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Das fragwürdigste Club-Wahlplakat kommt nicht von der FDP, sondern der CDU

In Berlin feiern laut der Konservativen nur weiße Menschen, die dann dafür aber angeblich sicher sind.
Das Wahlkampfplakat der CDU: „Sicher feiern"—aber nicht mit jedem? Foto: CDU

Im Berliner Wahlkampf geben sich die Parteien derzeit betont cool. Am Wochenende probierte es die FDP mit etwas Drogenhumor und stellte (für kurze Zeit) das Plakat „Chemieunterricht darf nicht erst nach 24 Uhr stattfinden" vor dem Berghain auf. Von uns bislang übersehen, hat aber auch die CDU schon seit einigen Tagen ein Motiv auf der Straße, das deutlichen Ausgehbezug hat: Für die Wahlen haben die Konservativen „Sicherheit" als ihr Kernwahlkampfthema ausgemacht und werben in ihrer „Sicher …"-Reihe auch mit dem Plakat „Sicher feiern." Darauf zu sehen, sind fünf blonde weiße junge Menschen, die in der Abendsonne am Spreeufer oder auf einem Hausdach sitzen. #berlinsundown.

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Angesichts der kulturellen Vielfalt der Stadt Berlin und ihrer Menschen und angesichts der noch immer nachhallenden Debatten um die Silvesternacht in Köln Anfang des Jahres, füttert das Motiv ein bedenkliches Narrativ. Denn nicht nur, dass nichtweiße Menschen bildlich ausgegrenzt werden, durch die Überschrift wird ihre Abwesenheit auch als Versprechen von Sicherheit impliziert. Trotz der ein oder anderen rassistischen Tür: So weiß ist kein Berliner Club!

Auf Facebook kommentiert die Partei dazu: „Die CDU will, dass sich die Berlinerinnen und Berliner sowie Gäste unserer Stadt sicher fühlen und frei in unserer Stadt bewegen können – jederzeit und überall. Das wollen wir vor allem mit mehr Polizeipräsenz erreichen. Aber auch der Einsatz von Video-Technik soll dazu beitragen." Man will also noch mehr Polizistinnen und Polizisten und noch mehr Überwachung—auch vor Clubs.

In einem solchen hat das Werbeteam der Kampagne wohl auch mal das Life and Death-Release „Soft" von PillowTalk gehört. Denn der niedliche Titel untermalt den aktuellen Law-and-Order-Wahlspot der Partei, „Berlin—sicher und sauber". Andererseits passt das auch, denn so heißt es in den Lyrics des -House-Stücks: „You're being soft again (…) Come out to night, dry off your eyes, don't let it show!" Und dazu kannst du dir jetzt eine ganze Menge weißer Menschen tanzend in der Abendsonne vorstellen.

Eine THUMP-Anfrage beim Label, ob dafür, anders als beim jüngsten „Brillen"-Spot der Berliner AfD, auch die nötigen Rechte eingeholt wurden, blieb bislang noch unbeantwortet.

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Mit Hilfe von Philipp Kutter

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