat, weiß, was er tut. Zum Beispiel in Sachen Musik. Gemeinsam mit Sebastian Ingenhoff bildet Roland Camp Inc., ein Duo, das für seine hardwarebasierten Live-Sets bekannt ist. Also nix mit Macbook und Ableton.

Ein bekannter Hardware-Hersteller ist auch der Namensgeber der neuen EP von Roland Kaiser Wilhelm, die auf dem Kölner Label Baumusik veröffentlicht wird. Du kennst ihn vielleicht noch aus deiner Kindheit, als dein Vater mit seiner Kamera immer Videos von dir drehte, in denen du deinen extravaganten Klamottenstil zur Schau gestellt hast. Die Rede ist von Hitachi, dem japanischen Elektrotechnikkonzern, dessen Aussprache irgendwie an Pikachu erinnert.

Anzeige

Hitachi ist aber auch für ein Gerät bekannt, dass dich laut Label wie ein Flugzeug in die höchsten Höhen hebt. Ecstasy? Hat Hitachi mal Pillen produziert? Nein, aber einen Massagestab mit dem Namen "Magic Wand", der alle erogenen Zonen des Körpers stimuliert - Zwinker Zwinker. Der Opener von Roland Kaiser Wilhelms neuer EP ehrt dieses Gerät auf musikalische Art und Weise mit einem Italo-Cosmic-Disco-Brett, das den Hörer in eine ähnliche Ekstase versetzt wie die Magic Wand. Wir haben den Track als exklusive Premiere ergattern können und hören ihn seitdem in Dauerschleife.

Anlässlich der neuen EP haben wir uns mit Roland Kaiser Wilhelm über seinen neuen Release, Baumusik und die elektronische Szene in Köln unterhalten.

THUMP: Baumusik war uns bisher noch kein Begriff. Wie ist das Label entstanden, warum der Name und wie würdest du seine Ausrichtung beschreiben?
Roland Kaiser-Wilhelm: Baumusik ist ein kollektiv betriebenes Label, das im Sommer letzten Jahres aus dem Drang entstand, den Künstlern und Bands aus dem Umfeld der Kölner Off-Location Baustelle Kalk (daher der Name) eine gemeinsame Heimat zu geben. Dabei sind wir nicht rein auf Clubmusik ausgerichtet, viele unserer Künstler kommen auch aus dem Impro-, Noise- oder Popbereich, und auch Sachen wie Hörspiele, Plakate oder Flyersammlungen zählen zu unseren Veröffentlichungen und bekommen eine eigene Katalognummer. Einen ganz guten Überblick über unseren Sound bekommt man mit unserer ersten Compilation it is a rose, a raisin, die wir kurz vor Weihnachten rausgebracht haben.

Anzeige

Kommen wir zu deinem neuen Release. Die A-Seite hat einen starken 80er Vibe und geht in Richtung Cosmic Disco, während die B-Seite mehr in Richtung Old School House geht. Wie sind die Nummern zustande gekommen?
Das erste Stück entstand beim Jammen mit meinem Roland Jupiter-6 Synthesizer und einer alten Drummachine. Komischerweise ist der resultierende Loop immer sieben Takte lang statt der üblichen acht, keine Ahnung wie das passiert ist. Später habe ich nur noch Flächen, ein paar Chords und ein witziges Moog-Solo hinzugefügt. Der zweite Track, der im Grunde schon ziemlich alt ist, fußt hauptsächlich auf der Bassline in der zweiten Hälfte, die diesen typischen early-90s House-Orgel-Sound benutzt, wo dann eine gefilterte Fläche (eigentlich auch eine Orgel – hence the name) und ein paar spooky Sounds aus einem anderen alten Synthie drüber rumflirren. Beiden Tracks ist gemein, dass sie nur mit Hardware-Synths gemacht wurden, abgesehen vielleicht von ein paar im Rechner erzeugten Drumsounds.

Du lebst in Köln. Es macht häufig den Eindruck, als würde die Stadt in Sachen elektronischer Musik wenig Beachtung finden, obwohl eine Reihe guter Produzenten dort leben. Wie siehst du die Kölner Szene, sofern man davon sprechen kann und wie steht sie im internationalen Vergleich da?
Naja, die Kölner Szene hat ja schon eine irre Historie und einen nicht zu unterschätzenden Einfluss in der Geschichte v.a. von Techno, man denke nur an Kompakt und Konsorten. Heute ist der Einfluss vielleicht nicht mehr so groß, aber hier passieren doch eine ganze Menge spannende Sachen, die momentan oft auch an der Schnittstelle zu Pop stattfinden oder einfach verspielter daherkommen als das meiste aus der Hauptstadt oder den anderen Epizentren. Unser Label besetzt da eher eine Nische, setzt aber natürlich alles daran, seinen eigenen Sound als Trademark zu platzieren. Generell zeichnet sich die hiesige Szene nicht so sehr durch Konkurrenzdenken aus, sondern eher durch ein harmonisches Miteinander oder sogar Ineinander-Greifen.

Anzeige

Was steht bei dir in den nächsten Monaten noch an Releases an? Was kommt noch auf dem Label?
Ich arbeite momentan hauptsächlich mit meinem Hauptprojekt Camp Inc. an ein paar Remixen, im Frühjahr/Sommer will ich mich dann an die Live-Umsetzung meiner Solostücke begeben. Auf Baumusik kommen im April und Mai ganz großartige Alben von Mythos Amerika und Hall&Rauch, außerdem steht eine Remix-EP von Jeandado in den Startlöchern und Veröffentlichungen von Koxette und Söhnlein Brillant. Da kommt dieses Jahr auf jeden Fall noch einiges!

Hitachi M.W. erscheint am 3. März digital und in limitierter Auflage als Kassette, beide Versionen kannst du dir via Bandcamp vorbestellen.

Roland Kaiser Hitachi M.W. Tracklist:

1. Hitachi M.W.
2. Orgue Deux

Folge THUMP auf Facebook und Instagram.