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Wie LSD dich kreativer machen kann

Eine deutsch-britische Studie liefert neue Erkenntnisse über den Einfluss der Substanz auf dein Sprachzentrum.
Garry Knight/CC BY 2.0

Bild: Eine kreative Zeichnung, die auch ohne LSD entstanden ist. Flickr/Garry Knight/CC BY 2.0

Bus. Lastwagen. Vehikel. Motorrad. Mofa. Bobby-Car. Boller-Wagen. Seifenkiste. Du hast grad nicht verstanden, worum es geht? Diese Assoziationskette könnte beim Betrachten eines Bildes von einem Auto entstanden sein. Bei dir im Kopf. Auf einer geringen Dosis LSD. Unter wissenschaftlicher Anleitung.

Eine neue Studie hat erstmals genauer untersucht, wie sich Lysergsäurediethylamid auf das Sprachzentrum im Gehirn auswirkt. Das Ergebnis, so viel vorweg: Es macht die Zuordnung von Objekten zu ihrem korrekten Begriff zwar schwieriger als in nüchternem Zustand, dafür fördert es aber das kreative und assoziative Denken.

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An der Untersuchung waren mehrere Universitäten beteiligt. Wie bei nahezu jeder neuen Studie zu LSD war das Imperial College um David Nutt und Robin L. Carhart-Harris mitverantwortlich. Dieses Mal war aber auch ein Team um die deutsche Psycholinguistin Dr. Neiloufar Family Teil der Forscher.

Um die Wirkung von LSD auf das semantische Netzwerk im Gehirn zu untersuchen, wurde folgendes Experiment durchgeführt: Zehn Probanden verabreichte man jeweils im Abstand von einer Woche eine Mikro-Dosis LSD sowie ein Placebo verabreicht. Danach wurden ihnen Bilder mit verschiedenen Objekten gezeigt, die sie benennen sollten.

„Die Ergebnisse zeigen, dass LSD sich auf die Sprache auswirkt", sagt Neiloufar Family bei der Präsentation des Forschungspapiers, das in der Fachzeitschrift Language, Cognition and Neuroscience veröffentlicht wurde. Nach der Einnahme der Droge hatten die Versuchsteilnehmer Probleme, die Gegenstände auf den Bildern richtig zuzuordnen. Zeigte man ihnen ein Auto, sagten sie zum Beispiel „Bus" oder „Zug". Offenbar spricht die Substanz das sogenannten semantische Netzwerk im Gehirn an, in dem die Prozesse der Wissensorganisation stattfinden, wie es in der Fachsprache der Psycholinguistik heißt.

Konkret beeinflusst LSD also die Art und Weise, wie Menschen Wörter miteinander verknüpfen. „Durch LSD wird dieses [semantische] Netzwerk sehr stark aktiviert, sodass den Probanden ähnliche Wörter einer Wortfamilie in den Sinn kommen", wie Neiloufar Family festhält.

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Das wiederum bedeutet: LSD kann dich in—und das ist entscheidend—geringen Dosierungen kreativer machen. Dr. Family konstatiert in einer Pressemitteilung der TU Kaiserslautern: „Psychedelische Substanzen wie LSD fördern die Kreativität. Dadurch könnten auch weitere Bereiche, die mit dem Sprachbereich im Gehirn in Verbindungen stehen, aktiviert werden." Damit bestätigt die Studie zahlreiche Erfahrungsberichte zum sogenannten Microdosing.

Einer der zentralen Forschungsbereiche zu LSD, ist dessen möglicher Einsatz in der Psychotherapie. Auch diesbezüglich gibt die Studie neue Ansatzpunkte. Durch die Aktivierung des semantischen Areals im Gehirn, könnten verborgene Gedanken und Assoziation leichter aus dem Tiefenbewusstsein geholt werden. Psychische Leiden wie Depression oder posttraumatische Belastungsstörungen könnten durch die Anregung der neurobiologischen Mechanismen therapeutisch behandelt werden.

Es bleibt zu hoffen, dass der Forschung dabei in Zukunft keine bürokratischen Hürden durch die entsprechenden Behörden in den Weg gestellt werden. Trotzdem solltest du das alles nicht zu Hause nachmachen. Die Studie lief unter strengen Auflagen und ärztlicher Aufsicht, um das gesundheitliche Risiko zu minimieren. Zu Hause hast du dieses Setting nicht—vermutlich.

Wenn du dich ausführlicher zu der Studie informieren willst, empfehlen wir dir diesen Vortrag von Dr. Neiloufar Family:

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